Schafft Apple die WWDC ab? Hinweise und Spekulationen
Gestern Abend kündigte Apple überraschenderweise ein Event in New York City für den 2. Dezember an, um dort die besten Apps und Spiele des Jahres 2019 vorzustellen. Das Event steht in Konkurrenz zu den Apple Design Awards, welche Apple jedes Jahr im Sommer auf der WWDC an Entwickler verleiht. Zusätzlich benannte Apple in der Nacht die WWDC-App um, welche sonst jedes Jahr im App Store als Begleit-App zur Entwicklerkonferenz aktualisiert wird. Diese hört nun auf den Namen "Apple Developer App" und soll das ganze Jahr über aktualisierte Inhalte, wie zum Beispiel Tutorial-Videos für Entwickler, bereitstellen.
Dies könnten erste Indizien sein, dass sich Apple entweder komplett von der Worldwide Developers Conference verabschiedet – aber natürlich sind dies derzeit nur Spekulationen, eine offizielle Aussage gibt es nicht. Genau so ist möglich, dass Apple nur eine Umbenennung der WWDC in "Apple Developers Conference" plant.
Doch: Getaktete Veranstaltungen und Vorstellungstermine sind für alle Hersteller schwer einzuhalten – und oftmals leidet die Qualität durch die starre Terminierung.
Das iPhone verliert an Bedeutung für AppleDurch das iPhone kam Apple zum strickten Jahrestakt bei OS-Updates: Durch die hohen Verkaufszahlen des iPhones ist Apple gezwungen, jedes Jahr im Herbst aktualisierte Modelle auf den Markt zu bringen – ohne neues Modell würden die Verkäufe im wichtigen Weihnachtsquartal leiden. Mit OS X Mountain Lion führte Apple diesen Takt auch bei macOS ein – jedes Jahr erschien seitdem eine neue Version, auch wenn die Qualität der jeweils ersten Version oft beanstandungswürdig war.
Doch Apple ist gerade in einer großen Transition weg vom Handy-Hersteller (das iPhone macht mehr als 50 Prozent des Konzernumsatzes aus) zu einem sehr divers aufgestellten Konzern. In den kommenden Jahren werden die iPhone-Umsätze immer unbedeutender, da Apple mehr und mehr neue Geschäftsfelder erobert. Erst vor wenigen Wochen startete Apple TV+ und das Unternehmen aus Cupertino wurde zum Film- und Serienproduzent.
Aus diesem Grund wird auch der Jahrestakt beim iPhone nicht mehr unbedingt notwendig sein – und auch bei iOS muss somit nicht mehr jedes Jahr ein großes Update her. Vielleicht war dies auch der Grund, warum Apple iOS von iPadOS getrennt hat, um fortan getrennt große Updates für iPhone und iPad liefern zu können.
Terminierte Vorstellungstermine: Ein Graus für EntwicklerDie WWDC findet stets im Sommer statt – und bis zur WWDC müssen zumindest Vorabversionen von neuen Betriebssystemgenerationen fertig sein. Wer sich etwas in Software-Entwicklung auskennt, weiß, dass dies ein echter Drahtseilakt ist: Zu viel kann schief gehen und zu oft verschätzen sich Manager und Entwickler bei Zeiteinschätzungen.
Die Keynote der WWDC ist schon lange nicht mehr nur für Entwickler gedacht, sondern richtet sich vorrangig an Endanwender. Auch die sonstigen Präsentationen wie zum Beispiel "State of the Union" sind schon lange nicht mehr nur rein auf Entwickler zugeschnitten. Somit ist Apple jedes Jahr zu einem fixen Termin gezwungen, Neuerungen aus dem Hut zu zaubern. Dies lässt kaum Spielraum für Software-Umbauten, welche länger als ein Jahr in Anspruch nehmen.
Präsentation bei FertigstellungSchon 2009 war Apple ein anderes fixes Event ein Dorn im Auge: Die seit 1987 im Januar stattfindende MacWorld Expo wurde durch eine Keynote von Apple eröffnet – und stets kündigte Apple neue Produkte an. 2007 stellte Apple hier das iPhone vor und 2008 das MacBook Air. Doch Ende 2008 kündigte Apple an, dass 2009 die letzte MacWorld Expo mit Apple-Präsenz stattfinden wird.
Ähnlich ist es derzeit mit der WWDC, welche stets im Sommer stattfindet: Apple muss auf Gedeih und Verderb etwas neues vorstellen – als Minimum sind neue Generationen von iOS, macOS, iPadOS, tvOS und watchOS gesetzt.
Vielleicht nutzt Apple die Neuausrichtung des Konzerns in den kommenden Jahren dazu, dass Software und Hardware erst bei oder nahe der Fertigstellung präsentiert werden – unabhängig von fest terminierten Veranstaltungen. Sollten sich Hardware- oder Software-Projekte verzögern, würde dies zukünftig nicht mehr derart präsent in der Presse landen wie zum Beispiel AirPower oder diverse Funktionen in iOS 13, welche Apple in den kommenden Monaten nachreichen muss (wie zum Beispiel das Teilen von Ordern über iCloud Drive).