Richter: Apple profitiert von Gutschein-Scam – hohe Umsätze dank Provisionen
Die Betrugsmasche ist alles andere als neu, funktioniert aber seit Jahren nach immer demselben Muster. Kriminelle bieten wertlose Dienste, funktionslose Apps oder nicht existierende Waren an und lassen sich dafür von arglosen Kunden mit iTunes-Geschenkkarten bezahlen. Das Guthaben machen die Betrüger dann zu Geld, indem sie es weiterverkaufen, oder nutzen es für eigene Einkäufe im App Store. Der Vorteil: Auf diese Art und Weise lässt sich der Geldfluss nicht nachvollziehen, was die Strafverfolgung nahezu unmöglich macht. Leidtragende sind die Opfer, denn ihr Geld ist unwiederbringlich verloren.
Sammelklage wegen Betrugs mit iTunes-KartenBetroffene, die in solchen Fällen auf Hilfestellung aus Cupertino hoffen, schauen in aller Regel in die Röhre. Wenn sie Apple einen solchen Betrug melden, informiert das Unternehmen sie lediglich darüber, dass es nichts für sie tun könne. Das zumindest behaupten etliche Opfer von Betrügereien mit iTunes- und App-Store-Geschenkkarten, die bereits vor knapp zwei Jahren eine Sammelklage gegen den kalifornischen Konzern einreichten (siehe
). Ihr Vorwurf: Apple sei sehr wohl in der Lage, Maßnahmen gegen die kriminelle Masche zu ergreifen. Anbieter von nutzlosen Apps erhielten beispielsweise erst vier bis sechs Wochen nach einem Kauf ihr Geld. Es bleibe also genug Zeit, die Kaufsumme nach einer entsprechenden Betrugsanzeige zu erstatten. Zumindest die eigene Provision in Höhe von 30 Prozent müsse das Unternehmen auf jeden Fall zurückzahlen.
Richter folgt zwei wichtigen Argumenten der KlägerNach Ansicht der Kläger bleibt Apple untätig, weil das Unternehmen selbst von der Betrugsmasche profitiert. Diesen Vorwurf wies das Unternehmen gegenüber dem Gericht zurück und beantragte die Nichtzulassung der Sammelklage. Mit den meisten in diesem Zusammenhang vorgebrachten Argumenten konnte sich das kalifornische Unternehmen jetzt zwar durchsetzen, unterlag allerdings in zwei entscheidenden Punkten. US-Bezirksrichter Edward Davila bescheinigte Apple einem Bericht von
Courthouse News zufolge, aus solchen kriminellen Aktivitäten einen finanziellen Vorteil zu ziehen. Darüber hinaus sei das Unternehmen - anders als behauptet - durchaus in der Lage, gegen derartige Betrügereien vorzugehen. Apple könne jederzeit feststellen, mit welchem Account die erschlichenen Guthaben eingelöst wurden, und die Auszahlung verhindern. Zudem habe es das Unternehmen versäumt, die Opfer angemessen zu entschädigen.
Apple muss Provisionsumsätze offenlegenDas Gericht ließ daher die Sammelklage zu. Das Verfahren geht nun mit der Beweisaufnahme weiter. In deren Verlauf muss Apple dem Gericht Informationen über den genauen Umgang mit Gutschein-Betrug zukommen lassen. Nach Ansicht von Beobachtern hat das Unternehmen unter anderem offenzulegen, welche Methoden es zur Entdeckung solcher Aktivitäten einsetzt. Außerdem soll Apple Auskunft über die Umsätze erteilen, welche es mit Provisionen auf iTunes-Karten-Scam erzielt. Der Ausgang des Verfahrens, das sich noch geraume Zeit hinziehen dürfte, ist trotz der aktuellen Entscheidung nach wie vor offen.