Serien-Streaming: YouTube zieht sich von teuren Eigenproduktionen zurück
Der Kampf ums Überleben im Streaming-Geschäft wird für die beteiligten Anbieter immer kostspieliger. Wenn Apple heute den ersten hauseigenen Abo-Dienst für Filme und Serien präsentiert, betritt ein weiterer Big Player den Streaming-Markt – was die Konkurrenzsituation abermals verschärft. YouTube zieht sich angesichts dessen von der Produktion kostenintensiver TV-Eigenproduktionen zurück, so ein Bericht.
Produktion von YouTube-Serien gestopptDie Google-Tochter hat Bloomberg
zufolge kürzlich die Produktion von zwei Serienformaten gestoppt. Konkret geht es um die TV-Projekte „Overthinking with Kat & June“ und „Origin“. Ersteres dreht sich um den Alltag zweier WG-Mitbewohnerinnen. „Origin“ handelt als Science-Fiction-Format vom gleichnamigen Raumschiff, das im All strandet und dessen Passagiere in der Folge ums Überleben kämpfen. Die jeweiligen Pilotfolgen der beiden Serien sind nach wie vor kostenlos über YouTube verfügbar. YouTube veröffentlicht in der Regel die erste Episode einer neuen Serie kostenlos. Wer weitere Folgen sehen möchte, benötigt ein Premium-Abonnement.
YouTube an keinen neuen Serienangeboten mehr interessiertDas Streaming-Portal ist laut des Berichts an keinen neuen, „teuren“ Eigenproduktionen mehr interessiert. Entsprechende schon im Prozess befindliche Produktionen sollen bereits abgebrochen worden sein.
Der Hauptgrund für den Abschied von hochkarätigen, selbstproduzierten Inhalten soll der immense Kostenfaktor für guten Content sein. YouTube habe sich ohnehin nie mit letzter Konsequenz für das Streaming eigener Serien engagiert, so der Marktexperte Anthony DiClemente zur derzeitigen Situation des Anbieters. Es sei so, wie wenn sich jemand für eine Schusswaffen-Auseinandersetzung nur mit einem Buttermesser ausrüstet. YouTube habe schlicht nie die nötigen Milliardensummen investiert, die nötig dazu seien, um Platzhirschen wie Netflix gefährlich werden zu können.
Zudem fehlt es an Zuschauererfolgen wie zum Beispiel Stranger Things (Netflix), die das YouTube-Angebot für eine größere Zahl von Nutzern interessanter machen würden. Die YouTube-Produktionen haben höchstwahrscheinlich nicht für genug Umsatz und Abonnenten gesorgt, um sich auf Dauer für den Anbieter zu rechnen.
Premium-Content wird kostenfreiDie Originalproduktionen, die YouTube schon veröffentlicht hat, sollen bald kostenfrei als „normale“ Videos des Portals verfügbar sein. An der genauen Strategie zum Rebranding, das kostenpflichtige Inhalte zu Free-Varianten umwandelt, ist YouTube momentan noch am arbeiten, so der Bericht. Marktforscher Rich Greenfield zieht bereits ein vorläufiges Fazit zum Rückzug YouTubes von kostspieligen Eigenproduktionen: „Nur weil sich ein großes Tech-Unternehmen in Medien versucht, heißt das noch nicht, dass dabei etwas Erfolgreiches herauskommt.“ Es bleibt abzuwarten, welche Strategie Apple für den Erfolg des eigenen Dienstes wählt.