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„Sherlocking“: Welche Drittanbieter-Features Apple für macOS 13, iOS 16 und watchOS 9 übernahm

Wer abseits des Apple-Kosmos mit anderen Betriebssystemen zu tun hat, stößt bisweilen auf Funktionen, die iOS, iPadOS oder macOS nicht bieten. Auch Drittanbieter warten oft mit einfallsreichen Apps auf, welche den Workflow beschleunigen und nützliche Features nachreichen. Diese Anwendungen bleiben von Apple oftmals nicht unbemerkt: Es ist alles andere als unüblich, dass der US-Konzern Updates seiner Betriebssysteme präsentiert, deren neue Funktionen verdächtig an Apps anderer Entwickler erinnern. Das Vorgehen Cupertinos hat sogar einen eigenen Namen: „Sherlocking“. Für die Betroffenen geht die Situation oftmals mit einigen unangenehmen Konsequenzen einher.


„Sherlocking“: Was hinter dem Phänomen steckt
Apples Spotlight-Suche ist ein überaus praktisches Tool, welches nach Apps und lokal abgelegten Dateien sucht, das Internet nach Begriffen durchwühlt und sogar Rechenaufgaben und Konvertierungen akzeptiert. Der Vorgänger hiervon hieß „Sherlock“ – und zeichnete sich anfangs durch recht bescheidene Möglichkeiten der Suche aus. Um die Funktionsmöglichkeiten von Sherlock zu erweitern, veröffentlichten die Entwickler von Karelia die App „Watson“, die hohe Popularität erlangte. Die Nachfrage nach der App endete allerdings schlagartig, als Apple Mac OS X 10.2 freigab: Sherlock wurde mit dem Update deutlich aufgewertet und erhielt all jene Funktionen, die bis dahin nur Käufern von Watson vorbehalten blieben. Für Nutzer gab es nun keinen Grund mehr, das Programm von Karelia zu kaufen – die App wurde „gesherlockt“.

Apple übernimmt viele Funktionen bereits existierender Apps
Die im Rahmen der WWDC 2022 vorgestellten Neuerungen dürften einige Entwickler ebenfalls zähneknirschend zur Kenntnis genommen haben: TechCrunch listet einige Anwendungen auf, welche von dem Phänomen Sherlocking betroffen sind. Darunter fallen beispielsweise Anbieter sogenannter „Buy Now Pay Later“-Dienste wie Klarna. Cupertino legt die Alternative „Apple Pay Later“ vor, welche allerdings zunächst nur in den USA zum Einsatz kommt und nur eingeschränkte Möglichkeiten des Teilzahlungsgeschäfts mit sich bringt. Apps wie MyTherapy dürften ebenfalls um ihre Existenzberechtigung bangen: Die Health-App erinnert künftig an die Einnahme von Medikamenten. Personen, Tiere und Objekte lassen sich mit iOS 16 aus einem Foto ausschneiden, ohne den Hintergrund zu übernehmen: Bislang erledigt dies die App Remove.bg.

watchOS 9 erlaubt zudem ein weit genaueres Schlaftracking – im App Store finden sich aber bereits einschlägige Alternativen. Apples angekündigte App Freeform basiert ebenfalls auf keinen völlig innovativen Geistesblitz: Sie erinnert an das Online-Whiteboard FigJam.

iPhone als Webcam: Die App Camo wird gesherlockt
Besondere Aufmerksamkeit widmete Craig Federighi einer neuen Continuity-Funktion: Die sogenannte „Kamera-Übergabe“ ermöglicht den Einsatz des iPhones als Webcam für den Mac. Das Feature gleicht frappierend der App Camo des Entwicklerteams Reincubate: Das Programm dient demselben Zweck und ist mit Apps wie Zoom und Meet kompatibel. Reincubate versucht sich aber durch Apples Ankündigung nicht einschüchtern zu lassen: Die neue Version von Camo glänzt mit etlichen neuen Funktionen und Vorlagen. Ein weiterer Vorteil, der für den Drittanbieter spricht: Die App ist bereits mit iOS 12 und macOS 10.13 kompatibel. Für macOS Ventura brauchen Nutzer hingegen einigermaßen zeitgemäße Hardware: Der Mac muss von 2017 oder neuer sein.

Kommentare

globalls
globalls20.06.22 13:43
Kann ich bestätigen: Watson ist rausgeflogen….
Muss ich denn alles selber machen?
+1
DasFaultier20.06.22 13:45
Finde ich bedenklich - einerseits gibt es diese Apps schon lange bevor Camo populär wurde andererseits bietet Apple wesentlich mehr Funktionen (Deskview, Studiolicht etc..)

