Smartwatches heute und vor 22 Jahren - es war ein weiter Weg (mit Video)
"Objects In The Rear View Mirror May Appear Closer Than They Are", so lautet der Titel eines bekannten
Songs der Rock-Legende Meat Loaf. Was im Straßenverkehr eine alltägliche Erfahrung ist, dass nämlich Objekte im Rückspiegel oft näher sind, als man denkt, trifft im übertragenen Sinn vor allem beim Blick in die Technikgeschichte nur selten zu. Viele Geräte, welche vor zwanzig oder mehr Jahren topaktuell waren, wirken heute altmodisch - und sehr weit entfernt. Ein besonders augenfälliges Beispiel hierfür sind Smartwatches.
"Ruputer" erschien lange vor der Apple WatchDer erste "intelligente" Zeitmesser der Welt erschien nämlich lange vor der Apple Watch, mit welcher Apple das Bild dieser Geräte seit 2015 prägt. Am 10. Juni 1998, also vor genau 22 Jahren, präsentierte das japanische Unternehmen Seiko eine Armbanduhr mit der Bezeichnung "Ruputer", bei der es sich in Wirklichkeit um einen am Handgelenk zu tragenden Minicomputer handelte. Das machte auch der Name einer zweiten Generation des etwas unförmigen Geräts deutlich: Diese vermarktete der bereits Ende des 19. Jahrhunderts gegründete traditionsreiche Uhrenhersteller als "onHand PC", das Gerät wurde bis 2006 verkauft.
Monochromes LC-Display und 128 Kilobyte RAMVon der Leistungsfähigkeit und dem Funktionsreichtum einer Apple Watch war die weltweit erste Smartwatch natürlich weit entfernt. Im Inneren werkelte ein 16-Bit-Prozessor mit einer Taktfrequenz von 3,6 Megahertz, der auf 2 Megabyte ROM und 128 Kilobyte RAM zugreifen konnte. Das monochrome LC-Display bot eine Auflösung von 102 x 64 Pixeln. Bedient wurde der "Ruputer" mithilfe eines winzigen Joysticks und sechs Tasten. Für die Kontaktaufnahme mit anderen Geräten, vor allem einem Computer, standen ein serieller Port und eine Infrarotschnittstelle zur Verfügung.
Terminkalender und einfache SpieleApps, wie sie heute in Hülle und Fülle für die Apple Watch zur Verfügung stehen, gab es für den "Ruputer" nicht, obwohl Seiko ein Software Development Kit anbot. Dennoch konnte der Handgelenkscomputer selbstverständlich nicht nur Zeit und Datum anzeigen, sondern auch To-Do-Listen verwalten, Memos speichern und einen Terminkalender führen. Außerdem ließen sich Ausgaben erfassen, ein Rechner war ebenso an Bord sowie ein paar einfache Spiele. Betrieben wurde die Seiko-Smartwatch mit zwei Standard-Knopfzellen des Typs CR2025. Diese sorgten für eine Standby-Zeit von bis zu drei Monaten, bei intensiver Nutzung der Funktionen mussten sie allerdings bereits nach 30 Stunden gewechselt werden.
Vergleich verdeutlicht den technischen FortschrittEine ähnliche Laufzeit erreicht heutzutage - mit etwas Glück - die Apple Watch ebenfalls, auch wenn Apple lediglich 18 Stunden angibt. Damit enden aber auch schon die Gemeinsamkeiten mit dem weitgehend vergessenen Vorfahren aus dem Jahr 1998. In der aktuellen Apple Watch Series 5, die erheblich schlanker ist als der "Ruputer", arbeitet unter einem hochauflösenden und natürlichen farbigen OLED-Display ein moderner 64-Bit-Prozessor, welcher vielfältige Aufgaben übernimmt. Auch bei den weiteren Features wird deutlich, welche enormen technischen Fortschritte es in den vergangenen 22 Jahren gegeben hat. Apples smarter Zeitmesser beherrscht diverse Funktechniken, verfügt über zahlreiche Sensoren und macht Musik. Man kann mit der Apple Watch telefonieren und natürlich Apples Sprachassistenten Siri in ein Gespräch verwickeln - eine Funktion, welche zu Zeiten des "Ruputers" ins Reich der Science-Fiction gehörte. Mancher Besitzer eines noch existierenden Exemplars der ersten Smartwatch der Welt blickt aber dennoch wohl zumindest gelegentlich in den symbolischen Rückspiegel, nimmt für kurze Zeit die Apple Watch ab und schnallt sich den Oldtimer-Boliden ans Handgelenk. Dann denkt er vielleicht für einen kurzen Moment darüber nach, welch weiter Weg es vom "Ruputer" bis zur heutigen Apple Watch war.
Apple Watch Series 5 im Apple Online Store
Apple Watch Series 3 im Apple Online Store