Startton des Mac und iPhone-Kameraklang: So entstanden die markanten Apple-Sounds
Macs gelten schon seit Jahrzehnten als Inbegriff für ästhetisches Gehäusedesign und eine industrieprägende Benutzeroberfläche. Darüber hinaus sind auch die markanten Systemklänge für viele Anwender ein essenzieller Teil des Mac-Nutzungserlebnisses. Drei der berühmtesten Systemsounds von Apple-Geräten stammen von Jim Reekes, der von Ende der 1980er Jahre bis kurz vor die Jahrtausendwende beim Unternehmen als Sound Designer arbeitete.
Reekes berichtet im Interview mit CNBC vom Rechtsstreit zwischen Apple und den Beatles und erklärt, wie er den bis heute bekannten Mac-Startton gegen unternehmensinternen Widerstand in den Mac hineinschmuggelte.
„Sosumi“-Soundbezeichnung als Mittelfinger für die Beatles-KlägerAls Steve Jobs und Steve Wozniak Apple gründeten, mussten sie dem gleichnamigen Label der Beatles versichern, niemals etwas mit dem Musikgeschäft zu tun zu haben, um einer Klage aus dem Weg zu gehen. Nachdem Apple die hauseigenen Rechner um die Unterstützung von Audio-Aufnahmen und Midi-Klänge erweiterte, ging das Beatles-Label juristisch gegen den Computer-Hersteller vor.
Im Zuge des Verfahrens musste Reekes alle Systemtöne, die einen musikalisch klingenden Namen hatten, umbenennen, um Musik-Assoziationen zu vermeiden. Einer dieser vom Sound Designer komponierten Klänge hieß „Xylophone“, und Reekes
erwog zunächst die Bezeichnung „Let it beep“ als Anspielung auf das Beatles-Lied „Let it be“. Schlussendlich wählte er den Namen „Sosumi“ – ein japanisches Wort, das nichts Musikalisches bedeutet, wie Reekes den Anwälten versicherte. In Wahrheit handelte es sich um eine Wortneuschöpfung, die als Kurzform für „So sue me“ („Verklag mich doch!“) diente. Noch heute ist „Sosumi“ als Ton in den macOS-Systemeinstellungen verfügbar.
Startton und KamerageräuschAußer an Sosumi wirkte Reekes auch an diversen weiteren Apple-Klängen mit. Der frühere Sound Designer störte sich bei seinem Dienstantritt an dem für einige Mac-Modelle der 1980er Jahre verwendeten Startgeräusch: „Die Wahrheit war: Der Rechner stürzte seinerzeit häufig ab. Und jedes Mal, wenn er wieder hochfuhr, hörten Nutzer den Klangton.“ Wenn der Computer schon mit Abstürzen nervte, sollte zumindest der Startton etwas ästhetisch Angenehmes ausdrücken, so Reekes’ Überzeugung.
Kurioserweise inspirierte ihn der Schlussklang des Beatles-Klassikers „A Day in the Life“ für den einprägsamen Startsound, der bei allen Macs bis 2016 standardmäßig erklang. Der Sound Designer kreierte das Geräusch an seinem Keyboard im Wohnzimmer und setzte sich schließlich auf unkonventionelle Art gegen den Widerstand bei Apple durch: „Ich ließ den Klang erst spät in der Entwicklungsphase integrieren, damit er nur noch wenige Prüfprozesse durchlaufen musste. Auf den Einwand hin, der Ton solle wieder entfernt werden, entgegnete ich mit den Hinweis, das Herausnehmen aus dem ROM würde Systeminstabilitäten nach sich ziehen.“ Das Argument sei zwar kompletter Blödsinn gewesen, aber er konnte sich damit durchsetzen.
Apple sicherte sich schließlich sogar das Urheberrecht auf das Boot-Geräusch. Reekes zeigte sich im Interview enttäuscht von Apples Vorgehen, den Startton vor einigen Jahren beim MacBook Pro ersatzlos zu streichen: „Es fühlt sich so an, wie in einem Restaurant zu sitzen, ohne dass man begrüßt wird.“
Ein weiterer weltweit bekannter Apple-Klang ist das Kamerageräusch des iPhone. Reekes nahm dazu den Ton von seiner alten Canon AE-1 auf und bearbeite diesen nachträglich: „Jedes Mal, wenn ich jemanden ein Foto mit dem iPhone machen höre, erkenne ich meine Kamera – und denke, jemand hat meinen Fotoapparat geklaut.“