Studie: Musikstreaming schadet der Musikindustrie nicht
Die Zeit der Musikverkäufe im Laden oder auch als Download geht merklich zu Ende,
Musikstreaming ist seit wenigen Jahren auf dem Vormarsch. Vorreitern wie Spotify ist Mitte 2015 auch Apple gefolgt; den rückläufigen Gewinnen aus Verkäufen im iTunes Store stellt sich seitdem Apple Music entgegen. Die Vorwürfe der Musikindustrie ließen nicht lange auf sich warten: Streaming kannibalisiere die Verkäufe und dem Umsatzrückgang stünden nur minimale Beteiligungen durch die Streamingdienste entgegen. Eine Studie des National Bureau of Economic Research hat nun herausgefunden, dass sich Gewinne und Verluste der Musiklabels durch Musikstreaming in etwa die Waage halten.
Studie zu SpotifyKonkret behandelte die Studie die Auswirkungen von Spotify Music auf die Musikindustrie. Es stimmt, dass durch die Streaming-Alternative die Zahl der Musikverkäufe zurückgeht, die Autoren errechnen ein Verhältnis von einem Verkauf weniger pro 137 Streams. Richtig ist auch, dass ein Stream für die Labels nur ein Bruchteil so lukrativ ist wie ein Verkauf. Den Angaben von Spotify zufolge zahlen die Schweden pro Stream zwischen 0,006 und 0,0084 US-Dollar an die Plattenfirmen, also unter einem Cent. Für jeden Verkauf erhalten sie im Durchschnitt 0,82 Dollar.
Rein mathematisch ergibt sich nun aber auf einen Verlust von 0,82 Dollar durch den entgangenen Verkauf ein Gewinn von 0,822 bis 1,1508 Dollar durch das Streaming. Die Verluste dürften also mindestens ausgeglichen werden. Zusätzlich seien Spotify und Co. auch für solche Anwender attraktiv, die ansonsten auf illegale Wege an ihre Lieblingstitel kommen würden, wobei die Labels gar keine Einnahmen hätten.
Übertragung auf Apple MusicDie Erkenntnis der Studie über den schwedischen Streamingdienst Spotify zeigen, dass eine Beteiligung von etwa 0,007 US-Dollar pro Stream angemessen erscheint. Apple Music zahlte hingegen während der kostenlosen Probemonate von Juli bis September lediglich 0,002 Dollar pro Stream. Wenn man von einer ähnlichen Verkaufsreduktion ausgeht, war dies also tatsächlich ein Verlustgeschäft für die Labels. Wie hoch jetzt nach Ablauf der drei Monate die Per-Stream-Auszahlung ist, lässt sich noch nicht ermitteln. Zu den Gebühren, die Apple an Labels und Künstler zahlt, siehe hier:
.
Vor dem Start von Apple Music gab es bereits schwieriger Verhandlungen mit den Plattenfirmen. Einerseits ging es um Apples Forderung, dass die beteiligten Labels ihre Musik keinen kostenlosen Streamingdiensten zur Verfügung stellen dürften, was Untersuchungen der amerikanischen Handelskommission FTC und des US-Justizministeriums nach sich zog (MTN berichtete
). Durchsetzen konnten sich die Labels beim monatlichen Preis, den Apple angeblich zunächst auf 4,99 Euro begrenzen wollte, was den Plattenfirma nicht hoch genug war (MTN berichtete
). Heute kostet Apple Music 9,99 Euro im Monat oder 14,99 Euro monatlich für eine Familienfreigabe. Für die Zeit der Gratis-Monate wollte Apple ursprünglich keine Lizenzgebühren an die Labels zahlen; nach harscher Kritik und den berühmten Tweets von Taylor Swift vollzog der Cupertino-Konzern allerdings eine komplette Kehrtwende und gestand die oben erwähnten 0,2 Cent pro Stream zu.
Weiterführende Links: