Steueroasen: Apple vor milliardenschweren Nachzahlungen?
Börsennotierte Unternehmen sind dazu verpflichtet, in den
Quartals- oder Jahresberichten auch auf mögliche Risiken hinzuweisen, die das Geschäftsergebnis negativ beeinflussen könnten. Im Bericht zum abgelaufenen ersten Jahresquartal lässt sich bei Apple eine solche Warnung finden. So gibt Apple an, dass seit Mitte vergangenen Jahres Untersuchungen der Europäischen Kommission gegen Irland laufen. Der Vorwurf lautet, Irland habe großen Unternehmen illegale Steuerrabatte eingeräumt, die als unrechtmäßige Staatsbeihilfe gelten.
Apple hält die Anschuldigungen zwar für nicht haltbar, sieht aber dennoch die Gefahr,
möglicherweise zu "wesentlichen" Nachzahlungen gezwungen zu werden. Die Kommission könnte von Irland verlangen, bis zu zehn Jahre an Steuerzahlungen nachzufordern, die ohne jene Rabatte entstanden wären. Apple gibt im Bericht an, die Größenordnung jener Zahlungen nicht einschätzen zu können. Allerdings rechnet Apple wohl mit signifikanten Belastungen, andernfalls hätte man die Warnung nicht in den Bericht aufgenommen.
Mögliche GrößenordnungDer Financial Times zufolge könnten die Steuerzahlungen bei rund 2,5 Milliarden Dollar liegen. Apples Finanzchef Luca Maestri kommentierte die Angelegenheit vor ein paar Monaten und gab an, man habe sich in den letzten 35 Jahren immer an die Gesetze im Land gehalten. Aus diesem Grund sieht es Apple auch als nicht nachvollziehbar an, warum dem Unternehmen Strafen drohen sollen. Die Europäische Kommission hält Apple und andere große Anbieter allerdings für nicht ganz so unschuldig. Die Steuerrabatte (angeblich Absenkung des Steuersatzes von 12,5 auf nur noch 2 Prozent) seien möglicherweise nur auf Druck der Unternehmen und nicht freiwillig eingeräumt worden.
Stein des AnstoßesWegen des zunehmenden Drucks der EU kündigte die irische Regierung vor einigen Monaten zudem an, stark kritisierte Steuerschlupflöcher zu schließen. Finanzminister Michael Noonan will insbesondere dem „Double Irish“ an den Kragen. Dieser Steuertrick ermöglicht es ausländischen Konzernen, über mindestens zwei in Irland ansässige Tochterunternehmen unversteuerte Erträge erst in Irland einzuführen und dann direkt an Steuerparadiese wie die Cayman-Inseln weiterzuleiten. Je nach Größe sparen Konzerne so Milliarden an Steuerausgaben - im Fall Apples angeblich mehrere Milliarden Dollar pro Jahr.
Weiterführende Links: