Safari: Heftige Kritik wegen fehlender Standard-Umsetzungen und langsamer Release-Zyklen
"Safari is killing the web" – unter diesem ebenso plakativen wie provokanten Titel hat der Programmierer einer Open-Source-Software für Web-Entwickler einen Blogpost veröffentlicht. Darin geht er mit Apples Browser für Mac, iPhone und iPad hart ins Gericht. Safari sei im Vergleich etwa mit Chrome und Firefox weder auf der Höhe der Zeit noch hinreichend fehlerfrei, so die Kernaussagen.
Safari lässt viele standardisierte Features vermissenTim Perry, der Entwickler des HTTP Toolkit, wirft Apple in seinem
Blog unter anderem vor, zahlreiche moderne HTML-, CSS- und Javascript-Elemente in Safari nicht zu unterstützen, obwohl diese seiner Ansicht nach die Sicherheit der Nutzer in keiner Weise gefährden. Dazu gehören etwa die CSS-Propertys "contain", "offset-path" und "overflow-anchor". Firefox und Chrome hätten den Support für diese Eigenschaften bereits vor geraumer Zeit erhalten, teilweise schon 2016. Auch die Events für (Multi-)Touch-Gesten, welche Chrome seit 2012 und Firefox seit 2017 beherrschen, fehlten in Apples Browser nach wie vor. Zudem sei Safari nicht in der Lage, Videos im Format AV1 sowie AVIF-Bilder darzustellen. Bei allen von Perry genannten Features handelt es sich um standardisierte Elemente, die von vielen Web-Entwicklern eingesetzt werden.
"Web-Entwickler können sich nicht auf Safari verlassen"Andere Features habe Apple bei Safari erst Jahre nach Firefox und Chrome implementiert, etwa die Darstellung von WEBP-Bildern und Eingabetypen für Datum und Uhrzeit. Web-Entwickler konnten und können sich laut Perry also nicht darauf verlassen, dass ihre Seiten im Browser des iPhone-Konzerns korrekt dargestellt werden und funktionieren. Darüber hinaus ignoriere Apple seit vielen Jahren APIs, welche sich noch im experimentellen Status befinden und zumeist von den Chrome-Entwicklern initiiert wurden. Googles Browser-Team sei zwar zuweilen in dieser Hinsicht sehr offensiv, etliche der Programmierschnittstellen deckten aber nützliche Anwendungsbereiche ab und stießen auf rege Nachfrage von Web-Developern. Allerdings befinde sich Apple in diesem Punkt Seite an Seite mit den Firefox-Machern, die diese noch nicht standardisierten APIs ebenfalls nicht implementieren. Das verschaffe Chrome einen Vorteil, was zwar Google nütze, dem Web insgesamt aber erheblich schade, so Perry.
WebKit weist nach wie vor zahlreiche Fehler aufSafari und WebKit weisen zudem laut Perry etliche bekannte Fehler auf, welche Apple auch in der aktuellen Version noch nicht behoben hat. Als Beispiele nennt er Bugs in der IndexedDB-API, im Mousemove-Event und in LocalStorage. Seit neun Jahren rendert Safari dem Entwickler zufolge "border-image" komplett falsch, wenn es mit dem Attribut "border-style: none" versehen ist. Ein vor 13 Jahren gemeldeter und bis heute ebenfalls nicht behobener Fehler betrifft Buttons und Eingabefelder auf Webseiten: Ein Klick darauf führt zuweilen nicht dazu, dass das Element den Fokus erhält, zudem wird das Ereignis "onfocus" nicht ausgelöst.
"Apples Release-Abstände sind zu groß"Erschwerend kommt nach Perrys Ansicht hinzu, dass Apple sich mit Safari-Updates zu viel Zeit lässt. Während die Release-Abstände bei Chrome, Edge und Vivaldi sechs Wochen sowie bei Firefox vier Wochen betragen, veröffentlicht Apple neue Versionen üblicherweise nur in einem Sechs-Monats-Rhythmus, Patches für kritische Sicherheitslücken allerdings öfter. Perrys Fazit: Die gelegentlich von Web-Entwicklern geäußerte Ansicht, Safari sei der neue Internet Explorer, enthält seiner Meinung nach durchaus ein Körnchen Wahrheit. Er wünscht sich daher, dass Apple den hauseigenen Browser unter Einbeziehung etablierter Standards und neuer Anwendungen verbessert und damit zur standardisierten Weiterentwicklung des Web beiträgt. Ansonsten droht ihm zufolge die Gefahr, dass Chrome und damit Google noch dominanter werden – und das sei schlecht für alle Web-Entwickler und Nutzer.