Sammelklage: Zwang Apple mit FaceTime-Abschaltung widerrechtlich zum iPhone-Kauf?
In den vergangenen Jahren gab es gleich zwei Fälle, in denen Apple FaceTime bzw. bestimmte FaceTime-Funktionen für Nutzer älterer Systeme deaktivierte. Anfang des Jahres sorgte eine Sicherheitspanne bei FaceTime-Gruppenanrufen dafür, dass Apple die Funktion nur für iPhones und iPads ab iOS 12.14 ermöglicht. Dieses Vorgehen sorgte für kaum Kritik, denn erstens bleibt kaum ein iOS-Nutzer bei irgendeiner älteren Zwischenversion, außerdem stehen ganz eindeutige Sicherheitsaspekte im Vordergrund. Etwas anders gestaltet sich die Entscheidung vor nunmehr fünf Jahren, als Apple verkündete, ein abgelaufenes Zertifikat nicht mehr zu verlängern. Die Konsequenz daraus war, dass Nutzer von iOS 6 keine FaceTime-Anrufe mehr starten konnten. Apples Lösungsvorschlag: Aktualisieren Sie bitte auf iOS 7!
System- und teilweise HardwareupgradeEbendies stellte jedoch nicht wenige Nutzer vor Probleme. Einerseits waren um einen Kameraaufsatz ergänzte iPhone 3GS aus der Reihe unterstützter iPhones herausgefallen, andererseits kam es bei iPhone 4 und 4s zu teils erheblichen Performance-Problemen unter iOS 7. Diverse rechtliche Auseinandersetzungen befassen sich mit genau diesem Problem, so auch eine neue
Sammeklage, die Besitzer der genannten iPhone-Modelle vertritt. Die Überzeugung der Kläger laute, Apple habe nicht nur widerrechtlich zum Umstieg auf iOS 7, sondern je nach Fall auch zum Kauf neuerer Hardware gezwungen – technisch sei die Quasi-Abschaltung von FaceTime aber keinesfalls notwendig gewesen. Anprangern müsse man neben der unehrlichen Kommunikationspolitik auch die Entscheidung an sich. Verhandelt werden soll die Sammelklage in Florida.
Warum Apple FaceTime abschaltete: KostengründeMit dieser Argumentation haben Kritiker nicht Unrecht. Tatsächlich entschied sich Apple aus Kostengründen dafür, das Zertifikat nicht zu verlängern. Die Datenübertragung funktioniert über Akamei-Server, denn Apple hatte ein Patentrechtverfahren verloren und musste daher sämtliche FaceTime-Kommunikation auf diese Weise abwickeln. Was eigentlich nur als Alternative geplant war, rund 90 Prozent der Gespräche sollten über P2P-Verfahren laufen, stellte anschließend den Normalfall dar. Die Kosten schossen extrem in die Höhe, alleine für den Traffic musste Apple mehr als 120 Millionen Dollar pro Jahr entrichten. Mit iOS 7 stellte Apple ein neues Verfahren vor, erneut P2P-basierend, aber ohne gegen Patente zu verstoßen. Ein Interesse, den alten und teuren Weg langfristig weiterhin anzubieten, hatte Apple nicht. Im April 2014 endete dann die Ära von FaceTime unter iOS 6 (vorgestellt im Herbst 2012).