Sparkasse und Apple Pay: Banken-Verband hält an eigener Lösung fest und fordert vollen Zugriff auf den NFC-Chip des iPhones
Am Dienstag kündigte Tim Cook auf der Quartalskonferenz Apple Pay für Deutschland an - schon am nächsten Morgen meldeten sich einige
Banken zu Wort, dass sie Apples Bezahldienst unterstützen. Insgesamt haben nun 14 Banken zugesagt, mit Apple zusammenzuarbeiten - 7 sind noch unentschlossen und 6 haben die Teilnahme vorerst ausgeschlossen. Besonders der ING Diba schlägt momentan eine Welle der Entrüstung entgegen, da die Bank Apple Pay nicht unterstützen möchte.
Die Kommunikationspolitik der Sparkasse war seit der Ankündigung mehr als merkwürdig: Der Kundendienst mancher Sparkassen machte Hoffnung und teilte mit, dass der Bankenverband Apple Pay unterstützen werde. Sogar auf Twitter gaben vereinzelte Sparkassen bekannt, dass eine Apple- Pay-Unterstützung wahrscheinlich sei.
Gerade vor wenigen Tagen startete die Sparkasse aber eine eigene Bezahl-Lösung: Mit
"Mobiles Bezahlen" will die Sparkasse Google Pay und Apple Pay Konkurrenz machen und eine eigene Lösung am Markt etablieren. Vorerst ist die Lösung nur für Android verfügbar, da das Google-Betriebssystem dem Vollzugriff auf den Nahbereichsfunkchip (NFC) erlaubt. Schreibzugriff ist eine Voraussetzung, mobile Bezahllösungen anbieten zu können.
Apple hat sich dazu entschlossen, den NFC-Chip für Dritthersteller nur im Lese-Modus freizugeben: So können zwar RFID-Etiketten gescannt werden, aber es lassen sich keine Daten senden. Ohne Schreibzugriff ist die Implementierung von Bezahl-Lösungen auf dem iPhone ausgeschlossen. Ob Apple bei der Freigabe des Chips Sicherheitsbedenken hat oder ob man die eigene Plattform ausnutzen möchte, um Apple Pay schneller zu etablieren, bleibt ein Geheimnis.
Im Jahr 2016 versuchten australische Banken, Apple durch einen Boykott von Apple Pay zur Öffnung des NFC-Chips zu zwingen. Die australische Kartell-Behörde "Australian Competition and Consumer Commission" entschied aber im Jahr 2017, dass Apple nach geltendem Recht nicht die Öffnung des Chips vorgeschrieben werden könne - somit unterlagen die australischen Banken und der Zugriff auf den Chip blieb ihnen versagt.
Offensichtlich plant die Sparkasse nun, Apple zum Öffnen der NFC-Schnittstelle zu bewegen. Gestern einigte sich der Sparkassen-Verband auf eine gemeinsame Kommunikationsrichtlinie bezüglich Kundenanfragen nach Apple Pay. Folgendes Statement ist von den Sparkassen nun zu lesen:
Wir konzentrieren uns derzeit auf unsere mobile Payment Lösung, die auch technisch offen für iOS ist. Es liegt an Apple, die entsprechende NFC-Schnittstelle für die Kreditwirtschaft freizugeben, damit alle Kunden diesen technischen Marktstandard in gleicher Weise nutzen können.
Zwar sagt die Sparkasse nicht explizit, dass man eine Einführung von Apple Pay grundsätzlich ausschließt - allerdings dürfte dies zum Marktstart nicht erfolgen. Vor der Ankündigung von iOS 12 gab es Gerüchte, dass Apple Vollzugriff auf den NFC-Chip gestatten werde - dies bewahrheitete sich auf der WWDC 2018 allerdings nicht. Es ist nicht davon auszugehen, dass sich Apple dem Druck des Sparkassen-Verbandes beugen wird. Somit dürfte für Sparkassen-Kunden mittelfristig keine mobile Bezahllösung für Apple-Geräte bereitstehen.