Steht der App Store professioneller iOS-Software im Wege?
Die beiden App Stores für die Apple-Betriebssysteme iOS und OS X unterscheiden sich in mehreren Punkten -
ein wichtiger ist aber sicherlich der Durchschnittspreis. Während man im Mac App Store durchaus Profi-Programme für zwei- bis dreistellige Summen sieht, tummelt sich der allergrößte Teil der iOS-Apps im einstelligen Preisniveau. Einige Entwickler hochpreisiger Apps lehnen es deswegen ab, ihre Programme in iOS zu portieren, da sie die Kosten nicht wieder einholen könnten. Doch woran liegt es, dass die Zahlungsbereitschaft bei iOS so viel niedriger liegt?
Kritik an Apples App-Store-RegelnVerschiedene Entwickler haben sich mit Redakteuren von The Verge unterhalten und konkrete Gründe benannt. Sie haben in erster Linie damit zu tun, dass bei der App Store für iOS die einzig mögliche Verkaufsplattform darstellt. Apple setzt hier die Regeln - und mit einigen davon sind viele Vertreiber von Drittherstellersoftware gar nicht einverstanden.
Feature iOS-Apps für das iPad Pro, von Apple beworbenDa wäre einerseits die fehlende Möglichkeit, den Kunden kostenfreie Testversionen zur Verfügung zu stellen. Der Tenor lautet: Man könne nicht erwarten, dass ein Kunde 100 Dollar für eine App ausgibt, die er niemals ausprobieren durfte. Daher müsse man entweder mit dem Preis heruntergehen, wodurch sich die Entwicklungskosten nicht mehr trügen, oder man könne kaum Käufe generieren.
Außerdem kritisieren viele, dass keine kostenpflichtigen Updates erlaubt sind. „Software zu pflegen ist teurer als sie anfangs herzustellen“, argumentiert etwa Georg Petschnigg von FiftyThree. Für die erste Version der erfolgreichen App Paper arbeiteten drei Entwickler, heute seien für die App-Pflege 25 Mitarbeiter angestellt. Daher müsse es die Möglichkeit geben, Updates einer App gegen Aufpreise anbieten zu können.
Unbeliebte AlternativenUm den oben beschriebenen Nachteilen entgegenzuwirken, bleiben Entwicklern von iOS-Apps nur wenige Möglichkeiten - und die sind alle sehr unbeliebt. Einerseits könnte man die App abgespeckt als kostenlose Demo-Version anbieten, deren eigentliche Funktionalität erst durch In-App-Käufe freigeschaltet wird. Ein solches Vorgehen steht aber regelmäßig und oft auch gerechtfertigt in der Kritik, Kosten zu verstecken.
Alternativ könnte man auf Abonnements umsteigen, in der die Nutzer für Apps monatlich Geld zahlen. Diesen Weg beschreiten große Unternehmen wie Adobe und Microsoft in Zusammenhang mit ihren Cloud-Diensten. Die Beliebtheit von Abonnements rangiert aber noch unterhalb derer von nachträglichen In-App-Käufen und stellt deswegen auch keine realistische Alternative dar.
Schließlich können Entwickler jede neue Version einer App wieder als eigenständige, neue App anbieten und erneut den Vollpreis verlangen. Dies würde aber Bestandskunden verprellen.
Zukunft des iPad ProDie Diskussion um Apple App-Store-Politik kommt nicht von Ungefähr in diesen Tagen wieder auf. Das frisch herausgekommene iPad Pro stellt nämlich die perfekte Hardware für Desktop-typische Anwendungen dar, arbeitet aber mit iOS. Die Prozessorleistung und die Bildschirmgröße laden die Entwickler professioneller OS-X-Programme zwar ein, doch die beschriebenen Nachteile des iOS App Store halten viele davon noch ab. Ohne hinreichendes Angebot an hochwertigen Apps für das iPad Pro hat es das große Tablet aber schwerer, überzeugende Verkaufsargumente zu bringen.
Weiterführende Links: