Siri-Sprachaufnahmen: Datenschützer sollen Apples Vorgehen untersuchen
Alle Sprachassistenten der bekannten Anbieter, so auch Apples Siri, arbeiten nach demselben Prinzip: Die Befehle der Nutzer werden auf Cloud-Servern ausgewertet und anschließend – so gut wie eben technisch möglich – ausgeführt. Für eine gewisse Zeit, zumeist mindestens sechs Monate, werden diese Aufnahmen dann zu Analysezwecken gespeichert. Für großes Aufsehen sorgten im Sommer vergangenen Jahres Berichte, dass Apple, Google und Microsoft sowohl interne als auch externe Mitarbeiter für die Auswertung der Sprachschnipsel einsetzen.
Apple setzte Analyse zeitweise ausApple setzte damals die Analyse "bis auf Weiteres" aus, räumt sich aber nach wie vor in den Datenschutzbestimmungen das Recht ein, die Sprachaufnahmen zu speichern und – selbstverständlich anonymisiert - sowohl automatisch als auch durch menschliche Mitarbeiter zu analysieren. Ab Herbst 2019 wurden die Analysen dann fortgesetzt, allerdings ohne externe Mitarbeiter. Zudem ist seither in jedem Fall die vorherige Zustimmung des Nutzers erforderlich, standardmäßig ist die Auswertung deaktiviert. Ein externer Mitarbeiter, der Apples Auswertungspraxis vor Monaten publik machte, wirft dem iPhone-Konzern jetzt vor, weiterhin eine massive Datensammlung zu betreiben und damit die Persönlichkeitsrechte der Anwender zu verletzen.
"Grundlegende Rechte der Nutzer ignoriert"In Schreiben an alle nationalen Datenschutzbehörden der EU-Länder beklagt sich Thomas le Bonniec darüber, dass Apple und andere Anbieter von Sprachassistenten seiner Ansicht nach weiterhin die grundlegenden Rechte der Nutzer ignorieren. In einem Gespräch mit der englischen Tageszeitung
The Guardian fordert er die Datenschützer auf, die Praktiken der Unternehmen endlich gründlich in Augenschein zu nehmen und, falls erforderlich, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Er sei äußerst besorgt, schreibt le Bonniec, dass große Technologie-Konzerne praktisch die gesamte Bevölkerung abhörten, obwohl in der Europäischen Union die weltweit strengsten Datenschutzregeln gälten. "Gesetze zu verabschieden reicht nicht, sie müssen auch durchgesetzt werden", so 25-Jährige, der bis zum Sommer vergangenen Jahres in Irland selbst Sprachaufnahmen für Apple auswertete.
Mehrere hundert Mitarbeiter entlassenApple legte die Abhörpraxis im August vergangenen Jahres nach deren Bekanntwerden auf Eis und entließ mehrere hundert Mitarbeiter. Thomas le Bonniec hatte seinerzeit ebenfalls gegenüber The Guardian Details zu seiner Tätigkeit öffentlich gemacht. Bei der Analyse kamen ihm und seinen Kollegen laut seinen Aussagen immer wieder intimste Informationen zu Ohren. Darüber hinaus speicherte Apples System zahlreiche persönliche Daten wie Namen, Adressen, Hintergrundgeräusche und sogar Gespräche. "Apple arbeitet in einer moralischen und rechtlichen Grauzone", sagte le Bonniec damals im Gespräch mit der Zeitung. Seiner Ansicht nach soll endlich Licht in die Affäre kommen, deshalb wandte er sich jetzt sowohl an die Datenschützer und die Öffentlichkeit.