Schwindender Absatz: Hat das iPad noch eine Zukunft?
In den vergangenen drei Monaten wurden wieder einmal weniger iPads verkauft als im Vorjahreszeitraum (siehe unsere Meldung zu den Quartalszahlen:
). Damit geht Apples Tablet-Absatz vier Jahre lang stetig bergab. Droht dem iPad das gleiche Schicksal wie einst dem iPod? Der MP3-Player mauserte sich am Anfang des Jahrtausends zum primären Umsatztreiber des Konzerns und firmiert heute nur noch unter ferner liefen. Noch allerdings sieht Apple offensichtlich eine Zukunft, denn mit großem Marketing-Aufwand versucht der Konzern, das Produkt als »
Pro-Gerät« für Kreative und als vollwertigen Ersatz für einen Computer darzustellen. Allein, noch fruchtet dies nicht beim Verbraucher.
ProblemanalyseWo liegt das Problem des iPads? Fakt ist zunächst, dass nicht nur das große iOS-Gerät, sondern der gesamte
Tablet-Markt aktuell massiv unter Druck steht. Immer wieder schrumpft der Gesamtabsatz, wenngleich die größten Verluste bei den Marktführern Apple und Samsung zu finden sind. Grund dürfte sicherlich der Druck sein, dem sich diese Produktkategorie von unten durch die Smartphones und von oben durch die Notebooks ausgesetzt sieht. Im gleichen Maße, wie das durchschnittliche Smartphone-Display größer und das durchschnittliche Laptop-Gewicht kleiner wurde, schrumpften ab etwa 2013 die Verkaufszahlen der Tablets, als würden sie von beiden Seiten zusehends zerquetscht.
Doch es gibt auch spezifische Probleme des iPads, die nicht allein auf den schwächelnden Gesamtmarkt zurückzuführen sind. Die bloßen Rahmendaten der verbauten Hardware sind es indes nicht: Der Prozessor macht denen in vollwertigen Computern durchaus Konkurrenz, auch Display, Sensoren und Kamera bleiben weitgehend frei von Tadel. Hauptkritikpunkt ist und bleibt dagegen das
Betriebssystem, iOS ist eigentlich fürs Smartphone optimiert. Komplizierteren Aufgaben auf dem Tablet steht die reine Touch-Bedienung immer wieder im Weg: Es ist äußerst umständlich, rasche Programmwechsel durchzuführen, es gibt keine individuelle Dokumentenorganisation. Schon das Abspeichern der letzten Telefonrechnungen an einem gemeinsamen Ort, die Verbindung App-übergreifender Projekte oder auch nur das Durchsuchen einer Datei gestalten sich viel zu umständlich. Spezielle iPad-Features für iOS, wie etwa Split Screen oder auch Schnellantworten auf Push-Mitteilungen, tragen dem zwar Rechnung, bleiben aber vereinzelt und stellen keine Lösung für das Gesamtproblem dar.
Außerdem fehlen dem iPad speziell optimierte Apps aus der Entwicklergemeinde als
Killer-Features. Die meisten iPad-Apps sind vergrößerte iPhone-Apps, sie bieten dem kleinen iOS-Bruder gegenüber kaum Vorteile. Das erste iPad punktete als digitale Bibliothek und E-Book-Reader oder als einzig sinnvolle Möglichkeit, von der Couch aus bequem im Internet zu surfen auf einem Display in adäquater Größe. All diese Vorteile wurden dem iPad inzwischen von anderen Geräten genommen. Die Plus-iPhones bieten genug Platz zum Lesen, die Verschiebung des Mac-Absatzes hin zum MacBook und dessen immer schmalere Bauweise empfehlen es als Begleiter auf der Couch.