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Spannendes Interview: Interna zur Entstehung des ersten iPads

Zehn Jahre ist es her, dass Apple das iPad präsentierte und damit zunächst einen Tablet-Boom auslöste. Bekanntlich hatte Apple schon an einem Tablet gearbeitet, bevor überhaupt mit der Entwicklung des iPhones begonnen wurde. Aus Sorge, der iPod könne angesichts immer fortschrittlicherer Mobiltelefone schlagartig an Bedeutung verlieren, forcierte Apple aber zunächst die Marktreife des iPhones. In einem lesenswerten Interview sprechen Imran Chaudhri (einst "Director of Design on the Human Interface") und Bethany Bongiorno (einst "Software Engineering Director") aus dem ursprünglichen iPad-Team über die Entwicklung des Tablets. Zu Anfang sei das Team winzig gewesen – man arbeitete in einer Art Gang anstatt in großen Büros. Ziel war es, ein "Startup innerhalb eines Startups" aufzubauen, womit iPhone und iPad gemeint sind.


Was stimmt am Mac nicht?
Eine der Grundfragen habe von Anfang an gelautet "Was stimmt mit dem Mac nicht?" – und die Antwort war, ein normaler Computer sei nicht ausreichend zugänglich und direkt ansprechbar. Schon Ende der 90er Jahre kursierte bei Apple daher die Idee, ein Tablet zu entwerfen. Eine Option lautete auch, das iBook um einen Touchscreen zu erweitern, allerdings hätte man damit preislich wohl jeden Rahmen gesprengt. Die 1997 aufgebrachte Tablet-Idee wurde daher als "Project K48" erneut ausgegraben und nach den anfänglichen Erfahrungen mit dem iPhone fortgeführt. Natürlich konnte man zu diesem Zeitpunkt bereits auf vieles zurückgreifen, was sich im iPhone bewährt hatte. Allerdings fand bei der Entwicklung weitaus mehr statt, also nur das 3,5"-iPhone auf ein 9,7"-Display zu strecken – das Team begann in vielen Bereichen ganz von vorne.


Bethany Bongiorno und Imran Chaudhri (Bild: )

Eine Revolution, die rasch abebbte – mit unklarem Ausgang
Die Reaktion des Marktes zeigte, wie bahnbrechend das iPad war. Handelte es sich bei Tablets zuvor um Nischenprodukte, so rief das iPad sofort unzählige Nachahmer auf den Plan, die in Windeseile eigene Tablet auf den Markt warfen. Zunächst sah es auch danach aus, als werde der klassische Computer schnell durch Tablets ersetzt, was sich jedoch rasch als Fehleinschätzung herausstellte. Viele Hersteller verloren schnell wieder das Interesse und konzentrierten sich nicht auf die Sparte. Chaudhri und Bongiorno äußern sich im Interview auch dazu, ob sie noch immer denken, das iPad könne den Mac überflüssig machen. Momentan wissen viele Nutzer einfach nicht, welche Rolle das iPad genau im Mobilmarkt spiele. Man besitze ein Notebook und eventuell einen Desktop-Computer – doch wo genau befindet sich das iPad? Genau diese Situation mache es schwer, eine Prognose zu treffen.


Stolz und Bedauern
Zuletzt sollen sich die beiden iPad-Urgesteine, welche inzwischen anderen Projekten nachgehen, noch zu ihrem größten Moment des Stolzes äußern. Bongiorno antwortet, die Sonderstellung als Mini-Team mit unglaublicher Entwicklungs-Geschwindigkeit und Bewegungsfreiheit habe für sie das Besondere ausgemacht. An einem der letzten Jobs-Projekte zu arbeiten, das er noch intensiv betreuen konnte, mache sie nachhaltig stolz. Allerdings bedauere sie, dass man das iPad nicht so stark weiterentwickelte, wie es möglich gewesen wäre. In den ersten Jahren fehlte die aktuelle Hingabe und Ausrichtung, das iPad zu einem Notebook-Killer zu machen. Man habe damals keinen Weg gefunden, den anfänglichen Schwung aufrechtzuerhalten. Für Chaudhri steht im Vordergrund, wie vielseitig das iPad wurde und weit über das hinausgeht, was man zu Anfang konzipierte – ganz gleich ob Menschen damit kommunizieren, lernen oder das iPad anderweitig Bedeutung in ihrem Leben gewann. Teilweise wurde man auch schlicht überrascht: Dass Nutzer tatsächlich mit einem iPad durch die Gegend laufen und Fotos machen, hätte man wirklich nicht gedacht.

Kommentare

Wurzenberger
Wurzenberger29.01.20 13:32
0
athlonet29.01.20 13:53
MTN
Dass Nutzer tatsächlich mit einem iPad durch die Gegend laufen und Fotos machen, hätte man wirklich nicht gedacht.

