Terroristen-iPhone: FBI änderte iCloud-Passwort, Behörden erhöhen Druck
Im Fall des beschlagnahmten iPhone 5c, das im Besitz des Attentäters von San Bernardino war, erhöhen Apple und die staatlichen Stellen den gegenseitigen Druck. Während sich das Justizministerium eindeutig auf die Seite des FBI stellte und die Kooperation von Apple beim Entsperren des fraglichen iPhones erzwingen möchte,
legte Apple nahe, dass das FBI an der Misere selbst schuldig sei. Denn den iCloud-Servern zufolge sei das Passwort der vom Attentäter genutzten Apple ID geändert worden, und zwar zu einem Zeitpunkt, als es sich schon im Besitz der Behörden befand. Hätte das FBI dies unterlassen, könnte man jetzt ein neues iCloud-Backup erstellen und an alle gewünschten Daten kommen, auch ohne eine neue iOS-Software mit Daten-Hintertüren zu benötigen.
Doppelangriff„Apples Weigerung, dem Gerichtsbeschluss zu entsprechen, obwohl man technisch dazu in der Lage wäre, scheint in den Sorgen des Konzerns über sein Geschäftsmodell und die Marketing-Strategie begründet zu sein“, hieß es am Freitag
aus dem US-amerikanischen Justizministerium. Damit schlug es sich eindeutig auf die Seite des FBI. Per Antrag versucht das Ministerium nun, Apple zur Kooperation zu zwingen.
Apple nannte das Vorgehen einen Doppelangriff von Gericht und Ministerium. Verantwortliche stellten sogleich klar, dass Apple niemals behauptet habe, technisch in der Lage zu sein, an die geforderten Daten zu kommen. Außerdem wiesen sie die Vermutung zurück, Apples Weigerung sei reines Marketing.
Geändertes iCloud-PasswortStattdessen ging Apple in die Offensive und
gab bekannt, mit dem FBI bereits seit Januar zu kooperieren und vier verschiedene Wege angeboten zu haben, ohne die geforderte Hintertür-Software auf die Daten zugreifen zu können. Eine davon beinhaltete die Möglichkeit, mit dem fraglichen iPhone 5c in ein bekanntes WLAN einzutreten und ein automatisches iCloud-Backup zu erstellen, auf das Apple wiederum Zugriff nehmen könnte.
Allerdings sei keine 24 Stunden, nachdem die Behörden das Gerät sichergestellt haben, das iCloud-Passwort geändert worden. Da das neue Kennwort nicht im 5c gespeichert war, konnte es sich nicht mehr mit den iCloud-Servern verbinden und diese Möglichkeit fiel flach. Es stellte sich heraus, das ein Mitarbeiter des ehemaligen Arbeitgebers des Terroristen das Kennwort auf Anweisung des FBI geändert habe. Damit ist klar: Das FBI besaß das alte Kennwort; einige rechneten damit, dass die Sicherheitsbehörde diesen Weg mit Absicht ungangbar machte, um Apple zur Entwicklung eines Ermittler-freundlichen iOS zu zwingen.
Reaktion des FBIInzwischen hat das FBI reagiert und
bekannt gegeben, dass man tatsächlich Backups des Geräts bis zum 19. Oktober 2015, sechs Wochen vor dem Attentat, sicherstellen konnte. Neuere habe es in der iCloud nicht gegeben; der Grund dafür ist unbekannt. Die Änderung des Passwortes sei ein - vermutlich nicht geglückter - Versuch gewesen, an das Gerät selbst heranzukommen.
Trotz allem, so das FBI, hätten vergangene Ermittlungen gezeigt, dass auf den Geräten selbst viel mehr wichtige Daten gespeichert seien als auf iCloud-Backups. Dementsprechend müsste man sowieso an das Gerät selbst herankommen, selbst wenn ein aktuelles iCloud-Backup noch möglich wäre. Deswegen habe Apple zu kooperieren und dem Richterbeschluss Folge zu leisten.
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