Ursprünglich wollte ich nur den neuen Violectric Mobil-DAC Chronos im morgigen TechTicker vorstellen. Doch der Text wurde durch gewisse Details, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte, immer länger. Kurzentschlossen wurde daraus nun ein alleinstehender Artikel, der
auch Informationen zum Chronos beinhaltet, hauptsächlich aber ein anderes Problem beleuchtet. Die Überschrift verrät, worum es geht.
DACs mit Kopfhörerverstärker – auch solche für mobile Nutzung – sind natürlich nicht neu. Doch mit der Einführung von Apple Music Lossless und HiRes (siehe auch
diesen Artikel) rücken die kleinen Klangbooster wieder verstärkt in den Fokus besonders klangbewusster Anwender. So lässt sich das HiRes-Angebot von Apple Music ohne ein solches Zusatzgerät nämlich gar nicht nutzen.
Warum nicht? Weil Apple über seine eigenen Wandler (wie den
Lightning auf 3,5‑mm-Kopfhöreranschluss Adapter) oder über AirPlay (und auch über tvOS) nicht mehr als 24Bit/48kHz ermöglicht. Wird von Apple Music ein Titel mit 24/96 oder 24/192 gespielt, wird durch AirPlay oder den Klinke-Adapter
immer erst auf 24/48 downgesampelt, bevor es analog gewandelt wird.
Mit dem
Chronos DAC stellt
Violectric nun einen neuen kompakten Wandler und Kopfhörerverstärker vor, mit dem Nutzer in den Genuss
echter (nicht re-sampelter) HiRes-Wiedergabe kommen. Etwas, das allerdings auch ähnlich teure Geräte wie der
Audioquest Dragonfly Red beherrschen. Der kleine Violectric-Adapter im massiven Alu-Gehäuse kann über USB-C, Micro-USB oder Lightning mit Smartphones, Tablets oder Notebooks verbunden werden und ist mit macOS, iOS, Windows 10 und Android kompatibel.
Der Chronos DAC-Chip unterstützt Auflösungen bis zu 384 kHz / 32 Bit sowie DSD 256. Der Kopfhörerverstärker kann mit bis zu 30 mW Leistung auch anspruchsvolle Kopfhörer versorgen. Der in Deutschland entwickelte Chronos wird, wie alle Komponenten von Violectric, in Konstanz am Bodensee gefertigt und kostet (UVP) 199 Euro.
Nun aber der Haken:Mit Apple Music und macOS ist HiRes-Wiedergabe (damit ist alles über 24 Bit / 48 kHz gemeint) nur eingeschränkt möglich. macOS hat nämlich keine automatische Samplingratenumschaltung. Das Mac-Betriebssystem gibt immer nur die Auflösung und Samplingrate aus, die im Audio-MIDI-Setup eingestellt wurde. Hier ein Beispiel-Screenshot:
Das Thema ist komplex, aber als Faustregel gilt, Re-sampling wenn möglich zu vermeiden und den DAC bitperfekt zu füttern. Besonders ungünstig ist es, wenn ungerade re-sampelt wird. Beispiel: Das Musikstück wird mit 88,2 kHz geliefert, im Audio-MIDI-Setup ist aber 48 oder 96 kHz eingestellt. Hintergrund: Es gibt zwei „Taktfamilien“, 44,1 und 48 kHz und die jeweiligen Vielfachen davon. Also 44,1, 88,2, 176,4 etc. Sowie 48, 96, 192 kHz u.s.w. Beim Wechsel der Taktfamilie kommt es selbst bei hoher Rechengenauigkeit zu Rundungsfehlern.
Konkret heißt das: Wer vom Mac
bitperfektes (nicht re-sampeltes) HiRes spielen will, muss statt „Musik“ (formerly known as iTunes) eine andere App wie Audirvana oder Roon nutzen, die automatisch für die Ausgabe der richtigen Auflösung und Samplingrate sorgen. Aber diese Apps wiederum unterstützen Apple Music als Streamingdienst nicht. HiRes-Wiedergabe in Reinform mit Apple Music auf dem Mac ist damit nur extrem eingeschränkt möglich, weil der Nutzer bei jedem Titelwechsel erst mal in Apple Music nachsehen, welche Samplingrate ausgegeben wird, und diese dann manuell im Audio-MIDI-Setup einstellen müsste. – Was natürlich völlig praxisfremd ist.