Sieht auch affig aus.
Aber fairerweise muss man zugeben, dass man wohl bei keiner Kamera einen größeren Sucher bekommt.
+6
sierkb29.01.20 13:56
InputMag (27.01.2020): The iPad's original software designer and program lead look back on the device's first 10 years
Ten years ago, Apple introduced one of the most influential products of the company's modern era: the iPad. After years of struggling in internal development, and seeing the smash success of its siblings the iPhone and the iPod Touch, the iPad finally debuted. It made promises to replace everything from notepads to cash registers to textbooks to conventional computers — some of which it was wildly successful at and some of which it struggles to manage even today.
We chatted with design power couple Imran Chaudhri and Bethany Bongiorno about the tiny tablet that could.



Und, da im Interview genannt – Advanced Technologies Group (ATG):

Fast Company (19.06.2018): The legendary Apple research group that shaped our world
Before Steve Jobs gave it the ax in 1997, the Advanced Technology Group developed some of the most influential technology of the century.

SigChi (April 1998), via archive.org: The Apple Advanced Technology Group
An Introduction to the Special SIGCHI Bulletin Issue

Wikipedia (en): Apple Advanced Technology Group (ATG)



Ein Mitglied der Apple Advanced Technology Group (ATG), u.a. dieser Computer-Pionier, Ex-Xerox-PARC-, Ex-Apple-Veteran :

Wikipedia (de): Alan Kay
Wikipedia (en): Alan Kay



Quora (21.04.2019), Alan Kay: American computer pioneer Alan Kay’s concept, the Dynabook, was published in 1972. How come Steve Jobs and Apple iPad get the credit for tablet invention?

Fast Company (15.09.2017), Interview with Alan Kay: The Father Of Mobile Computing Is Not Impressed
He influenced Jobs and dreamed up a digital future designed for learning and thinking. Fifty years on, Alan Kay is still waiting for his dream to come true.

tom's hardware (18.04.2010): Did Steve Jobs Steal The iPad? Genius Inventor Alan Kay Reveals All
-11
desko7529.01.20 13:57
athlonet
MTN
Dass Nutzer tatsächlich mit einem iPad durch die Gegend laufen und Fotos machen, hätte man wirklich nicht gedacht.

Sieht auch affig aus.
Aber fairerweise muss man zugeben, dass man wohl bei keiner Kamera einen größeren Sucher bekommt.
Ich denke, der einzig sinnvolle Anwendungsfall für die Kamera im iPad ist das Scannen von Dokumenten.
+3
pogo3
pogo329.01.20 14:14
Dreht man die Frage um: "Was stimmt am iPad nicht?", würde ein Schuh draus.
Ich schmeiss alles hin und werd Prinzessin.
-3
TiBooX
TiBooX29.01.20 15:12
So wie das iPhone und andere TouchPhones die Navis in Autos und Knipsen haben obsolet werden lassen so wird das iPad die meisten Instrumentanzeigen und Navis in der Avionik ersetzen.
Einfach weil es mobil und viel universeller ist.
Die Sensoren und Datengeber verschwinden immer mehr ins Unsichtbare - weil sie auch einem viel längeren Innovationszykus unterworfen sind.
Ich freue mich auf immer mehr iPads in der Privatfliegerei.
Aus dem beruflichen Umfeld weiss ich, dass Airlines seit Jahren versuchen eigene Services auf iPads in Cockpit und Kabine zu bringen um unabhängiger von den sehr teuren “eingebauten” Services der Flugzeughersteller zu werden.
People who are really serious about software should make their own hardware [A. Kay]
+1
obri29.01.20 16:52
Das mit der „aktuellen Hingabe” habe ich nicht verstanden. Bin wohl nicht vom Fach ...
-2
ruphi
ruphi30.01.20 00:37
TiBooX
So wie das iPhone und andere TouchPhones die Navis in Autos und Knipsen haben obsolet werden lassen so wird das iPad die meisten Instrumentanzeigen und Navis in der Avionik ersetzen.
Einfach weil es mobil und viel universeller ist.
Die Sensoren und Datengeber verschwinden immer mehr ins Unsichtbare - weil sie auch einem viel längeren Innovationszykus unterworfen sind.
Ich freue mich auf immer mehr iPads in der Privatfliegerei.
Aus dem beruflichen Umfeld weiss ich, dass Airlines seit Jahren versuchen eigene Services auf iPads in Cockpit und Kabine zu bringen um unabhängiger von den sehr teuren “eingebauten” Services der Flugzeughersteller zu werden.
Ist das denn sicher, so ein iOS-Gerät für die Anzeige von Teilen des Cockpit-Interfaces zu verwenden?
+1
Tai
Tai30.01.20 12:51
Ich denke, der einzig sinnvolle Anwendungsfall für die Kamera im iPad ist das Scannen von Dokumenten.

