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Scott Forstall gratuliert Mac OS X & damaliger UI-Chef Chaudhri erinnert sich an die Design-Entwicklung

Der verschwundene Scott Forstall ist wieder aus der Versenkung aufgetaucht. Bekanntlich sollte Forstall im Verfahren Apple vs. Epic aussagen, allerdings hieß es mehrfach, man könne ihn nicht auffinden – und habe auch keine Kontaktadresse. Weder Apple noch Epic gelang es, den einstigen Top-Manager zu erreichen, man kenne lediglich dessen Twitter-Konto. Zumindest über diesen Weg hat Forstall nun aber wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben. Anlass war der 20. Geburtstag von Mac OS X, vor zwei Jahrzehnten hatte Apple die erste (mehr oder weniger...) marktreife Version auf den Markt gebracht: . In einem Tweet erinnert sich Forstall an jene Zeit.


Die Benennungs-Zeremonie, laut Forstall
Im Glückwunsch-Tweet gratuliert Forstall dem System. Er könne sich noch gut daran erinnern, als man einen Namen dafür auswählte, in einem kleinen Raum in IL1. Wer mit dieser Bezeichnung nichts anfangen kann: Die Hauptgebäude des alten Apple Campus waren durchnummeriert, IL1 ist jener Bereich, den man durch den Haupteingang betrat. Laut Forstall habe Steve Jobs damals ein großes X an die Wand geschmiert und dabei gelächelt. "Sieh nur wie weit du als kleiner Cheetah gekommen bist", fügt der ehemalige iOS-Chef hinzu. Cheetah war der Codename der ersten Version, allerdings verwendete Apple zu dieser Zeit noch keine Katzennamen als Marketingbegriff.

Wie man Jobs in Diskussionen stoppte: Der NeXT Cube
Noch eine andere Episode zu den Anfangstagen des neuen Systems kursiert gerade. Der frühere Imran Chaudhri, Leiter des Human-Interface-Teams erinnert sich daran, als man damals das Design der Oberfläche erstellte. Ständig warf Steve Jobs ein, dass es auf dem NeXT (Cube) aber besser funktionierte. Irgendwann war es Chaudhri dann offensichtlich leid. Er brachte seinen eigenen NeXT Cube mit und gewann die Diskussionen mit Live-Demos: Indem er Steve Jobs direkt zeigte, dass die Sachen auf jenem System eben nicht so gut funktionierten, wie sich Jobs zu erinnern glaubte. Dies geschah so oft, dass Steve Jobs teilweise schon beim bloßen Anblick des Cubes aufgab und nicht weiter debattierte.

Kommentare

milk
milk25.03.21 10:36
Die Anekdote mit dem Cube ist sehr lustig, vor allem weil dieses Verweisen auf den perfekten NeXT hier in den Kommentaren auch gern gemacht wird.
+5
andreas_g
andreas_g25.03.21 10:42
milk
Die Anekdote mit dem Cube ist sehr lustig, vor allem weil dieses Verweisen auf den perfekten NeXT hier in den Kommentaren auch gern gemacht wird.

Perfekt war NeXT sicher nicht. Aber welches System ist schon perfekt. Es war in den späten 80ern jedenfalls seiner Zeit voraus.
+10
milk
milk25.03.21 10:53
andreas_g
[NeXT] war in den späten 80ern jedenfalls seiner Zeit voraus.
Das mit Sicherheit. Ich werfe meine NeXTen auch heute noch gerne an, bin aber auch froh, wenn ich danach wieder was moderneres benutzen darf.
+1
LoCal
LoCal25.03.21 10:58
milk
Die Anekdote mit dem Cube ist sehr lustig, vor allem weil dieses Verweisen auf den perfekten NeXT hier in den Kommentaren auch gern gemacht wird.

Perfekt hat, so glaube ich zumindest, niemand behauptet. Allerdings war NeXTSTEP seiner Zeit und vor allem den UIs so ziemlich aller* Betriebsysteme weit voraus.
Und fast möchte ich behaupten, dass BeOS, das aber 6 Jahre später kam, erstmal wieder etwas frisches brachte.


*mir fällt keines ein
Ich hab zwar keine Lösung, doch ich bewundere dein Problem
+2
pünktchen
pünktchen25.03.21 11:13
Ich bin mir nicht sicher ob das GUI von NeXTSTEP im Detail genauso durchdacht war wie das alte Macos. Die technische Grundlage war unvergleichlich viel besser, die Oberfläche - naja. Nicht schlecht, aber durchaus mit Verbesserungspotential. Und das merkte man auch bei den ersten Versionen von OSX noch.
+2
wicki
wicki25.03.21 11:37
pünktchen
Ich bin mir nicht sicher ob das GUI von NeXTSTEP im Detail genauso durchdacht war wie das alte Macos. Die technische Grundlage war unvergleichlich viel besser, die Oberfläche - naja. Nicht schlecht, aber durchaus mit Verbesserungspotential. Und das merkte man auch bei den ersten Versionen von OSX noch.
Das habe ich anders in Erinnerung. Die ersten Version des GUI von MacOS X waren nicht deswegen schlecht, weil sie etwas von NeXTSTEP geerbt hatten, was dort schlecht gewesen wäre, sondern weil mit aller Gewalt Konzepte von NeXT und MacOS-Classic verheiratet werden mussten.

