SF-Fans aufgepasst: Der bislang beste (und einzige?) Grund ein AppleTV+-Abo abzuschließen: Foundation!
Foundation – Die Schwierigkeiten einer TV-SerienadaptionFuturistische Technologien, Raumflüge, exotische Waffen und Architekturen, sowie andere zu einer SF-Geschichte gehörende, nicht reale Dinge glaubhaft darzustellen, ist mit heutiger Tricktechnik kein Problem. Ein ausreichender finanzieller Spielraum vorausgesetzt. Und mit dem Medium der TV-Serie, die (theoretisch) in beliebig viele Folgen und Staffeln aufgespreizt werden kann, sind auch komplexe Roman-Sachverhalte erfolgreich wiederzugeben. Die Probleme einer Umsetzung von "Foundation“ sind dennoch vielschichtig.
Zunächst einmal wäre da der Umstand, dass Asimov die Geschichten in einer Zeit formulierte, in der viele der inzwischen verfügbaren Technologien überhaupt noch nicht absehbar waren. Selbst für einen Visionär wie Asimov nicht. So spielt beispielsweise in "Foundation“ die „Encyclopaedia Galactica“ eine wichtige Rolle, die man heute wohl ganz anders mit so einer Art galaktischer Wikipedia beschreiben müsste. Aber auch andere Technologien müssen in der Serie komplett neu erfunden werden, da in den aus den Vierzigern stammenden Romanen manches aus heutiger Sicht naiv oder zumindest äußerst anachronistisch erscheint. Tonbandgeräte, Mikrofilme, Atomkraft etc. Und natürlich keine Vorstellung von so etwas wie einem „Internet“.
Das sind aber keine unüberwindbaren Hindernisse. Schwieriger dürfte die Tatsache wiegen, dass "Foundation“ kaum Actionsequenzen enthält. Anders als beispielsweise „The Expanse“ ist "Foundation“ damit weniger Massentauglich und inhaltlich sicher keine so leichte Kost. Es besteht die Gefahr, dass die Produzenten weit von der Vorlage abweichen, nur um eigene Schauwerte zu konstruieren. Etwas, womit schon andere berühmte Romanvorlagen buchstäblich und im übertragenen Sinne in den Sand gesetzt wurden.
Beim Blick in die derzeit bekannte Besetzungsliste fällt außerdem auf, dass die Produzenten möglicherweise eine Art Gender Washing betreiben. Gleich drei wichtige männliche Figuren der Geschichte werden in der TV-Serie von Frauen gespielt. Gaal Dornick, Salvor Hardin und Eto Demerzel. Dagegen ist im Grundsatz nichts einzuwenden, zumal "Foundation“ als Produkt seiner Zeit durchaus etwas männerlastig ist. Aber muss das denn wirklich sein, nur um eine Quote zu erfüllen? Es hat eben dieses gewisse "Quoten-Stigma". Davon ganz abgesehen deutet es darauf hin, dass auch andere Asimov-Romane in die Story verquickt werden, da Eto Demerzel in "Foundation“ gar nicht auftaucht. Zumindest nicht in der Ur-Trilogie.
Es finden sich in der Besetzungsliste weitere Charaktere, die in der "Foundation“-Trilogie fehlen. Neben dem Erscheinen von Eto Demerzel ist das ein weiterer Anhaltspunkt, dass gewisse Ereignisse aus dem vor "Foundation“ spielenden Roman "Die Rettung des Imperiums" beigemischt werden, in dem Seldon die Psychohistorik vervollständigt.
Die bislang gezeigten Trailersequenzen (siehe unten) sollte man keinesfalls als Maßstab nehmen. Solche Vorschauen werden praktisch immer so zusammengeschnitten, dass es möglichst dramatisch, unheilschwanger und aktionsreich wirkt. Auch wenn das der eigentlichen Produktion nicht im Mindesten gerecht wird.
Ein weiterer Knackpunkt der ganzen Sache: Da "Foundation“ nur Teil eines viel größeren Ganzen ist, kann es in der Serienadaption eigentlich auch keine endgültige Aufklärung gewisser Umstände geben, da diese erst in späteren Romanen gelöst werden. Daher bin ich sehr gespannt, wie die Produzenten die Serie zum Abschluss bringen. Sofern das überhaupt geschieht und "Foundation“ nicht vorzeitig eingestampft wird.
Die Serie wird zunächst knapp bemessene zehn Folgen haben. Hoffentlich nur als erste Staffel, die in diesem Umfang auch nicht mehr als das Erste der drei Foundation-Bücher umfassen kann. Die Länge der einzelnen Folgen ist noch nicht bekannt.
Fazit – Große Erwartungen, banges WartenIm Augenblick hat Apple TV+ für mich keinerlei reizvolle Inhalte. Zumindest keine, die mich von anderen Serien oder Filmen abhalten würden. Mein kostenloses ATV+-Probejahr läuft zwar noch bis Anfang 2021, wird aber derzeit praktisch nicht genutzt und dürfte – nach Murphys Gesetz – kurz vor der Veröffentlichung von "Foundation“ enden. Dann werde ich allerdings mit Sicherheit ein kostenpflichtiges Abo zumindest für einen gewissen Zeitraum abschließen, um erstmals "Foundation“ auf dem Bildschirm zu erleben. Und zwar auf dem großen TV, nicht auf dem iPad oder iPhone, weshalb ich mir wohl auch noch eine Apple TV-Box zulegen muss.
Ich drücke ganz fest die Daumen, dass Apple und die Produzenten den richtigen
zeitgemäßen Ton treffen und dieses Meisterwerk nicht mit unnötig konstruierter Action gegen die Wand fahren. Der langgehegte Traum wohl nicht nur dieses SF-Fans könnte damit wahr, oder brachial zunichte gemacht werden.