Steve Wozniak, Elon Musk und viele andere: Offener Brief gegen Weiterentwicklung von KI
ChatGPT sorgt seit geraumer Zeit wegen seiner Leistungsfähigkeit für Begeisterung, ruft aber bei vielen Zeitgenossen auch Ängste hervor. Der auf einer Künstlichen Intelligenz namens GPT-4 basierende Chatbot kann nämlich bekanntlich nicht nur kontextsensitiv mit den Nutzern kommunizieren und etwa Suchergebnisse in natürlicher Sprache ausgeben, sondern auch ganze Texte bis hin zu literarisch anmutenden Werken erstellen. Darüber hinaus erklärt die neueste Version auch Bilder und komponiert Musikstücke. Auf lange Sicht könnte das, so die Befürchtung, ganze Berufszweige verschwinden lassen. Zudem besteht nach Ansicht von Experten die Gefahr, dass KI-Systeme (politische) Meinungen beeinflussen und sogar der Diskriminierung gesellschaftlicher Gruppen Vorschub leisten könnten.
Über 1.000 Experten fordern KI-MoratoriumMit den Chancen und Risiken des Einsatzes von Maschinellem Lernen und Künstlicher Intelligenz befasste sich vor Kurzem der Deutsche Ethikrat (siehe
). Das Gremium legte eine umfangreiche Stellungnahme vor und forderte unter anderem, dass der Mensch durch technische Systeme nicht ersetzt werden dürfe. Jetzt haben sich auch mehr als 1.000 zum Teil prominente Experten zu Wort gemeldet, darunter Apple-Mitgründer Steve Wozniak und Tesla- sowie Twitter-Chef Elon Musk. Sie unterstützen die Forderung des in den USA und Europa tätigen Future of Life Institute nach einem sofortigen, befristeten Stopp der Weiterentwicklung. Für sechs Monate sollen einem entsprechenden
offenen Brief zufolge alle Trainingsmaßnahmen für KI-Systeme eingestellt werden, welche leistungsfähiger sind als GPT-4.
„Digitale Geister“ könnten außer Kontrolle geratenDas Moratorium sei erforderlich, heißt es in dem Schreiben, denn in den vergangenen Monaten sei ein außer Kontrolle geratener Wettlauf entstanden. Man laufe daher Gefahr, dass mächtige „digitale Geister“ entstünden, die niemand – nicht einmal deren Schöpfer – verstehen oder beherrschen könne. Die derzeit mehr als 1.000 Unterzeichner des Briefs, überwiegend renommierte Wissenschaftler, warnen zudem davor, dass Maschinen die Informationskanäle möglicherweise mit „Propaganda und Lügen“ fluten. „Sollten wir nichtmenschliche Gehirne entwickeln, welche uns irgendwann überflüssig machen und riskieren, die Kontrolle über unsere Zivilisation zu verlieren?“ lautet eine der gestellten Fragen.
Verhaltensregeln und Sicherheitsprotokolle entwickelnDie Pause soll Wozniak, Musk und den anderen Unterzeichnern zufolge genutzt werden, um Verhaltensregeln und Sicherheitsprotokolle zu entwickeln und zu implementieren. Deren Einhaltung sei anschließend von unabhängigen externen Experten zu überwachen. Sollte das geforderte Moratorium nicht auf freiwilliger Basis zu erreichen sein, müssten die Regierungen eingreifen und die Trainingsunterbrechung per Gesetz anordnen. Eine generelle Absage an die Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz stellt der offene Brief allerdings nicht dar. Man müsse sich vielmehr lediglich für begrenzte Zeit aus dem gefährlichen Wettrennen zurückziehen, welches immer größere und im Hinblick auf die Ergebnissen nicht vorhersehbare "Blackbox-Modelle“ hervorbringe.