Sechs Gründe, warum Smartphones nach wie vor kein Ersatz für richtige Kameras sind
Nummer 1: ObjektiveZu fotografieren bedeutet, Licht einzufangen und (überwiegend) zu digitalisieren. Dafür benötigt man Linsen, die mit speziellem Schliff und in Gruppen arrangiert Licht aus bestimmten Ausschnitten vor der Optik einfangen und auf dem Bildsensor bündeln. Diese Ausschnitte nennt man Bildwinkel und der wiederum wird durch die Brennweite des Objektivs bestimmt. Stark vereinfacht ausgedrückt: Je größer (oder länger) die Brennweite, desto weiter entfernte Objekte kann man abbilden, und je kleiner (oder kürzer) die Brennweite, desto weiter wird der Blickwinkel und desto kleiner erscheinen entfernte Objekte. Daher nennt man Objektive mit kurzer Brennweite auch Weitwinkel.
Das Problem dabei: Lange Brennweiten erfordern lange Objektive und die passen nicht in flache Smartphone-Gehäuse. Darum haben fast ausnahmslos alle heutigen Smartphones recht weitwinklige Optiken mit einer Brennweite irgendwo zwischen ca. 25 und 50 mm eingebaut. (Hinweis: Alle Angaben zur Brennweite sind hier zur besseren Vergleichbarkeit auf Kleinbild bezogen.) Außerdem haben diese Mini-Objektive in der Regel keine Zoom-Funktion. Man kann also ihre Brennweite nicht variieren. Apple schreibt zwar beispielsweise beim iPhone X auf der
Webseite explizit „Optischer Zoom“, aber das ist eigentlich nicht korrekt, denn es kann optisch nur zwischen zwei festen Brennweiten der beiden eingebauten Objektive
umgeschaltet werden. Unter „Zoom“ versteht man aber eigentlich die stufenlose Einstellung der Brennweite von X bis Y. Stufenlose Einstellung der Brennweite geht beim iPhone nur auf digitaler Ebene (Digitalzoom) durch Skalierung. Und das ist stets verlustbehaftet.
Moderne Smartphones, wie das iPhone X, haben manchmal ein zweites Objektiv mit etwas längerer Brennweite eingebaut. Einige Hersteller wie Apple nennen das dann frech „Teleobjektiv“, obwohl dessen Brennweite nur um 50 mm liegt und damit in der Fotografie höchstens als Normalbrennweite durchgeht.
Auch mit zwei Objektiven hat man mit Smartphones nur begrenzte Möglichkeiten, den Bildwinkel anzupassen und damit Einfluss auf die Gestaltung des Bildes zu nehmen. So hat die Brennweite sehr große Auswirkungen auf die Bildwirkung z.B. bei Portraits. Sehr kurze Brennweiten führen zu „Eierköpfen“, während zu lange Brennweiten das Gesicht zu flach erscheinen lassen. Der Fotograf
Stephen Eastwood hat dazu mal ein paar sehr aussagekräftige Vergleichsaufnahmen gemacht:
Man
kann zwar auch mit sehr kurzer oder langer Brennweite durchaus attraktive Portraits schießen, aber in der Regel sollte dafür eine Brennweite im Bereich zwischen ca. 70 und 150 mm verwendet werden. Smartphone-Cams haben jedoch normalerweise Weitwinkel-Objektive eingebaut, was sie für Portraits eher ungeeignet macht – trotz aller Software-Tricks zur Aufhübschung. Die Selfie-Gemeinde scheint es zwar nicht zu stören, aber das Beispiel zeigt auf, wie sehr man durch die festen Brennweiten in Smartphones limitiert wird. Bei Kameras mit wechselbaren Objektiven hat man die freie Wahl.