Klappern gehört zum Handwerk, lautet eine alte Weisheit in Werbung und Marketing. Es ist ein zweischneidiges Schwert. Da müssen hochtrabende Namen für (meistens) recht banale und altbekannte Dinge erfunden werden, um eine Sache besonders spektakulär anzupreisen. Marktschreierei wird das manchmal auch genannt. Als aufgeklärter und vor allem technik-affiner Verbraucher wird man sich davon kaum blenden lassen und sollte das gelassen sehen. Solange nichts wirklich unwahres behauptet wird, ist alles gut.
Beim lesen des Pressetextes für die neue Q Acoustics Lautsprecher-Serie 5000 hatte ich auch zunächst den Drang, die darin enthaltenen Marketing-Wortschöpfungen zu verurteilen. Aber letztlich braucht doch jedes Kind einen Namen. So what? Nehmen wir die Sache einfach nüchtern unter die Lupe und versuchen das Marketing-Speach zu entschlüsseln.
Die neue Q Acoustics Serie 5000Fünf Lautsprecher gehören zur neuen 5000-Serie, die sich preislich zwischen der Einsteigerserie 3000 und der Top-Serie "Concept" einsortiert: Zwei Standlautsprecher, zwei Regal- oder besser Kompaktlautsprecher und ein Center-Lautsprecher. Der Blick auf die Produktbilder lässt erst mal keine monumentalen Neuerungen erkennen. Die Lautsprecher sind in ihrem Design recht klar dem Markengesicht von Q Acoustics zugehörig, dabei aber optisch näher an der Einsteigerserie als an der Concept-Serie positioniert. Also was hebt die 5000er von den anderen Modellen der Briten ab?
Dazu müssen wir ein paar der Marketingbegriffe zerpflücken. Es beginnt mit dem am stärksten im Pressetext hervorgehobenen Merkmal, dem so genannten "innovativen C3 Continuous Curved Cone™-Profil im Mittel-/Tieftöner". Das "C3" steht dabei für "C-cubed". – Ok? Man beachte auch das Trademark-Zeichen "™". Das steht für eine unregistrierte Warenmarke (keine Dienstleistungsmarke) Siehe
Wikipedia.
Und was bedeutet das nun technisch gesehen? Laut Beschreibung sorgt das für "eine sanftere Hochfrequenzintegration mit dem Hochtöner und eine überragende Bassdynamik". Es geht also um Dinge, die jeder Lautsprecherentwickler versucht in den Griff zu bekommen: einen klanglichen Bruch zwischen den Frequenzwegen Mittel- und Hochton zu vermeiden und einen sauberen Bass erzeugen zu können. Das hört sich sehr banal und irgendwie selbstverständlich an, doch tatsächlich ist das technisch immer eine Herausforderung. Wie genau Q Acoustics das zu lösen versucht, beschreiben sie in einem ausführlichen technischen
Whitepaper. Der Lösungsansatz liegt demnach in einer sorgfältig errechneten Form der (Tief-Mittelton-) Membranen, welche die Vorteile der Bass-Charakteristik eines geraden konischen Profils mit der Kontrolle der mittleren Frequenzen eines verbreiterten Profils verbinden soll.
Darin liegt denn auch die Crux von solchen Marketing-Wortgeschöpfen. Es soll ein komplexer Sachverhalt mit einer (relativ) kurzen Wortschöpfung wie hier "Continuous Curve Cone" beschrieben werden. – Ein nahezu unmögliches Unterfangen. Aber wie gesagt: irgend einen Namen muss das Kind ja haben. Ob und wie erfolgreich die Bemühungen letztlich sind, muss dann die (Hör-) Praxis zeigen.
