Was der Mac im Ruhezustand alles anstelltIn der Terminologie von macOS wird der Ruhezustand „Hibernate“ (Winterschlaf) genannt. Dabei gibt es mehrere Hibernate-Stufen, vergleichbar mit den unterschiedlichen Schlafphasen des Menschen. Das System schläft also nicht immer gleich tief. Interessant wird es vor allem, wenn es zu einem sogenannten „Dark Wake“ kommt. Das ist im Prinzip ein Aufwachen des Mac, jedoch bei weiterhin inaktiver Videoausgabe (Bildschirm bleibt aus) und – normalerweise – ohne dass die Festplatten starten. Für portable Macs ist zudem wichtig, dass im Hibernate-Modus so wenig wie möglich andere Komponenten aktiv sind, um die Energiereserven des Akkus nicht zu stark zu beanspruchen. Dazu gibt es für MacBooks zusätzlich den „Safe Sleep“-Modus, bei dem der RAM-Inhalt nach dem Zuklappen des Laptops auf die Festplatte/SSD geschrieben wird. Welche Unterschiede Apple im Detail bei all den verschiedenen Hibernate-Möglichkeiten macht, wissen wohl nur System-Experten.
Arbeiten wie im SchlafDer Mac kann im Ruhezustand verschiedene Aufgaben erledigen. Ein besonderes Feature ist das sogenannte
Power Nap, welches in den
Systemeinstellungen > Energie aktiviert werden kann. Ist diese Funktion eingeschaltet, kann der Mac während des Ruhezustandes zum Beispiel E-Mails empfangen, Kontaktänderungen mit iDevices abgleichen, Software-Updates downloaden, Time-Machine-Backups machen und vieles mehr. Eine detaillierte Übersicht der möglichen Aktionen von Power Nap, und welche Macs es unterstützen, finden Sie
hier.
Des Weiteren kann der Mac im Ruhezustand auf bestimmte Signale, wie zum Beispiel Netzwerkaktivitäten reagieren und dadurch aufgeweckt werden. Dieser Punkt findet sich unter
Systemeinstellungen > Energie > Ruhezustand bei Netzwerkeingriff beenden. Unter
Systemeinstellungen > Bluetooth > Weitere Optionen… kann man außerdem festlegen, ob der Mac auf Bluetooth-Signale reagieren soll. Zum Beispiel, um den Mac über eine Bluetooth-Tastatur aufwecken zu können.
Einen Sonderfall stellt USB dar. Zu einem DarkWake kommt es unweigerlich, wenn an einem der USB-Ports ein Signal festgestellt wird. Also beispielsweise, wenn man eine per USB angeschlossene Maus bewegt, aber auch dann, wenn man im Ruhezustand ein USB-Device an- oder absteckt. Ärgerlicherweise gibt es in macOS keinerlei Möglichkeit für den User, "Wake on USB" abzuschalten. Das liegt vermutlich daran, dass der Mac zum Beispiel beim Trennen einer USB-Komponente das Gerät aus dem System abmelden muss. Sonst erhält man beim nächsten Aufwecken des Mac eine Fehlermeldung, dass ein Gerät unerwartet ausgeworfen wurde.
Die Crux an der Sache: Sind alle (verfügbaren) Optionen deaktiviert, sollte man meinen, dass im Ruhezustand keinerlei Aktivitäten stattfinden. Dennoch findet man – nicht nur beim aktuellen Problemfall iMac Pro – in den Power-Logs Einträge, die regelmäßige Änderungen des Hibernate-Mode und DarkWake-Ereignisse dokumentieren.
Im Falle des neuen iMac Pro kommt verschärfend hinzu, dass, selbst wenn in den Systemeinstellungen sämtliche der oben genannten Optionen deaktiviert sind, in regelmäßigen Abständen die externen Festplatten aktiviert werden, was laut Auskunft des Apple-Support nach Analyse meiner Log-Files auf Time Machine zurückzuführen sei. Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen liegt die eigentliche Ursache hierfür bei der Verbindung zu Router. Wird WLAN vor Aktivierung des Ruhezustandes ausgeschaltet und das LAN-Kabel
abgezogen, schläft der iMac Pro friedlich durch. In anderen Worten: Die Option in den Systemeinstellungen zum Abschalten von Wake on LAN ist wirkungslos.
Bei einem Blick in die Logs fällt immer wieder ein Name:
mDNSResponder. Das ist ein sogenannter Launch
Daemon, der u.a. Teil des Netzwerkdienstes Bonjour ist, welcher das Netzwerk automatisch nach kompatiblen Geräten absucht, wie beispielsweise Drucker. In dem Netzwerkmonitor Little Snitch findet sich dazu außerdem folgende Erklärung:
„mDNSResponder wird in OS X dazu verwendet um DNS Hostnamen in IP-Adressen aufzulösen.“ Der mDNSResponder steht schon seit längerem in der Kritik, da er gerne mal ein wenig „spinnt“. Apple selbst hatte mDNSResonder in OS X Yosemite ohne nähere Angabe von Gründen gegen discoveryd ersetzt, der leider ebenfalls erhebliche Probleme verursachte. Auch ich war in den Anfangstagen des Mac Pro 2013 von Ärger mit diesen Diensten geplagt. Apple kehrte mit OS X 10.10.4 wieder zum mDNSResonder zurück. Doch scheint dieser Daemon-Dienst auch in seiner jetzigen Version – also Jahre später – noch immer in nicht unerheblichem Maße für unruhigen Schlaf des Mac zu sorgen. Und der User hat keine direkte Handhabe, dies zu unterbinden. – Riskante Eingriffe via Terminal mal ausgeschlossen.
Unter dem Strich steht die (bittere) Erkenntnis, dass man als Nutzer nur begrenzt Einfluss darauf hat, was der Mac im Ruhezustand machen soll/darf und was nicht. Bei Desktop-Macs wie dem iMac Pro kommt hinzu, dass der Stromverbrauch im Ruhezustand praktisch nie so gering ist wie bei MacBooks. Beim iMac Pro sind es um ca. 5 W. Falls Sie ein geeignetes Strommessgerät besitzen (z.B.
so eines), messen Sie doch einmal selbst nach, wieviel Ihr Mac im Ruhezustand verbraucht und ob die Energieaufnahme sporadisch ansteigt.