Spähangriffe: Exploits ermöglichten Sideloading auf dem iPhone, NSO rechtfertigt sich vor Europäischem Parlament
Die NSO Group und die von ihr entwickelte Spyware Pegasus sorgen immer wieder für Kontroversen: Zuletzt wurde etwa bekannt, dass mehrere Vertreter der spanischen Regierung Opfer von Spähangriffen dieser Software wurden. Ein Vertreter des Unternehmens musste sich diese Woche den Fragen des Europäischen Parlaments Rede und Antwort stehen. Nun macht Google auf einen weiteren Akteur aufmerksam: Über einen perfiden Angriff habe das italienische Tech-Unternehmen RCS Labs Spionage ermöglicht, indem der Betroffene glaubte, eine App seines Netzbetreibers oder Handy-Herstellers installieren zu müssen.
Mobilfunkanbieter kooperiertenGoogles Threat Analysis Group (TAG) greift in einem
Blog-Beitrag die Geschehnisse rund um RCS Labs auf: Die Angriffe seien sowohl auf iPhones als auch auf Android-Smartphones in Italien und Kasachstan erfolgt. Die TAG weist darauf hin, dass in einigen Fällen eine Zusammenarbeit zwischen den Angreifern und den Mobilfunkanbietern erfolgt sein könnte: Die mobile Datenverbindung sei bei manchen Opfern gekappt worden. Daraufhin hätten sie eine Nachricht mit einem Link erhalten, welche über diese Unterbrechung informierte. Der Absender erklärte, dass die über den Link bereitgestellte App die Verbindung wieder herstellen könne. Das geschah auch tatsächlich – allerdings handelte es sich bei der Anwendung um Spähsoftware, die sich mit offiziellen Logos zierte, beispielsweise von Samsung.
Exploits erlaubten Sideloading auf dem iPhoneAuf Android-Smartphones führte der Link zu einer APK-Datei, beim iPhone wurden Betroffene angewiesen, bestimmte Profile des Apple Developer Enterprise Program zu installieren. Kam das Opfer dieser Aufforderung nach, so fand tatsächlich der Download einer App abseits des App Stores statt – ein Vorgang, den Apple eigentlich tunlichst verhindern möchte. Möglich wurde das unter anderem durch zwei Zero-Day-Exploits. Mittlerweile wurden sämtliche hierfür genutzten Sicherheitslücken von Apple spätestens mit iOS 15.2 geschlossen.
NSO: Fünf EU-Staaten nutzten PegasusWährenddessen machte auch die NSO Group wieder auf sich aufmerksam: Ihre Spyware Pegasus beschäftigte einen Ausschluss des Europäischen Parlaments, der einige Fragen an Chaim Gelfand, Chief Compliance Officer der NSO, stellte. Gelfand beteuerte, dass der Einsatz von Pegasus Terroranschläge verhindert und tausende Menschenleben gerettet habe. Einige der Abgeordneten monierten, dass der Befragte vielfach ausweichend antworte. Immerhin räumte Geland ein, dass fünf EU-Staaten Pegasus genutzt hätten, nannte allerdings keine Namen: Die näheren Details wolle er nachreichen. Auch Deutschland ist in dieser Sache kein unbeschriebenes Blatt: 2019 erwarb das Bundeskriminalamt Pegasus (siehe
hier).