Stolze Leistung bei stolzen Preisen: Ein Kommentar zum neuen MacBook Pro
In den letzten Jahren waren Apples Produkt-Ankündigungen im Mac-Bereich meist recht treffsicher vorherzusagen, da Apple feste Zeitpunkte im Jahr verwendet. Hardware-Neuerungen erfolgen fast immer im März, Juni oder Oktober. Die Vorstellung des neuen MacBook Pro (Store:
) kam daher, zumindest vom Termin her, recht überraschend. Doch auch mit der Ausstattung hatten die meisten nicht gerechnet, denn die Verwendung eines Core i9 mit sechs Prozessorkernen galt zwar als möglich, keinesfalls jedoch als gesetzt. Während sich die Performance-Sprünge der letzten Hardware-Aktualisierungen eher in Grenzen hielten, kann Apple diesmal mit wesentlich mehr Leistung prahlen.
Wer also auch auf dem MacBook Pro maximale Performance benötigt, kann sich über die aktuelle Baureihe freuen. Mehr Rechenleistung gab es zumindest noch nicht im Notebook-Bereich – immer vorausgesetzt, die eingesetzte Software kann Gebrauch von den sechs Prozessorkernen machen. Hängt man zusätzlich noch eine eGPU an das MacBook Pro (z.B.
), so hat man sich wirklich eine portable Workstation für anspruchsvolle und rechenintensive Anwendungsbereiche gebaut. Zu begrüßen ist zwar, dass Apple eine überarbeitete Tastatur verbaut – Apple bewirbt aber lediglich, das Keyboard sei "leiser". Dass es auch "robuster" ist, will Apple aber auf Nachfrage nicht bestätigen.
Weiterhin kein günstigeres 15" EinsteigermodellNatürlich hat dies auch seinen Preis, denn die verwendeten Prozessoren allein kosten im Einkauf bereits rund 900 Dollar (wenngleich Apple sicherlich weniger als auf dem freien Markt bezahlt). Dass man aber kein aktuelles MacBook Pro 15" für weniger als 2799 Euro erwerben kann, ist weiterhin eine stolze Ansage. Natürlich bietet bereits die Basisvariante Höchstleistung – aber die enorme Performance des Basis-Modells ist sicherlich nicht für alle Nutzer erforderlich, die ein Apple-Notebook mit größerem Display verwenden möchten. Was schon bei den beiden Generation zuvor kritisiert wurde, gilt unverändert. Seit Herbst 2016 veranschlagt Apple mindestens 2399 Dollar, 2015 waren es noch 1999 Dollar für das günstigste Modell. Für das erste MacBook Pro mit Retina-Display musste man übrigens mindestens 2199 Dollar auf den Tisch legen.
Wesentlich günstiger sieht es im 13"-Sektor aus, wo man bereits für 1299 Dollar bzw. 1499 Euro fündig wird. Für aktuelle Hardware, also Intels achte Prozessorgeneration, sind aber ebenfalls mindestens 1999 Euro zu berappen. Mit Touch Bar steigt der Preis auf 2249 Euro, dennoch ist wie bei allen 13"-Modellen üblich keine dedizierte Grafikkarte verbaut. Zum Vergleich: Das erste MacBook Pro 13" mit Retina-Display lag Ende 2012 bei 1699 Euro (mit 128 GB SSD). Die Baureihe ohne Touch Bar gar nicht zu aktualisieren macht das Sortiment allerdings nicht gerade übersichtlicher. Zumindest weist Apple aber deutlich darauf hin, dass nur die Varianten mit Touch Bar auch "Neu" sind.
Fazit: Die ewige Pro-DiskussionEs gibt wohl nicht eine einzige Meldung aus dem Mac-Bereich, in der nicht immer wieder die Endlos-Diskussion aufkommt, was Apple hier biete sei überhaupt gar nicht "Pro" – was auch immer dieses "Pro" überhaupt bedeuten soll. Jede individuelle Nutzungsweise bis ins kleinste Detail deckt kein Mac ab – und kein Mac tat dies je. Apples Produktpolitik war seit jeher ein Albtraum für Gewohnheitstiere, die ihre Arbeitsabläufe am liebsten immerfort unverändert lassen möchten.
Viele Nutzer übersehen allerdings oft, dass ihre höchst individuellen Ansprüche nicht die Definition von "Pro" und schon gar nicht die Messlatte für die Allgemeinheit sind. Die vor allem in Foren zu findende pauschale Generalverurteilung auch des aktuellen MacBook Pro, nur weil Anschluss A, Zubehör B oder Austattungsfeature C nicht werkseitig vorhanden sind, disqualifiziert die Geräte keinesfalls als "professionell". Apple will und muss die Mehrheit der Anwender zufrieden stellen – und die gegen den allgemeinen Markttrend seit Jahren konstant hohen Verkaufszahlen zeigen, wie gut das gelingt. Dass nicht jeder Wunsch nach Anschluss X und Ausstattung Y zu erfüllen sein wird, geht damit einher. Kurzum: Ein Pro-Gerät für nicht jeden Pro.