Spionage-Chips in Servern: Bloomberg legt nach – Verteidigungsministerium weiß angeblich seit 2010 davon
Vor mehr als zwei Jahren schockte Bloomberg die Branche mit einem Bericht, wonach mehr als 30 große US-Firmen mit Spionage-Chips unterwandert wurden. Im Detail ging es um Server-Hardware, die auf Chips von Super Micro setzen – hier sei es angeblich gelungen, chinesische Wanzen einzuschleusen. Angesichts der Schwere dieser Anschuldigungen stellten Super Micro, Apple, Amazon und viele weitere alles auf den Kopf, um detaillierte Untersuchungen einzuleiten. Bei jedem Beteiligten lautete das Fazit: Die Meldung kann nicht stimmen. Auch beteiligte Geheimdienste stimmten diesen Erkenntnissen zu und gaben an, keinerlei Belege für besagte Spionage-Chips zu haben.
Widerspruch von allen SeitenDie Kritik an Bloomberg wurde immer lauter, denn es gab keine Wortmeldung der Publikation mehr. Es sah so aus, als wolle man die Sache aussitzen und keine Richtigstellung veröffentlichen. "Wenn eine Story derart falsch ist, verlangt journalistische Integrität einen Rückzug", war beispielsweise von Amazon zu hören. Auch Apple stieß in selbiges Horn und forderte, die angeführten "Beweise" vorzulegen oder von der Geschichte abzurücken.
Jetzt legt Bloomberg mit weiteren Details nachNachdem die ganze Angelegenheit fast in Vergessenheit geraten war, meldet sich Bloomberg nun tatsächlich
wieder zu Wort. Von einem Widerruf kann aber nicht die Rede sein, denn Bloomberg legt sogar noch nach. Die Spionage-Chips wurden demnach auch in Servern von Super Micro gefunden, welche im US-Verteidigungsministerium zum Einsatz kamen. Außerdem gab es noch zahlreiche weitere Beispiele, in denen sich chinesische Hacker der manipulierten Chips bedienten.
Massive Vorfälle 2010, 2014 und 20152010 stellte das Verteidigungsministerium fest, dass einige Server pausenlos militärische Daten nach China funkten. Dies geschah mithilfe versteckten Codes in jenen Chips, welcher für den Start-Prozess verantwortlich waren. 2014 habe Intel zudem in Erkenntnis gebracht, dass eine chinesische Elite-Hackergruppe in das Unternehmensnetzwerk eingebrochen war – und zwar über einen einzelnen manipulierten Server. 2015 erhielt das FBI eine Warnung, wonach zusätzliche Chips mit Hintertür-Code in die Server-Hardware bekannter Hersteller eingeschleust wurde. Alle Angriffe hatten zwei Dinge gemeinsam: Chips von Super Micro – und China.
Super Micro dementiert erneutAls Reaktion auf den neuerlichen Bloomberg-Bericht gab es von Super Micro erneut ein Dementi. Nie sei man von einem US-Ministerium kontaktiert worden. Bloomberg habe stattdessen ein Mischmasch aus falschen Anschuldigungen zusammengestellt, daraus weit hergeholte Rückschlüsse gezogen. Besagte Regierungsbehörden und Anbieter erwerben weiterhin Produkte von Super Micro, was wohl nicht der Fall wäre, hätte sich der Verdacht erhärtet. Bloomberg beharrt indes darauf, dass die Recherchen akkurat waren – und der 2018 erschienene Bericht sogar nur einen kleinen Teil der Ausmaße beschrieben hatte.