Siri und die KI: Apple kämpft mit internen Streitigkeiten – und eigenen Datenschutz-Ansprüchen
Das Problemkind trägt einen bekannten Namen: Siri. Apples Sprachassistent galt bei seiner Einführung im Jahr 2011 als bahnbrechend, hat sich seither allerdings nicht entscheidend weiterentwickelt. Nutzer von iPhone, iPad, Mac und vor allem HomePod bescheinigen ihm in Foren immer wieder Begriffsstutzigkeit und mangelnde Fähigkeiten. Die Folge: Siri ist gegenüber den deutlich jüngeren Pendants namens Amazon Alexa und Google Assistant zunehmend ins Hintertreffen geraten. Gefahr droht allen Sprachassistenten, also auch dem digitalen Helferlein aus Cupertino, seit Kurzem darüber hinaus durch KI-basierte Chatbots wie etwa ChatGPT.
Bericht: Heilloses Durcheinander im Siri-TeamApple ist sich dieser Situation durchaus bewusst und hat bereits Maßnahmen eingeleitet. Die Entwicklungsabteilung des kalifornischen Unternehmens beschäftigt sich schon seit geraumer Zeit mit einer eigenen KI-Lösung, die Siri leistungsfähiger machen soll. Dabei kämpft der Konzern jedoch wohl nicht nur mit etlichen Altlasten des hauseigenen Sprachassistenten (siehe
). Erschwert wird die Arbeit angeblich auch durch Abgänge einiger äußerst wichtiger Mitarbeiter sowie interne Auseinandersetzungen, die schon 2018 begannen. Vor fünf Jahren habe in dem für Siri zuständigen Team ein heilloses Durcheinander geherrscht, berichtet jetzt
The Information (Bezahlschranke). Zudem seien heftige Auseinandersetzungen zwischen den leitenden Mitarbeitern an der Tagesordnung gewesen. Dabei ging es laut der Nachrichten-Webseite um die Richtung, in welche sich Siri entwickeln sollte.
Wichtige KI-Experten kehren Apple den RückenDie Streitigkeiten drehten sich unter anderem um die Frage, ob man Daten über die Interaktion der Nutzer mit Siri in großem Stil für die Weiterentwicklung auswerten solle. Der für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz zuständige Senior Vice President John Giannandrea war dafür und leitete entsprechende Maßnahmen ein. Diese wurden dann allerdings von höherer Stelle gestoppt, weil die Auswertung von Sprachaufzeichnungen durch externe Dienstleister für öffentliches Aufsehen sorgte (siehe
). Das warf die Weiterentwicklung von Siri signifikant zurück und führte dazu, dass in den Jahren danach etliche Mitarbeiter das Unternehmen verließen. Zuletzt wechselten Ende 2022 die drei bislang in Cupertino tätigen KI-Experten Srinivasan Venkatachary, Steven Baker und Anand Shukla zu Google, weil sie sich dort bessere Arbeitsbedingungen erhofften.
Datenschutz-Bedenken stehen Weiterentwicklung im WegEiner schnellen Weiterentwicklung oder gar grundlegenden Neugestaltung von Siri stehen laut The Information zudem Bedenken im Hinblick auf den Datenschutz und die Privatsphäre der Nutzer im Weg. Als Beispiel nennt die Webseite ein Projekt namens „Blackbird“, das 2019 in Angriff genommen wurde. Ziel war die Erstellung eines Assistenten, dessen Spracherkennung lokal auf dem iPhone erfolgt. Das gelang zwar und das Feature steht seit 2021 auf den Smartphones aus Cupertino für etliche Funktionen zur Verfügung. Die Kehrseite des Projekts: Mit der Arbeit an „Blackbird“ waren mehrere hundert Angestellte beschäftigt, die somit für die Erweiterung der allgemeinen Leistungsfähigkeit von Siri nicht mehr zur Verfügung standen. Mittlerweile hat ein großer Teil des verbliebenen Entwicklerteams angeblich das Vertrauen verloren, dass Apple den Sprachassistenten in absehbarer Zeit mit Künstlicher Intelligenz ausstatten und dadurch entscheidend verbessern kann.