Zwar könnte man nun im Audio-MIDI-Setup einfach die höchstmögliche Samplingrate einstellen, die der angeschlossene DAC noch verarbeiten kann. Damit wird von macOS
alles entsprechend upgesampelt. Was hinten rauskommt, ist damit per Definition "HiRes". Und zwar selbst dann, wenn die Quelle nur eine zu Brei komprimierte MP3-Datei ist. Jedoch hat das mit der "nativen" Auflösung, mit der der nachgeschaltete DAC am besten arbeiten kann, nichts zu tun. Eine Analogie wäre das zwangsweise Skalieren einer Grafikauflösung auf ein Format, das nicht der physischen Auflösung des Monitors entspricht.
In iOS sieht die Sache anders aus. Apples Betriebssystem für iDevices beherrscht verblüffender Weise die automatische Umschaltung auf die jeweilige Auflösung und Samplingrate. Mit einem passenden DAC, wie dem Chronos, kann über den Lightning-Port also nicht re-sampeltes HiRes in nativer Auflösung verarbeitet werden. Der DAC kann dieses bitperfekt verarbeiten und analog wandeln. iOS ist somit das "audiophilere" Betriebssystem von Apple.
Andere machen's auch nicht besserAndroid-User (anwesende bitte die Hand heben) müssen jetzt aber ganz tapfer sein, denn auch sie können leicht in die Re-Sampling-Falle tappen. Hersteller wie Violectric versprechen zwar die Kompatibilität solcher DACs wie dem Chronos mit Googles Mobil-OS, Nutzer werden aber nicht darüber informiert, dass Android (ähnlich wie bei AirPlay) immer alles auf 24Bit/48kHz resampelt. Auch bei Ausgabe über den USB-Port! Kollege
John Darko fasste es so zusammen (übersetzt):
"Ein 192kHz-Stream wird [von Android] auf 48kHz heruntergesampelt. Dies gilt auch für einen 96kHz-Stream. Ein 48kHz-Stream wird nicht unverändert durchgereicht, sondern (stattdessen) auf 48kHz resampled. Das Resampling von Android verarbeitet sogar Streams in CD-Qualität (44,1kHz), indem es sie auf 48kHz hochtaktet. Im digitalen audiophilen Sprachgebrauch bedeutet dies, dass Android OS mit USB-DACs nicht "bit-perfekt" ist."Das Problem lässt sich nur durch Installation spezieller Apps wie "USB Audio Player Pro" (UAPP) umgehen, die aber keinen Offline-Content von Streamingdiensten wie Qobuz unterstützt. Immerhin hat Tidal dieses Problem inzwischen erkannt und seine Android-App für echte HiRes-Ausgabe angepasst.
Fazit – Stolperfallen überallMal abgesehen von (fast schon unvermeidlichen) Diskussionen über die möglichen klanglichen Auswirkungen, die sicher nicht als dramatisch eingestuft werden können, ist jede Art von Re-Sampling – egal, ob up- oder downsampling, ein potenzieller Schwachpunkt. Da gerade besonders anspruchsvolle Hörer mit hochwertigem Equipment HiRes-Inhalte auf bestmögliche Weise nutzen wollen, ist es schon ein ziemliches Trauerspiel, dass macOS bis heute keine automatische Anpassung an die jeweilige Auflösung und Samplingrate bietet, iOS aber sehr wohl.
Und erst recht im Lichte der seit kurzem auch in Apple Music verfügbaren HiRes-Angebote ist es irreführend, wie Apple (aber auch Android) die Daten handhabt und dem Nutzer quasi eine Mogelpackung unterjubelt. Apple selbst sagt ja – wenn auch nur in einer Fußnote – dass für HiRes ein externer DAC erforderlich. In der Kombination Apple Music und macOS ist das aber aufgrund der oben beschriebenen Einschränkung auch nur die halbe Wahrheit.