Mit immer leistungsstärkeren und bezahlbareren SSD-Modulen im M.2-Format steht das endgültige Ende der Festplatte in vielen Computerumgebungen bevor. Bei mir persönlich sind (neben schon länger ein gesetzten SSDs) noch zwei 2,5“-Festplatten mit 4 und 5 TB am Mac Studio angeschlossen und dienen als Auslagerungsspeicher und für Backup-Zwecke. SSDs, egal ob SATA oder die schnelleren und moderneren NVMe-Module, waren in Kapazitäten mit 4 TB und mehr bislang extrem teuer, was in keinem vernünftigen Verhältnis zu den Kosten für eine herkömmliche HDD stand. Doch das hat sich geändert.
Hinzu kommt, dass dank USB 4 günstigere externe SSD-Gehäuse verfügbar werden. Um eine meiner letzten Festplatten zu ersetzen, habe ich ein
Acasis TBU401E SSD-Gehäuse für USB 3.2/3.1/3.0/2.0 Typ-C, USB4 bestellt. (134 Euro zum Zeitpunkt der Bestellung.) Dazu sollte es eine eine schnelle SSD mit 4 TB Kapazität im für das Gehäuse passenden M.2-Formfaktor sein. Zunächst entschied ich mich für die
Lexar NM790, die aber zu dem Zeitpunkt vergriffen war. Am Amazon Prime Day ergatterte ich dafür eine
Fanxiang S880 4TB PCIe 4.0 NVMe SSD M.2 für 190 Euro.
Das SSD-Modul ist mit einer maximalen Bandbreite von bis zu 7.300 MB/s eigentlich „übermotorisiert“, weil kein heutiges Thunderbolt/USB-Gehäuse diese Leistung erreichen kann. Aus thermischen Gründen ist es aber sicher kein Nachteil, wenn das Modul nie bis an seine Leistungsgrenzen kommt. Und vielleicht gibt es ja auch irgendwann noch schnellere Gehäuse und Macs, etwa mit Thunderbolt 5.
Schon am nächsten Tag waren die Artikel da:
Das Acasis TBU401E GehäuseBevor ich näher auf das Acasis eingehe, möchte ich einen kurzen Zeitsprung nach 2018 machen. Im Juni vor fünf Jahren testete ich die
Sonnet Fusion Thunderbolt 3 SSD. Im Prinzip handelt es sich dabei um ein sehr ähnliches Produkt wie das hier besprochene Acasis: ein SSDGehäuse für M.2 mit Thunderbolt (3), wenn auch nicht ohne Werkzeug zu öffnen. Das Testergebnis damals war eindeutig: „derzeit schnellstes der Redaktion bekannte Mobillaufwerk“. Doch der Preis war heftig. Gut tausend Euro verlangte der Hersteller für das Gehäuse mit 1 TB SSD, deren Einzelpreis im Handel damals bei gut 450 Euro lag.
Das Sonnet Fusion ist seit seinem Test vor gut fünf Jahren an verschiedenen Macs im Dauereinsatz und sowohl das Gehäuse als auch das darin verbaute SSD-Modul funktionieren bis heute perfekt.
Erwähnt sei auch noch die 2020 getestete
LaCie Rugged SSD Pro 1 TB. Mit 450 Euro schon erheblich günstiger als die Fusion, aber das Gehäuse ist nicht zu öffnen und die SSD damit nicht austauschbar.
Zurück ins Hier und Jetzt. Mit dem Acasis und den aktuell erworbenen SSD-Modul stehen nicht nur vier mal so viel Speicherplatz bei noch höherer Performance zur Verfügung. Der Preis dafür beträgt zudem nur rund ein Drittel dessen, was 2018 für die Sonnet-Lösung hingeblättert werden musste. Aber wer damals so hohe Performance benötigte, hatte kaum eine bessere Alternative. Und Speicher war schon immer ein Teil der Computerwelt, der genau so schnell veraltete und im Preis verfiel, wie Prozessorleistung. Wenn ich bedenke, wie viel ich früher für Floppy Disks oder später CD-Rs ausgegeben habe…
Das Acasis-Gehäuse ist noch etwas kompakter als das Sonnet Fusion und hat weniger ausgeprägte Kühlrippen. Es besteht aus massivem Aluminium und wird mit zwei Kühlpads zum Aufbringen auf SSDs, sowie zwei Sicherungsstopfen zum Befestigen des Moduls geliefert. Im Lieferumfang findet sich außerdem ein ca. 50 cm langes Thunderbolt-4-Kabel.
