Stiftung Warentest kritisiert lückenhafte “Bildschirmzeit” und iPhone-Jugendschutz
Regelmäßig hebt Apple die Kinder- und Jugendschutzfunktionen der eigenen Betriebssysteme hervor: Aktivieren Eltern den Bildschirmzeit-Modus, bekommen Kinder begrenzte Zeitkontingente für ausgewählte App-Kategorien; nicht altersgemäße Medien bleiben verborgen. So lautet zumindest das Versprechen. Stiftung Warentest weist nun auf zwei
gravierende Lücken in der aktuellen Umsetzung hin. Mit ihnen können Jugendliche das Zeitkontingent aushebeln beziehungsweise unangemessene Inhalte betrachten.
In der Grundfunktion sei Bildschirmzeit ein wirksamer und gut gestalteter Schutz, was den Zugriff auf Apps sowie auf Inhalte aus Apple-Diensten (Apple TV+, Apple Music) angehe, konstatierten die Tester. Doch mit iOS 17 führte Apple eine neue Bedienungshilfe ein, welche Bildschirmzeiten aushebelt. Der „unterstützende Zugriff“ (engl. assistive Access) ist für Menschen mit kognitiven Einschränkungen gedacht. Ist er aktiv, beschränkt sich der Homescreen auf wenige groß dargestellte App-Icons; Kontrollzentrum und Mitteilungen sind deaktiviert. Das Problem: Schaltet ein Nutzer den unterstützenden Zugriff ein, werden Bildschirmzeitkontingente deaktiviert. Die Krux: Eltern können nicht verhindern, dass ihr Nachwuchs den unterstützenden Zugriff aktivieren darf. Deren Einstellungen lassen sich zwar über einen Zahlencode sichern, so Stiftung Warentest. Wenn der unterstützende Zugriff deaktiviert sei, dürfen Nutzer diesen eigenständig ändern.
Lücke seit Sommer 2024 bekanntDieses Schlupfloch ist keineswegs neu. Spätestens seit Juli 2024 machen Medienberichte die Runde, welche diese Lücke beschreiben. Bis heute hat Apple das Problem nicht behoben. Auf Nachfrage von Stiftung Warentest räumte Apple ein, dass der unterstützende Modus derzeit nicht mit Bildschirmzeit kompatibel sei. Zudem behauptete der Konzern, dass für die Aktivierung des unterstützenden Zugriffs das Elternzeit-Kennwort notwendig sei. Doch genau dies war bei den Tests von Stiftung Warentest nicht der Fall. Dies, so Apple, wolle man nun genauer untersuchen.
Spotify und YouTube: Im App Store ohne Jugendschutz-Filter?Ein zweites Problem betrifft eine Altersfreigabe von Medien: Familien-Adminstratoren legen fest, welche Inhalte Jugendliche zu sehen bekommen. Während dies bei Apple Music sowie in Browsere konsequent gelte, funktioniere dies nicht bei Apps anderer Anbieter, beispielsweise YouTube oder Spotify. Erlaubten Eltern ihren Kindern den Zugriff auf diese Apps, könnten diese problemlos auf unangemessene Inhalte freigeben. Dies verwunderte die Tester, da Apple stets betone, wie wichtig die Kontrollmechanismen im App Store seien, um Jugendschutz und Anwendersicherheit zu garantieren. Offenbar dürfen YouTube und Spotify ihre Apps anbieten, ohne Apples systemweite Jugendschutzfilter zu integrieren.