Steve Jobs: „Tim Cook ist kein Produkt-Mensch“
Steve Jobs-Biograph Walter Isaacson hat sich im Interview mit CNBC zum Weggang von Apples einstiger Hardwaredesign-Ikone Jony Ive geäußert. Im Gespräch mit den Journalisten gibt Isaacson Einblicke dazu, für wie realistisch er die vom Wall Street Journal vorgetragenen Konfliktherde zwischen Jobs-Nachfolger Tim Cook und Ive hält. Zudem nennt er Beispiele von Jobs-Aussagen, die er aus Personenschutzgründen im Buch abmilderte beziehungsweise gar nicht erst zur Sprache brachte.
Isaacson hält Ive-Enttäuschung über Cook für realistischDas Wall Street Journal sorgte kurz nach Apples Bekanntgabe von Jony Ives Abgang mit einem Artikel für Aufsehen, der Ives Enttäuschung über Tim Cooks mangelndes Interesse an der Produktentwicklung ansprach. Isaacson hält die Darstellung des Wall Street Journal für realistisch und nennt dazu Beispiele aus seinen Gesprächen mit Steve Jobs, die der frühere Apple-CEO bis zu seinem Tod im Jahr 2011 mit Isaacson während der Arbeit an der Biographie führte.
Während Jobs und Ive seinerzeit bei Apple praktisch ein unzertrennliches Paar gewesen seien, das sich täglich traf und über Produktentwicklungen sprach, habe sich mit dem neuen CEO nie ein solch inniges Verhältnis entwickelt. Im Gegenteil habe Cook – so weit er das als Außenstehender beurteilen kann – nur vergleichsweise selten in den Entwicklungslaboren von Ive vorbeigeschaut. Jobs dagegen stattete der Entwicklungsabteilung früher jeden Tag einen Besuch ab und begutachtete den Fortschritt, den Ive und sein Team machten. Zudem äußerte Jobs immer wieder Vorschläge für Verbesserungen.
„Tim ist kein Produkt-Mensch“In einem der vielen Gespräche, die Jobs mit Isaacson führte, habe der Apple-Mitgründer seine Meinung bezüglich Tim Cooks Bezug zur Entwicklungsabteilung deutlich gemacht: „Tim ist kein Produkt-Mensch.“ Isaacson veröffentlichte die Bemerkung nicht in der Biographie, da er sie nicht für übermäßig relevant im Zusammenhang mit Jobs’ Werdegang hielt und sie Cook persönlich getroffen hätte. Überhaupt ärgerte sich der 2011 schon schwer von seiner Krebserkrankung gezeichnete Jobs immer mal wieder übermäßig über bestimmte Dinge, wofür Isaacson auch die Krankheitssymptome und die sich daraus ergebenen Schmerzen und Komplikationen verantwortlich machte. Einige harsche Aussagen müssten aus dieser Perspektive betrachtet werden.
Tim Cooks andere QualitätenTrotz der Kritik hat Jobs seinerzeit Cook zu seinem Nachfolger bestimmt, da er diverse andere Qualitäten aufwies. Cooks größere Distanz zum Entwicklungsbereich des Unternehmens ist zudem alles andere als ungewöhnlich. Im Gegenteil war es eher Jobs’ Obsession mit Hardwaredesign und Features, die für einen Chef eines so großen Unternehmens außergewöhnlich erschien. Auch wenn sich Apple für einen anderen Jobs-Nachfolger entschieden hätte, wären die CEO-Besuche bei Ive höchstwahrscheinlich weniger geworden.
Dank Cooks größerem Fokus auf den operativen Bereich und das Geschäftliche steht Apple übrigens finanziell noch viel besser als unter Jobs da. Jobs zum Beispiel interessierte sich nie für das China-Geschäft (inzwischen Apples zweitwichtigster Markt) und rümpfte zunächst die Nase über den App Store für das iPhone, der inzwischen Milliardensummen generiert. Jobs zeigte sich insgesamt von der Arbeit Cooks immer sehr überzeugt, seitdem er Cook 1998 zu Apple holte. Besonders der Fleiß, die Akribie und der Geschäftssinn Cooks begeisterten Jobs.