ADL Stratos – Praxis und KlangBevor ich zur Praxis komme, eine schlechte Nachricht vorweg: Da ich mein Vinyl-Equipment und meine LP-Sammlung schon vor vielen Jahren aufgegeben habe, kann ich ausgerechnet diesen Bereich nicht praktisch testen. Also weder die Klangqualität der Phono-Eingänge beurteilen, noch die „Ripping“-Funktion ausprobieren. Für letzteres fehlt mir allerdings auch die nötige Erfahrung, um mit ausreichender Kompetenz darüber urteilen zu können. Grundsätzlich funktioniert die Aufnahme über den Stratos via USB mit jeder beliebigen Aufnahmesoftware auf dem Mac oder PC, beispielsweise mit dem kostenlosen
Audacity. Auch
Garageband, das auf jedem Mac vorinstalliert ist, eignet sich grundsätzlich zur Stereo-Aufnahme über den Stratos, ist aber für umfangreiche Nachbearbeitungen weniger gut.
Wie es der Zufall will, haben die Kollegen der
AUDIO in ihrer neusten Print-Ausgabe 05/2017 (€6,90 am Kiosk) einen Artikel über die Digitalisierung von LPs veröffentlicht. Wer sich speziell mit diesem Punkt näher beschäftigen möchte, dem sei der Artikel wärmstens empfohlen.
Mein Schwerpunkt in diesem Test lag auf der Klangqualität des Stratos als DAC, Kopfhörerverstärker und Vorverstärker, sowie natürlich auf seiner allgemeinen Praxistauglichkeit. Dazu habe ich ihn mittels des
hier getesteten iFi Audio iUSB 3.0 plus Gemini-Kabel mit dem Mac verbunden und den Vorstufenausgang per „Throughput“ am Referenzverstärker T+A PA 2500 R symmetrisch angeschlossen. Als Lautsprecher in Raumaufstellung kamen die
KEF Reference 1 und am Desktop die
ELAC BS 312 zum Einsatz. Auf dem Mac lief Audirvana+ als Player-Software.
Die Installation gestaltete sich erwartungsgemäß einfach: USB-Kabel, Vorstufenausgang, Netzteil anschließen, einschalten und los geht’s. (USB war als Eingang voreingestellt.) Der Stratos wird am Mac treiberlos als Audio-Ein-/Ausgabegerät erkannt.
In Sachen Bedienung erweist sich der Stratos als ausgesprochen komfortabel. So ist beispielsweise sein Lautstärkeregler schön griffig und gibt mit einer sanften Rasterung haptisches Feedback über die Einstellung in Einzelschritten zwischen 0 und 99. Ein kurzer Druck auf den Drehsteller schaltet die Ausgänge stumm. Drückt man erneut, wird der Ton nicht schlagartig wieder eingeschaltet, sondern sanft eingeblendet. Hält man den Regler kurz gedrückt, wechselt man in die Quellenauswahlfunktion. Durch drehen wird dann der Eingang umgeschaltet. Das alles kann auch über die mitgelieferte Fernbedienung gesteuert werden, inkl. On/Standby.
Wird vorne an der Klinkenbuchse ein Kopfhörer eingesteckt, schaltet sich der Vorstufenausgang ab. Das funktioniert leider nicht bei Nutzung des symmetrischen Kopfhörerausgangs. In dem Fall spielen z.B. angeschlossene Aktivlautsprecher, wie die
ELAC AM 200, einfach weiter. Und noch ein kleiner Minuspunkt zeigte sich im Gebrauch: Schaltet man den Stratos in Standby, während der angeschlossene Endverstärker oder die Aktivboxen noch eingeschaltet sind, gibt es ein deutliches Plopp-Geräusch. Das ist nicht laut genug, um irgendwelche Schäden zu verursachen, sollte aber nicht sein. ADL weiß darüber Bescheid und bittet auf seiner Webseite einfach darum, den angeschlossenen Amp oder die Aktivlautsprecher zuerst auszuschalten, was aus meiner Sicht aber keine elegante Lösung ist. Manche Aktivlautsprecher schalten sich nämlich durch eine eingebaute Signalerkennung selbst ein und aus und haben – wenn überhaupt – nur auf der Rückseite Netzschalter.
Im Test verweigerte der Stratos zunächst, sich in Audirvana als DSD-taugliche Komponente zu melden. Wie sich herausstellte, muss dafür in Audirvana nur manuell „DSD over PCM“ eingestellt werden, aber auch damit wollte der Stratos mit DSD keine Musik spielen. Erstens zeigte Audirvana max DSD 128 an – obwohl der Stratos DSD256 beherrscht – und zweitens kam auch damit bei aktiviertem DSD-Upsampling letztlich keine Musik aus den Lautsprechern. Der Stratos schaltete intern auf PCM zurück. Die Begrenzung auf DSD128 erklärte der Hersteller auf Nachfrage mit dem im Stratos verbauten XMOS Chip, der am Mac nur DSD 128 unterstützt. Unter Windows wird im ASIO Native Modus aber auch DSD256 geboten. Warum DSD-Upsampling über Audirvana aber gar nicht funktionierte, konnte bislang nicht eindeutig geklärt werden.
Der Hersteller, bzw. der deutsche Vertrieb schob den Schwarzen Peter Apple zu. Tatsächlich ist es so, dass Apple es den Audio-Freaks immer schwieriger macht, die macOS-interne Audioverarbeitung zu umgehen und eigene, klanglich effizientere Methoden anzuwenden. So ist es beispielsweise seit macOS Sierra nicht mehr möglich den sogenannten Direkt Modus in Audirvana zu benutzen, welcher das Low-Level Processing von CoreAudio im Mac umgeht. Allerdings hat die DSD-Fähigkeit des DACs nun nichts mit dem Direkt Modus zu tun und ich kann auch nicht erkennen, was sonst den Stratos davon abhält, DSD via Audirvana zu nutzen. Ein anderer DAC, der sich gerade bei mir im Test befindet (iFi Audio nano iONE, mehr dazu nächste Woche) spielt DSD via Audirvana problemlos in allen verfügbaren Varianten.
Nun ist DSD aber nicht für jeden relevant, weshalb dieser Punkt nicht überbewertet werden sollte. Die bitperfekte PCM-Wiedergabe klappt mit dem Stratos einwandfrei und er klingt damit ganz ausgezeichnet. Egal ob über Lautsprecher oder Kopfhörer, der Stratos zeichnet sich durch ein äußerst feines, zugleich sehr dynamisches und offenes Klangbild aus, das ihn
ungefähr auf eine Stufe mit dem ähnlich teuren
Questyle CMA600i stellt. Vorteile für den Stratos in diesem Vergleich: Phono-Eingänge und Recording-Funktion, kompakteres Gehäuse, eine (noch) bessere Lautstärkeregelung und keine Knackgeräusche beim Wechsel der Samplingrate (was sich mit Audirvana allerdings unterdrücken lässt). Vorteile Questyle: Edleres Gehäuse, internes Linear-Netzteil, kein Ploppen beim Ausschalten.