Ähnlich sieht es mit der Bezeichnung "Point-2-Point™ Bracing" (P2P) aus. Auch dabei handelt es sich um einen Lösungsansatz, den viele Lautsprecher auf die eine oder andere Weise umsetzen, nämlich strategisch platzierte Gehäuseversteifungen, um Resonanzen zu vermeiden, ohne damit das Volumen unnötig stark zu reduzieren. Im Grunde sind das bei diesen Lautsprechern nichts anderes, als ein paar Holzstreben zwischen Gehäusewänden, was im Gegensatz zu den deutlich aufwendigeren Mehrschichtgehäusen der Concept-Serie Standlautsprecher entsprechend günstiger zu realisieren ist.
Die dritte Wortschöpfung in der Produktbeschreibung nennt sich "Helmholtz Pressure Equalisers" (HPE), und das sind nichts anderes, als die schon lange bekannten
Helmholtz Resonatoren, die in der 5000er-Serie in Form von mehreren Rohren innerhalb des Gehäuses eingesetzt werden, um die Druckverhältnisse im Inneren auszugleichen und somit für einen kontrollierteren Bass zu sorgen. Das gibt es – wie auch die Sache mit den Gehäuseversteifungen – auch bei anderen Lautsprechern, wie beispielsweise in Yamahas NS-5000. Siehe
diesen Rewind-Artikel.
Natürlich spielen noch viele andere Faktoren, von der Frequenzweiche bis hin zum Gehäuse-Finish, eine Rolle im Lautsprecherbau. Der technische Aufwand, den Q Acoustics bei der neuen Lautsprecherserie betrieben hat, ist nicht unerheblich. Umso erfreulicher ist es aber, dass die neuen Speaker keineswegs zu utopischen Preisen angeboten werden.
Hier noch mal eine Zusammenfassung der wichtigsten Eigenschaften im Original-Wortlaut:- C3 (ausgesprochen "C-cubed") Continuous Curved Cone Design im Mittel-/Tieftöner sorgt für eine sanftere Hochfrequenzintegration mit dem Hochtöner und eine überragende Bassdynamik
- Anspruchsvolles, klares und modernes Design mit dunklem Acryl-Schallwandmotiv spiegelt das minimalistische C3 Continuous Curved Cone Profil wider
- Das Design stammt aus der Concept-Serie, ist aber in einem neuen Gehäuse untergebracht.
- Der Hochtontreiber ist vollständig hermetisch abgedichtet und mechanisch von der vorderen Schallwand isoliert, um den Gehäuseinnendruck und Resonanzen des Mittel-/Tieftöners zu vermeiden.
- Das neue Design des Mittel-/Tieftöners bietet eine höhere Belastbarkeit
- Point-2-PointTM (P2P) interne Verstrebungen versteifen das Gehäuse, um Schwingungen im unteren Frequenzbereich zu minimieren und gleichzeitig die Stereoabbildung zu fokussieren und das Klangbild zu verbessern.
- Helmholtz Pressure Equalisers (HPETM) reduzieren internen Druck und stehende Wellen (nur Modelle 5040 und 5050)
Preise und Verfügbarkeit:5010 Kompaktlautsprecher: 649 Euro/Stück
5020 Kompaktlautsprecher: 799 Euro/Stück
5040 Standlautsprecher: 1.299 Euro/Stück
5050 Standlautsprecher: folgt später
5090 Centerlautsprecher: 499 Euro/Stück
Als Zubehör gibt es passende Bodenständer und Wandhalterungen für die Kompakt-Modelle. Zu haben sind die Q Acoustics Lautsprecher in verschiedenen Holzausführungen und in Schwarz oder Weiß im autorisierten Fachhandel, sowie über
qacoustics.deFazit: Helden müssen besungen werdenNach meinen bisherigen Erfahrungen mit Q-Acoustics-Lautsprechern bin ich mir ziemlich sicher, dass auch
die neue 5000-Serie in Sachen Preis/Leistung wieder sehr gut dastehen wird. Die mit vielen blumigen Sprüchen umschriebenen technischen Anstrengungen bei der Entwicklung mögen manchem aufstoßen, doch ganz ohne Marketing-Stilblüten geht es auch nicht. Hauptsache, das Ergebnis überzeugt.