Setzt Apple für Siri 2.0 tatsächlich auf Google und Baidu – oder geht es um etwas ganz anderes?
Erst vor wenigen Tagen sorgte der Bericht für Aufsehen, Apple setze als neues Sprachmodell für Siri bzw. der Safari-Suche auf Angebote von Google. Demnach laufen momentan Verhandlungen, wie die milliardenschwere Kooperation zwischen Apple und Google noch um eine weitere Kerntechnologie zu ergänzen wäre. OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, sei ebenfalls eine denkbare Option, Google habe jedoch eindeutig die besseren Chancen.
Das Wall Street Journal und Dow Jones melden jetzt
übereinstimmend, Apple hole sich noch einen weiteren Partner ins Boot. Demnach erwirbt Cupertino KI-Technologien vom chinesischen Betreiber Baidu, dort Marktführer bei Suchmaschinen. Es dürfte sich um die Routinen handeln, welche bei Baidus LLM namens ERNIE Bot zum Einsatz kommen, der Deal ist angeblich sogar bereits in trockenen Tüchern.
In China: chinesischer Anbieter naheliegendOb Apple den Schritt geht, weil man schlicht kein ähnliches leistungsfähiges LLM in Eigenregie auf die Beine gestellt bekommt, ist den Magazinen nicht bekannt. Auch regulatorische Gründe könnten für derlei Zusammenarbeit sorgen, immerhin müsste ein generatives Sprachmodell in China von den Behörden genehmigt werden. Handelt es sich ohnehin schon um ein chinesisches Produkt, wäre die Markteinführung wesentlich einfacher.
...oder geht es um etwas ganz anderes?In sämtlichen Berichten herrschte bislang der Grundton vor, Apple wolle die Neuaufstellung von Siri sowie die erforderlichen Sprachfähigkeiten samt Wissensrecherche auf Partner auslagern. Allerdings könnte es sich auch um ein ganz anderes Ziel handeln. Während Apple durch massive Investitionen wohl in der Lage ist, entsprechende Modelle zu trainieren und ins System zu integrieren, gäbe es immer noch die technische Abwicklung im Hintergrund zu klären. Die Anforderungen an das Hosting der Modelle sind enorm und übersteigen bei Weitem, was für die serverseitigen Antworten eines aktuellen Siri bereitzustellen ist.
Es ist schwer vorzustellen, dass Apple die komplette Verantwortung für eine derart wichtige Systemerweiterung vollständig an Drittanbieter übergibt und sich damit auf lange Zeit abhängig macht. Sämtliche Datenschutzbedenken einmal außer Acht gelassen, stünde dies in ziemlichem Widerspruch, wie das Unternehmen normalerweise agiert. Sehr wahrscheinlich ist aber, massiv ausgebaute Serverkapazitäten von etablierteren Anbietern zu benötigen – und zwar solche Systeme, auf denen die Modelle einsetzbar sind. Genau dafür wären Google und Baidu naheliegende Partner, die zwar Hardware bereitstellen und grundlegende Technologien lizenzieren, jedoch nicht der eigentliche Hersteller oder gar Betreiber von "Siri 2.0" sind.