Vom Sherlocking kann man eigentlich nur bei der Apple Watch Tastatur sprechen, das war wirklich kein feiner Schachzug. Allerdings hier bin ich auf Apples Seite, da keine App es wirklich gut hinbekommen hat (ich selbst habe Camo und EpocCam Pro getestet)…

Bildet euch eure eigene Meinung und übernehmt nicht gleich die mediale Kritik ohne diese im Einzelfall zu überprüfen oder gar getestet zu haben.
-2
Legoman
Legoman20.06.22 14:09
DasFaultier
Vom Sherlocking kann man eigentlich nur ...
Eigentlich nicht.
Ich hatte auch mal Apps für Taschenlampe, Barcode-Scanner etc.

Vor ein paar Jahren gab es auch hier einen Beitrag zu dem Thema:
https://www.mactechnews.de/news/article/Pro-Contra-Wenn-Apple-Funktionen-kopiert-und-Drittanbieter-Apps-obsolet-macht-172557.html
+1
fleissbildchen20.06.22 15:07
Irgendwie scheinen sie bei Apple auch ein bisschen betriebsblind zu sein - richtig naheliegende Funktionen werden erst nach Jahren (oder gar nicht) eingebaut.

Z.B. habe ich bis heute keine Möglichkeit gefunden, mein iPhone für anderthalb Stunden (oder so) stumm zu schalten. Kino, Theater, Konferenz, Krankenbesuch dauern alle in etwa so lange, und der Schalter oben links ist dafür ungeeignet - weil ich in 3 von 5 Fällen vergesse, ihn wieder umzuschalten und das Handy dann am nächsten Tag immer noch stumm ist.
+12
zwirn
zwirn20.06.22 15:44
Anständig wäre es, mit den betroffenen Entwicklern vorab Kontakt aufzunehmen und sie zumindest für die Idee zu entschädigen.
Aber solchen Anstand sucht man wohl im heutigen Geschäftsleben vergeblich 👀 …
http://www.youtube.com/watch?v=HGmjr4p34Y8
+4
Legoman
Legoman20.06.22 16:33
fleissbildchen
Z.B. habe ich bis heute keine Möglichkeit gefunden, mein iPhone für anderthalb Stunden (oder so) stumm zu schalten. Kino, Theater, Konferenz, Krankenbesuch
Geht mit der Watch.
Auswahl: Ein, 1 Stunde aktiv, bis morgen früh aktiv, bis zum Weggehen aktiv.
+2
Wauzeschnuff20.06.22 16:42
fleissbildchen
Z.B. habe ich bis heute keine Möglichkeit gefunden, mein iPhone für anderthalb Stunden (oder so) stumm zu schalten. Kino, Theater, Konferenz, Krankenbesuch dauern alle in etwa so lange, und der Schalter oben links ist dafür ungeeignet - weil ich in 3 von 5 Fällen vergesse, ihn wieder umzuschalten und das Handy dann am nächsten Tag immer noch stumm ist.

Wäre das eine Alternative:
Neuen Fokus anlegen (in den. Einstellungen, z.B. "Kino"). Dann entweder intelligent aktivieren lassen (z.B. anhand des Ortes), oder eben manuell das Kontrollzentrum hoch wischen, dort den Fokus aktivieren und über die drei Punkte (rechts), "1 Stunde" oder "bis zum Abend" auswählen.
+1
TorstenW20.06.22 17:00
Wo sind denn bei solchen Apps die Patentanwälte?
Wenn man eine geniale Idee hat (iPhone als Webcam), wieso lässt man sich das nicht patentieren/schützen (zumindest den Code oder sonstwas?) und wenn Apple das dann einsetzt kann man klagen.
0
fleissbildchen20.06.22 19:44
Wauzeschnuff
Wäre das eine Alternative:
Neuen Fokus anlegen (in den. Einstellungen, z.B. "Kino")...

Das habe ich auch gefunden, aber - 1 Stunde ist zu wenig, der ganze Tag ist zu viel. Es fehlt die Möglichkeit, eine eigene Zeitdauer einzugeben.

Dafür haben sie dann fancy stuff eingebaut wie ortsabhängig und so - für mich ist das überflüssig...
+2
esc
esc20.06.22 23:23
Die neue App Freeform ist aus meiner Sicht eine Kopie von Mural.
In der Mitte der Präsentation dieser App steht auch noch Mural.
+1
caba
caba21.06.22 22:04
esc
Die neue App Freeform ist aus meiner Sicht eine Kopie von Mural.
In der Mitte der Präsentation dieser App steht auch noch Mural.
Ja, das stand da. Das bezieht sich aber nicht auf die App, denn Mural ist ja kein Eigenname, sondern heißt Wandbild. Das ist genauso wie wenn jemand seine App „Skizze“ nennt. Kann dann niemand mehr das Wort Skizze verwenden, bloß weil jemand seine App so genannt hat?
Meinungen sind keine Ideen, Meinungen sind nicht so wichtig wie Ideen, Meinungen sind nur Meinungen. (J. Ive)
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