Safari auf iPhone und iPad: Schickt Apples Mobil-Browser Daten nach China?
Safari warnt ebenso wie nahezu alle anderen Browser vor betrügerischen Webseiten. Für dieses Sicherheitsfeature nutzt Apple bekanntermaßen seit geraumer Zeit Google Safe Browsing. Zumindest auf iPhone und iPad gesellt sich jetzt offenbar ein weiterer Dienst hinzu: Die mobile Variante von Safari schickt Daten an einen ähnlichen Service des chinesischen Konzerns Tencent – auch außerhalb des Reiches des Mitte.
Auskunft in den DatenschutzhinweisenSeit neuestem findet sich in den Datenschutzhinweisen von Safari ein entsprechender Hinweis. Dort heißt es wörtlich: "Vor dem Öffnen einer Website sendet Safari möglicherweise Informationen zu dieser Website an Google Safe Browsing und Tencent Safe Browsing, um sicherzustellen, dass die Website legitim ist." Allerdings gilt das nur, wenn in den Einstellungen von Safari die Option "Betrugswarnung" aktiviert wurde, was standardmäßig der Fall ist.
Wird die IP-Adresse nach China geschickt?Wer sich von Safari vor betrügerischen Internetseiten warnen lässt, muss jedoch damit rechnen, dass persönliche Daten bei Google und Tencent landen. In Apples Datenschutzhinweisen heißt es nämlich weiter: "Anbieter, die privates Surfen ermöglichen, können auch Deine IP-Adresse protokollieren." Dieser Satz ist allerdings etwas missverständlich formuliert: Er bezieht sich nicht, wie zu vermuten wäre, auf den Modus "Privates Surfen", sondern in der Tat auf die Safe-Browsing-Option. Das wird in der englischen Version der Datenschutzhinweise deutlich, dort ist im entsprechenden Satz von "safe browsing providers" die Rede.
Zeitraum ist unbekanntSeit wann Apple in Safari auf iPhone und iPad den Safe-Browsing-Service von Tencent möglicherweise weltweit und nicht nur in China nutzt, ist unklar. Einige Twitter-User berichten, sie hätten den entsprechenden Hinweis bereits im Februar dieses Jahres entdeckt. Ebenfalls unbekannt ist, wann Apple sowohl Google als auch Tencent gestattet hat, die jeweiligen IP-Adressen zu protokollieren. Zudem kommt Safe Browsing nicht nur dann zum Einsatz, wenn eine Webseite mit Safari aufgerufen wird, auch Apps müssen zwingend die Browser-Komponente von iOS nutzen, um Internetseiten anzuzeigen. Die Mac-Version von Safari übrigens nimmt keine Verbindung mit Tencent-Servern auf, in den Einstellungen des Desktop-Browsers weist Apple lediglich darauf hin, dass Google Safe Browsing zum Einsatz kommt.
Große Nähe zur chinesischen RegierungTencent wird immer wieder eine große Nähe zur chinesischen Regierung nachgesagt. Das Unternehmen bietet unter anderem den multifunktionalen Dienst WeChat an, der angeblich private Nachrichten zensiert. Zudem arbeitet der Konzern Berichten zufolge mit der kommunistischen Partei des Landes zusammen und entwickelt für diese "patriotische Spiele". Die Tatsache, dass IP-Adressen beispielsweise europäischer und US-amerikanischer Nutzer an einen Dienst dieses Unternehmens übermittelt werden, könnte daher nicht nur in der EU die eine oder andere Datenschutzbehörde auf den Plan rufen, da IP-Adressen rechtlich als persönliche Daten bewertet werden.