ResearchKit: Warum Apple in die medizinische Forschung einsteigt
Apple überraschte auf dem Apple-Watch-Event Anfang März nicht nur mit dem besonders flachen MacBook, sondern auch mit einer neuen Gesundheits-Schnittstelle für Mediziner, genannt ResearchKit. Über die
Open-Source-Umgebung für iOS können Nutzer medizinische Daten für Studien bereitstellen, die sich zum Beispiel mit Asthma, Brustkrebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen beschäftigen – auch eine Verwendung der HealthKit-Daten ist möglich.
Dr. Stephen Friend war maßgeblich an der ResearchKit-Entwicklung beteiligt und hat jetzt einige interessante Details zum Entstehungsprozess der Schnittstelle genannt. Im September 2013 sprach der Arzt auf der Stanford’s-MedX-Konferenz erstmals von seiner Vision, eines Tages ein Open-Source-System zu entwickeln, das es Usern ermöglicht,
Gesundheits-relevante Daten in die Cloud zu laden und Forschungszwecken zur Verfügung zu stellen.Im Publikum saß damals Michael O’Reilly, der kurz zuvor zu Apple gewechselte ehemalige Gesundheits-Chef von Masimo, einem Hersteller von Anlagen zur Überwachung von Vitalfunktionen. O’Reilly erkannte direkt das Potential von Friends Idee und bot dem Arzt umgehend nach dem Vortrag einen Job an – natürlich auf Apple-typische geheimniskrämerische Art: „Ich kann Ihnen nicht sagen, wo ich arbeite oder was ich dort tue, aber ich muss mit Ihnen sprechen."
Friend stimmte schließlich zu, an ResearchKit mitzuarbeiten und traf sich zu diesem Zweck regelmäßig mit Entwicklern und Wissenschaftlern in Apples Hauptquartier. Während Apple das ResearchKit-Framework erstellte, wurden parallel dazu schon einige ResearchKit-Apps entwickelt – darunter mPower zur Erforschung von Parkinson.
Dr. Stephen Friend betonte im Interview, dass er sich bewusst für Apple und gegen die Konkurrenten Google, Facebook und Microsoft entschieden habe: „Google und Facebook leben von dem Verkauf von Daten. Sie liefern Leuten Informationen über andere Leute.“ Apple als Hardware-Unternehmen sei am glaubwürdigsten darin gewesen, die mit ResearchKit gewonnen Daten nicht für eigene Zwecke zu missbrauchen.
ResearchKit kann bis jetzt als Erfolg bezeichnet werden; schon innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Veröffentlichung meldeten sich allein für eine Studie der Stanford Universität über Herz-Kreislauf-Erkrankungen mehr als 10.000 Freiwillige per App an – laut Alan Yeung, dem medizinischen Direktor von Stanfords Herz-Kreislauf-Abteilung, dauere die Rekrutierung von so vielen Teilnehmern normalerweise ein Jahr, wobei zusätzlich 50 Medizin-Zentren im ganzen Land benötigt werden.
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