Apple gab Siri-Sprachaufzeichnungen an Dritte weiter – Richter lässt Klage zu
Jeder kennt wahrscheinlich die Situation, dass Siri der Meinung ist, nun an der Unterhaltung teilnehmen zu müssen. Ob durch versehentliche Tasten-Aktivierung oder per falsch interpretiertem Stimmkommando, plötzlich schaltet sich Siri ein und berichtet entweder von Suchergebnissen zum zuletzt Gesagten oder reagiert mit einer Unverständnis-Entschuldigung. Was oft für Lacher sorgt, einst widersprach Siri gar einem Wettermoderator in der laufenden Sendung (siehe
), sorgte jedoch für handfeste Datenschutzprobleme. Bei der Nutzung von Siri gelangen die Sprachbefehle auf Apples Server, werden dort ausgewertet und wieder an iPhone, iPad, Mac oder Apple Watch zugestellt. Allerdings kam vor zwei Jahren ans Tageslicht, dass Apple die Befehle von externen Partnern
mithören lässt.
Abhören durch ungewollte AktivierungEine
Sammelklage formierte sich und warf Apple schwere Verfehlungen vor. Die Kläger stießen sich weniger an der Auswertung bewusst geäußerter Sprachbefehle, sondern an all den ungewollten Aktivierungen. Apple habe auf diese Weise unzählige private Unterhaltungen mitgeschnitten und die Inhalte an Dritte weitergereicht. Ein Vorwurf lautet sogar, es sei infolgedessen zur Auslieferung maßgeschneiderter Werbung gekommen, welche sich auf vertrauliche Gespräche bezog. Während man letzteres wohl ausschließen kann, immerhin sind die Sprachschnipsel keinen Personen zuzuordnen (und Nutzer unterschätzen oft, wie vorhersehbar ihr Verhalten ist), lässt sich der wesentliche Kritikpunkt nicht von der Hand weisen.
Richter nimmt Klage anDer zuständige Richter ließ die Klage bereits zu und sieht eventuelle Rechtsverstöße, unter anderem unerlaubtes Abhören (Lopez et al v. Apple Inc., U.S. District Court, Northern District of California, No. 19-04577). Auch kalifornische Datenschutzgesetze seien möglicherweise tangiert. Es sei für Nutzer nicht feststellbar gewesen, was mit Siri-Sprachbefehlen geschehe – eine Praxis, die Apple übrigens unlängst änderte und Anwender um Einwilligung zur Auswertung fragt. Kurz nach Bekanntwerden der damaligen Berichte hatte Apple die Übermittlung
gestoppt, seit iOS 13 ist die Teilnahme am Programm zur Qualitätsverbesserung freiwillig. Übrigens droht Google und Amazon sehr ähnlicher Ärger, denn die beiden Unternehmen setzen zur Verbesserung der Sprachassistenten ebenfalls auf menschliche Ohren.