Z.B der Desktop. Auf einem klassischen MacOS war der Desktop die Wurzel des Dateisystems. Alle gemounteten Laufwerke wurden darauf sichtbar. Unter NeXT gab's gar keinen Desktop, auf dem man Dateien oder Laufwerke hätte ablegen können. Dafür gab's das "Shelf" im "Workspace Manager". Der Finder der ersten MacOS-X-Version war ein furchtbarer Murks, in dem beide Konzepte mit Gewalt zusammengstöpselt worden waren.
Better necessarily means different.
+4
ssb
ssb25.03.21 11:41
Was in erster Linie anderen Systemen voraus war: Objective-C mit der guten Integration in das System, MVC-Schema.

Die Idee, die Sytematik von SmallTalk als striktes C-Superset zu kombinieren, war meines Erachtens wegweisend. Ohne diesen Ansatz hätte der erste Browser deutlich mehr Entwicklung gebraucht - es mussten nur "Text-Objekte" mit der Hyperlink-Funktionalität erweitert werden. Nicht umsonst wurde das zuerst auf einem NeXT programmiert

Und ich liebe die Idee, Klassen zur Laufzeit um neue Methoden ergänzen zu können.
+4
pünktchen
pünktchen25.03.21 11:51
wicki
Der Finder der ersten MacOS-X-Version war ein furchtbarer Murks, in dem beide Konzepte mit Gewalt zusammengstöpselt worden waren.

Das ist zwar richtig aber das bedeutet ja nicht dass das GUI von NextSTEP besser war als das von Macos. Ich hab mit Nextstep nur rumgespielt und nicht wie mit Macos jahrelang gearbeitet deshalb kann ich das nicht wirklich objektiv beurteilen. Aber mir schien die GUI von Nextstep zwar über gute Konzepte zu verfügen aber verglichen mit Macos manchmal an der Liebe zum Detail zu mangeln.

Am sinnvollsten wäre es wohl gewesen an diesen Details zu feilen statt so ein Frankenstein GUI zu produzieren aber man wollte wohl die alten Macos Kunden optisch mitnehmen.
+2
milk
milk25.03.21 13:28
pünktchen
aber man wollte wohl die alten Macos Kunden optisch mitnehmen.
Wenn es nur optisch gewesen wäre, dann hätte man es beim GUI von MacOS X Server 1.0 belassen können. Das war OPENSTEP mit einem Platinum Theme. Inklusive abreißbarer Menüs.

Aber man wollte wohl die alten Mac-Nutzer auch funktional mitnehmen und hat vor allem durch den Einbau der festen Menüleiste und des Schreibtischs für einen ziemlichen Mischmasch gesorgt.

Ich bin mit Macs groß geworden und hatte in den 90ern auch einen NeXT, von daher habe ich mich über MacOS X sehr gefreut, aber ich kann auch verstehen, wenn Leute sich mit manchen der Features nicht anfreunden konnten.
+1
pünktchen
pünktchen25.03.21 13:50
Die universelle Menüleiste finde ich nach wie vor das bessere Konzept. Sie ist besser entdeckbar, verbraucht weniger Platz, ist leicht mit der Maus zu treffen und gibt gleichzeitig noch Statusinformation (zB welches Programm gerade eigentlich ausgewählt ist). Aber ich finde es hätte nicht dagegen gesprochen zB das Menü daneben noch auf die dritte Maustaste zu legen oder Menüpunkte abreißbar zu gestalten.

Der Schreibtisch ist einfach nur ein spezielles Fenster, ich finde der stört nicht. Den muss ja niemand benutzen. Tatsächlich habe ich ihn ausgestellt.
+2
andreas_g
andreas_g25.03.21 14:28
Ich habe NeXTstep nicht produktiv eingesetzt, aber beim Herumprobieren ist mir aufgefallen, dass ich oft das Gefühl habe, zu wenig Platz zu haben.
Das Konzept von Mac OS mit der Menüleiste und den filigraneren GUI-Elementen war deutlich platzsparender.
Der größte Pluspunkt bei NeXTstep war aus meiner Sicht ganz klar das Dock.
+1

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