Spekulation: Was wir vom neuen Mac Pro erwarten können
In der letzten Woche schlugen gleich zwei Meldungen hohe Wellen in der Apple-Welt: Ab 2020 sollen erste Macs mit
Apple-eigenem ARM-Prozessor ohne Intel-Chip erscheinen und der Nachfolger des 2013 präsentierten und seit dem unverändert im Handel befindlichen
Mac Pro soll erst 2019 erscheinen und nicht schon in diesem Jahr.
Apple hat sich mit dem 2013 erschienenen Mac Pro verrannt - eine sinnvolle Weiterentwicklung ist nicht mehr möglich. Schon bei der Vorstellung kritisierten viele potentielle Käufer, dass sinnvolle Erweiterungen nur durch externe Geräte möglich sind und nicht durch interne Steckplätze und Festplatteneinschübe.
Große Neuerungen in der Mac-Welt vorausDurch die beiden Meldungen in der letzten Woche ist eins klar: Es stehen in den kommenden Jahren größere Neuerungen in der Mac-Welt bevor. Nicht nur, dass Apple wohl bald ARM-Prozessoren in Macs einsetzt,
"Project Marzipan" soll den Mac auch was Apps anbelangt mehr in Apples eigenes Ökosystem integrieren. Seit dem extremen Erfolg des iPhones lief der Mac in den vergangenen Jahren bei Apple nebenher: Zwar gab es ab und an aktualisierte Hardware für die erfolgreichen Baureihen (MacBooks und iMac) und auch neue Betriebssysteme erschienen im Jahrestakt mit sinnvollen Neuerungen - echte Innovationen und maßgebliche Umbrüche blieben aber aus.
Kein klassischer "PC-Tower"Apple kündigte
erstmals Anfang 2017 an, dass man an einem neuen Mac Pro (und an Apple-eigenen Displays) arbeite. Durch die lange Entwicklungsdauer von mehr als zwei Jahren ist sicher, dass es sich beim neuen Mac Pro nicht wieder um einen klassischen Tower im Stil des PowerMac G5 oder des 2006er Mac Pro handeln wird - ein solches Gerät könnte Apple erheblich schneller auf den Markt bringen.
Mac Pro - anders als der iMac ProEine Aussage des Apple-Teams bezüglich des auf der vergangenen WWDC vorgestellten iMac Pro war sehr interessant - Apple wird beim neuen Mac Pro nicht "einfach nur" stärkere Hardware ausliefern, wie dies beim iMac Pro der Fall war:
Because we want to provide complete pro solutions, not just deliver big hardware, which we’re doing and we did it with iMac Pro.
Apple muss mit dem neuen Mac Pro einen großen Spagat hinlegen: Der neue Mac Pro muss erweiterbar sein - dies scheint Apple verstanden zu haben, da diverse Male der Begriff "modular" gefallen ist. Außerdem muss der neue Mac Pro diverse Käuferschichten mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen abdecken. Manche Pro-Kunden benötigen starke GPUs, für andere Käufer ist nur die CPU-Geschwindigkeit interessant und wieder andere benötigen viel und schnellen Speicherplatz. Wie genau dies realisiert werden wird, steht noch in den Sternen - Apples neues Interesse an eGPU-Lösungen (Externe Grafikkarten, angebunden über Thunderbolt) könnte aber einen Hinweis geben, dass der neue Mac Pro als Bussystem auf Thunderbolt 3 (oder dessen Nachfolger) setzt, um Komponenten zu vernetzen.
Der PreisSchon beim iMac Pro machte Apple auch durch den Einstiegspreis von 5.500 Euro klar, dass es sich hierbei nicht um ein Produkt für Hobbykunden handelt. Zwar ist der absolute Preis hoch, aber die Preise für die einzelnen Komponenten des Highend-Gerätes bewegen sich auf dem freien Markt in ähnlichen Sphären. Waren Macs wie der 2003 erschienene PowerMac G5 (Einstiegspreis 1.999 Dollar) und der 2006er Mac Pro (Einstiegspreis 2.499 Dollar) noch für manche Hobby-Kunden erschwinglich, wird dies voraussichtlich beim neuen 2019er Mac Pro ähnlich wie beim iMac Pro anders werden.
Änderungen bei der KommunikationsstrategieIn den vergangenen Jahren hat Apple auf dem Pro-Markt viele Kunden verloren, denen der 2013er Mac Pro aufgrund der mangelnden internen Erweiterbarkeit und der nicht vorhandenen Produktpflege nicht passte. Durch die beiden kleinen Presse-Events Anfang 2017 und 2018 gibt Apple im Pro-Segment die klassische Geheimhaltung auf und kommuniziert recht offen, mit welchen Neuerungen in den kommenden Jahren zu rechnen ist. Es ist sehr zu begrüßen, dass Apple nun im Pro-Markt eine andere Kommunikationsstrategie verfolgt als in den sonstigen Geschäftsfeldern, die von Apples lang gepflegter Geheimhaltung profitieren.
Angepasste Hardware - und SoftwareAus der Ankündigung, dass der neue Mac Pro erst 2019 am Markt erscheinen wird, geht auch hervor, dass Apple wohl auch größere Umbauten an macOS vornehmen wird - kürzlich hat Apple begonnen, intern
bereits macOS 10.15 zu testen, obwohl macOS 10.14 noch nicht einmal angekündigt wurde.
Mac Pro der erste Mac mit ARM-Chips?Warum aber benötigt Apple weit mehr als zwei Jahre, um einen neuen Mac Pro zu entwickeln? Eine mögliche Erklärung ist, dass der neue Mac Pro vielleicht der allererste Mac mit Apple-eigenen ARM-Prozessoren werden könnte. Sollte der neue Mac Pro 2019 nämlich mit Intel-Prozessor erscheinen und bereits 2020 würden normale Macs wie der iMac oder die MacBooks mit ARM-Chips auf den Markt kommen, könnte dies ein falsches Signal senden. Wenn Apple aber mit einem ARM-basierten Mac Pro zeigt, welche Performance mit Apple-eigenen Prozessoren möglich ist, könnte sich dies marketingtechnisch als sehr günstig erweisen.