So kann man sich täuschen. Ich benutze es regelmässig bei Konzertmitschnitten als Totale. 12,9" Sucher auf einem Mikroständer. Erstklassig und freue mich darüber, dass zumindest die Pros keine abgespeckte Kamera haben.
+1
Tai
Tai30.01.20 13:13
sierkb
Alan Kay: American computer pioneer Alan Kay’s concept, the Dynabook, was published in 1972. How come Steve Jobs and Apple iPad get the credit for tablet invention?

Eigentlich ist es wie immer, nicht der Erste bekommt die Loorbeeren, sondern der erste fähige Trittbrettfahrer. Die Xerox Leute wussten nicht, was sie mit einer Maus anfangen sollten. Jobs schon. Dann haben x Firmen n den Nullern "Smartphones" rausgebracht. Apple hatte aber die richtigen Paradigmen und ein funktionierendes OS. Beim Tablet war das noch einmal so. Jetzt hat halt Apple mit guter Umsetzung der Erstideen viele Trittbrettfahrer.
+3
sierkb30.01.20 13:41
Tai
Eigentlich ist es wie immer, nicht der Erste bekommt die Loorbeeren, sondern der erste fähige Trittbrettfahrer. Die Xerox Leute wussten nicht, was sie mit einer Maus anfangen sollten. Jobs schon.…

Making the Macintosh: Jef Raskin on PARC and the Macintosh

Making the Macintosh: Jef Raskin on the Mouse

Making the Macintosh: Jef Raskin on the Apple Network :
Making the Macintosh: Jef Raskin on the Apple Network
[…]
Pang: Were there any other people at Apple for whom it was obvious? There were at least a few who had spent time at Berkeley and other places--

Raskin: No. I don't remember anyone else saying, "Of course."

Pang: Why do you think it was that Apple didn't get it?

Raskin: The people in charge at Apple, and I think Jobs was one of them, were not visionaries. He's always been called a visionary, and I've never seen that, in all the years I worked there. Being a visionary is not what he's great at. Look at OS X, that Apple's coming out with: everybody who works on it says it's a throwback to the 1970s in terms of structure. It's UNIX, it's backwards.

That's why we have the mouse. Jobs saw the mouse at Xerox PARC, and even though I'd done a lot of experiments-- we did a lot of research and experimentation on graphic input devices, joysticks and force input and motion input and all kinds of things-- I still have at home some of the devices I actually built to test different forms of input. Which is also something useful when people say, "I hear you weren't interested in graphics," I say, "Well, then why was I doing this intensive work on graphic input devices?" That was a lot of the stuff I did at Apple for a time. But Jobs saw the mouse, and said "Okay," and just dictated that it's going to be the mouse. That was it. The boss has spoken.

That wasn't really a major problem-- as long we as had some graphic input device. Very often a good way to working with him is to present him a bunch of alternatives, all of which get your idea across; then he chooses one of them, and feels he's made this wonderful invention. It's just a way of handling bosses, and it's a standard procedure. They get to make a choice, but you've already made the basic choice, in this case that there'll be a graphic input device. He chooses which one, not realizing that the big choice was whether to have one or not.

[…]

Wikipedia (de): Jef Raskin
Wikipedia (en): Jef Raskin
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ocrho30.01.20 21:15
Allerdings bedauere sie, dass man das iPad nicht so stark weiterentwickelte, wie es möglich gewesen wäre. In den ersten Jahren fehlte die aktuelle Hingabe und Ausrichtung, das iPad zu einem Notebook-Killer zu machen. Man habe damals keinen Weg gefunden, den anfänglichen Schwung aufrechtzuerhalten.
Naja der wahre Grund ist, dass man für Vieles einfach keine Lösung gefunden hat:
  • Für Dateien kam nie eine Lösung die wirklich für ein Touch-Betriebssystem gedacht ist. Was dann nach vielen Jahren kam ist einfach nur ein rudimentärer Finder-Nachbau.
  • Es gab das iTunes-Konzept mit einer Medienverwaltung als Betriebssystemleistung. Dieses Konzept sollte auch für Fotos und viele andere Medientypen wie E-Bücher die Vorlage werden. Aber das hat Apple selbst vermasselt mit der Umorientierung auf Abo-Dienste, wo dann das alte iTunes-Konzept der eigenen Dateien im Sinne von Besitz im Weg stand. Jeder der iTunes etwas genutzt hat, hat auch Metadaten geändert, aber ein Abo-Dienst mag keine geänderte Metadaten (mit korrigierten Angaben) oder andere Albumzusammenstellungen.
0
Bachsau
Bachsau11.02.20 15:46
Unixoide Systeme sind also rückwärts gewandte Technik? 😂 Wer solche Aussagen macht, hat sofort jegliche Glaubwürdigkeit verspielt. Die POSIX-Architektur ist das durchdachteste und strukturierteste Betriebssystem-Konzept, das es je gab. UNIX in all seinen Ausprägungen ist die Gegenwart und Zukunft jedes modernen Betriebssystems. Selbst Microsoft beginnt allmählich, sich in diese Richtung zu orientieren.
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