Über Roon habe ich in Rewind schon häufiger berichtet. Es muss also nicht mehr ausführlich vorgestellt werden. Nur für diejenigen, die bisher unter einem Stein gelebt haben: Roon ist eine serverbasierte Anwendung, um Musik aus verschiedenen Quellen (eigene Musik, Sreamingdienste, Internetradio) in einer gemeinsamen und übersichtlichen Bibliothek zusammenzufassen. Über den erforderlichen Roon Server kann Musik mit Roon nicht nur im ganzen Haus an Player ausgegeben werden. Mittels der zusätzlichen App
Roon Arc kann die eigene Musik über den Server auch in alle Welt gestreamt werden. Roon ist damit quasi ein eigener, privater Musik-Streamingdienst.
Die größte Hürde zur Nutzung von Roon ist der Preis. Die Roon Anwendung kann im Abo ab etwa 11,50 Euro monatlich (nach derzeitigem Dollarkurs) oder als Lifetime-Lizenz für umgerechnet etwa 760 Euro genutzt werden. Zusätzlich ist ein geeigneter Server erforderlich. Das kann entweder ein ausgemusterter (oder noch aktiv genutzter) Mac sein, ein auf Roon spezialisierter Server von entsprechenden Anbietern, oder ein Intel NUC. Es gibt auch
NAS-Systeme, die als Roon Server genutzt werden können.
Roon Labs selbst bietet schon seit langem ein Gerät namens Nucleus an, das jedoch mit Preisen ab rund 2.000 Euro ziemlich kostspielig ist. Ähnliches gilt für aufwendig konzipierte Server von anderen Herstellern, wie etwa dem
Rhein Z1 Plus von Silent Angel.
Der günstigste Weg, an einen Roon Server zu kommen, war bislang die Anschaffung eines Intel NUC Bastel-PC, den man mit RAM und SSD ausstattet und darauf das proprietäre (kostenlos erhältliche) Betriebssystem Roon ROCK installierte. Doch nachdem Intel die NUC-Plattform
eingestellt hat, fällt diese Möglichkeit weg. Es gibt nur noch Restbestände oder Gebrauchtgeräte.
Roon Nucleus OneNach der
Übernahme von Roon durch die Harman/Samsung-Group stellte das Unternehmen kürzlich eine neue Version des Nucleus namens
Titan vor. Der ist aber wiederum recht teuer und somit keine echter NUC-Ersatz.
Um eine Alternative für die nicht mehr erhältlichen Mini-PCs zu schaffen, hat Roon jetzt eine deutlich günstigere Version des Nucleus mit Namenszusatz "One" vorgestellt. Das Gerät übernimmt einige Designmerkmale des Titan, aber in einem deutlich simpleren Gehäuse und mit abgespeckter Hardware. Der Nucleus One hat in etwa die Form eines Mac Mini (nur etwa größer) und ist fertig konfiguriert. Einfach ein Netzwerkkabel anstecken, Strom verbinden und einschalten. – Schon läuft der Roon Server und kann über die Roon App (macOS, iPadOS, iOS, Android) bedient werden.
Eigene Musik kann entweder auf einer extern an den One angeschlossene USB-Festplatte genutzt werden, oder indem man ein 2,5" SATA Laufwerk (SSD oder HDD mit max 11 mm Höhe) in einem Schacht an der Unterseite des One einbaut. Auch über ein NAS kann der Nucleus One Musik beziehen.
Audiogeräte können direkt an den Nucleus One per USB-Audio oder HDMI angeschlossen werden. Und über das Netzwerk können alle Geräte mit Roon-Ready-Status, von denen es hunderte gibt, oder solche mit Apple AirPlay oder ChromeCast mit Musik bedient werden. Die beiden letztgenannten Übertragungswege bieten allerdings nicht die maximale Qualität, weil sie mit gewissen Limitierungen behaftet sind. Der ideale Weg ist entweder der Anschluss eines DAC oder Verstärkers mit USB- oder HDMI-Eingang, oder eben per Roon Ready über das Netzwerk. Damit gibt es keinerlei qualitative Einschränkungen. Rewind hatte bereits viele Roon-Reday-Devices im Test, wie zuletzt den
FiiO R9 oder den
Cambridge Audio CXN100.
Neben der bestmöglichen Qualität ist die Wiedergabe über Roon Ready auch deshalb optimal, weil sie quasi null Konfigurationsaufwand erfordert und eine zuverlässige, einheitliche Steuerung der Geräte über die Roon Remote App ermöglicht. Bei einem Wechsel auf ein anderes Roon-Ready-Gerät muss man sich in Sachen Bedienung nie umgewöhnen und auch keine neuen Playlists etc. anlegen. Einfach das neue Gerät in den Einstellungen von Roon mit zwei Mausklicks aktivieren und los geht's.
Einen Haken hat die Sache noch: Der Roon Nucleus One kann derzeit nur in den USA im
Roon-Store für 499 Dollar vorbestellt werden. Die Auslieferung soll im April beginnen. Bei uns muss die Vertriebssituation noch geklärt werden. Vor dem Sommer ist vermutlich nicht damit zu rechnen. Und mit allen Zöllen, Steuern und sonstigen Abgaben wird der Nucleus One bei uns vermutlich eher um 650-700 Euro kosten.