Eine Besonderheit: Das Acasis-Gehäuse lässt sich komplett ohne Werkzeug öffnen und verschließen. Vier federgelagerte Kugeln rasten in dafür passende Vertiefungen ein. Einfach mit etwas Zug/Druck den Deckel abziehen/aufsetzen. Verschlossen sitzt der Deckel ordentlich fest, sodass kaum Gefahr für versehentliches Öffnen beim Transport besteht.
Der Einbau der SSD ist auch kein Hexenwerk, aber wie immer beim Umgang mit Speichermodulen sollte darauf geachtet werden, die Kontakte nicht zu berühren und dass keine statische Aufladung den Speicher beschädigen kann. Einfach im 45-Grad-Winkel einstecken, herunterdrücken und den Sicherungsbolzen aus Gummi einsetzen. Kühlpad nicht vergessen aufzukleben. Dann den Deckel verschließen, Kabel anschließen und mit dem Mac verbinden. Das Modul habe ich mittels Festplattendienstprogramm als APFS (Verschlüsselt) initialisiert.
Im System meldet sich das Laufwerk im Thunderbolt-3-Modus an und es wird eine Geschwindigkeit „bis zu 40 Gbit/s x1“ angezeigt, was rein rechnerisch einer Bandbreite von 5.120 MB/s entspräche. Aber in der Praxis ist das stets deutlich weniger, auch wenn die von mir eingesetzte SSD bis zu 7300/6600 MB/s schaffen soll. Das mit Blackmagic Disk Speed Test ermittelte Ergebnis sieht wie folgt aus:
Für meine Zwecke als externes Laufwerk für Auslagerungen und gelegentliche Zugriffe auf größere Datenmengen ist das mehr als genug. Vor allem im Vergleich zur vorher genutzten HDD, von der ich erst mal 1,7 TB an Daten auf die SSD übertragen musste. Wegen des Schneckentempos der HDD dauerte das gut 13,5 Stunden bei im Durchschnitt rund 35 MB/s. Das ist USB-2-Speed. Nur zum Vergleich: Hätte ich die selbe Datenmenge von einer schnellen SSD mit im Durchschnitt 2.500 MB/s übertragen können, wäre der Kopiervorgang nach etwa 11 Min. 20 Sek. abgeschlossen gewesen.
Bei der für die SSD sehr gemächlichen Belastung durch diesen Kopiervorgang wurde das Gehäuse rund 35° warm. Eine hohe Dauerlast mit maximaler Geschwindigkeit konnte ich bisher nicht testen, aber die Kühlung des Gehäuses sollte ausreichend sein, sodass es nicht zu Thermal Throttling kommt.
Fazit: Die HDD-Zeiten sind fast vorbeiMit dem Auftauchen günstigerer USB4/Thunderbolt-Gehäuse wie dem Acasis und erschwinglicheren SSD-Modulen in ordentlicher Kapazität dürften sowohl die Schreib-/Leseleistung, als auch der Speicherplatz für viele Nutzer endlich ausreichen, um rotierende Plattenstapel aufs Alteisen zu schieben. Die letzte in meinem Setup verbliebene HDD wird sicher ebenfalls bald ersetzt werden.
Es ist abzusehen, dass Gehäuse wie das
Acasis bald noch viel günstiger zu haben sein werden. Aber die aktuell geforderten ca. 134 Euro (bei Redaktionsschluss sogar mit 25-€-Rabatt erhältlich) sind schon in einem für viele erschwinglichen Bereich. Selbiges gilt für schnelle NVMe-SSD-Module im M.2-Formfaktor. Der Dauereinsatz der Sonnet Fusion seit nunmehr über fünf Jahren hat zudem gezeigt, dass ausreichende Langlebigkeit der SSDs gewährleistet sein sollte.