Mit den Mac-Apps Affinity Photo und Affinity Designer, sowie spezieller Versionen dieser Apps für das iPad, hat der Softwarehersteller
Serif bereits vielbeachtete und leistungsstarke Alternativen für entsprechende Adobe-Programme (Photoshop und Illustrator) auf den Mac gebracht. Nun schickt sich
Affinity Publisher an, auch Adobes Layout-Software InDesign Konkurrenz zu machen.
Serif hat über 20 Jahre lang Windows-Software entwickelt, sich dann vor einigen Jahren aber entschieden, eine komplett neue Produktreihe professioneller Grafiksoftware auch und primär für Macs zu entwickeln, die von Grund auf neu geschrieben, und damit ohne Code-Altlasten auskommen sollte.
Seit Jahrzehnten dominiert Adobe den Markt für Grafiksoftware sowohl auf Macs als auch auf PCs. „Photoshop“ ist zu einem Synonym für Bildbearbeitung geworden und mit der Vektorgrafiksoftware Illustrator, sowie InDesign im Bereich Desktop-Publishing, ist Adobe heute der unangefochtene Marktführer. So dominant, dass sich Adobe den Schritt erlauben konnte, sein Lizenzmodell radikal auf ein reines Abo-Konzept umzustellen. Statt die Software mit einer „Lifetime“-Lizenz zu kaufen, zahlt der User heute monatlich für deren Nutzung. Allerdings lässt sich das Adobe-Modell nicht direkt mit einem Zeitschriften- oder Streaming-Abo vergleichen, da es sich bei Produktivitätssoftware um ein gänzlich anderes Produkt handelt, als beispielsweise Musik oder Video, die eher Konsumgüter darstellen.
Unzählige Unternehmen und Selbstständige sind beruflich mehr oder weniger von Adobes Software abhängig und könnten ohne diese ihren Job nur schwer oder gar nicht erledigen. Adobe kann den Kunden daher sein Vetriebsmodell förmlich aufzwingen. Ein Problem dabei ist, dass der Kunde einzelne Apps aus der CC-Serie nur zu einem vergleichsweise sehr hohen Preis abonnieren kann, oder auf nicht individuell konfigurierbare Pakete zurück greifen muss, die möglicherweise Apps beinhalten, die man gar nicht will. Wer beispielsweise nur InDesign und Illustrator benötigt, bekommt diese Apps einzeln für knapp 50 Euro/mtl., oder über das Paket mit allen Applikationen der
CC-Suite im Jahres-Abo. Das ist derzeit zeitlich begrenzt zum Lock-Preis von 35,69 Euro/mtl. zu haben, kostet aber regulär knapp 60 Euro pro Monat. Lightroom kann man gar nicht einzeln ordern, sondern nur im Paket mit Photoshop für knapp 12 Euro (bei einjähriger Bindung), oder im Komplettpaket.
Abgesehen von den geschickt geschnürten Bundles, die Kunden in vielen Fällen dazu drängen, das Gesamtpaket zu ordern, besteht nicht mehr wie bei einer Kauflizenz die freie Wahl, ob und welche kostenpflichtigen Updates gemacht oder übersprungen werden. Gerade für kleine Betriebe und Selbstständige, oder Anwender, die die Programme gar nur gelegentlich benötigen, ist so ein Adobe-Abo unrentabel. Auf weitere Nachteile, wie zum Beispiel den Umstand, dass bei Beendigung des Abos die Möglichkeit verloren geht, seine Dokumente bearbeiten zu können, soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. Vielmehr geht es hier um den möglichen Ausweg, also die Suche nach Alternativen, speziell für Adobes Publishing-Lösung InDesign.
Das Dilemma: Die letzte verbliebene Non-Abo-Lizenz von Adobe InDesign ist Version CS6. Die bietet, auch wenn sie keine Updates mehr erhält, so ziemlich alles, was sich anspruchsvolle Desktop-Publisher nur wünschen können. Aber mit dem kommenden großen macOS-Release (voraussichtlich Herbst), wird die 32-Bit-App nicht mehr unter macOS funktionieren. Das heißt, wer dann nicht auf Adobes Abo-Zug aufspringen will (und die Gründe sind vielfältig) und auch nicht bei macOS 10.14 Mojave stehen bleiben will, der
muss sich jetzt nach einer Alternative umsehen. Die Auswahl ist allerdings sehr dürftig.
Eine der ganz wenigen ernsthaften Alternativen ist
QuarkXpress, ein Publisher, den es schon länger als InDesign gibt, der mich aber nach einer kürzlich erfolgten Testphase absolut nicht überzeugt hat. Ich bin tatsächlich schon Anfang der 2.000er von Quark auf InDesign umgestiegen, da letzteres aus meiner Sicht schon damals weitaus praktischer war. Davon abgesehen sind sowohl Quark als auch InDesign Programme, die eine uralte Codebasis mit sich herum schleppen.
Genau hier kommt Affinity ins Spiel, die sich auf die Fahne geschrieben haben, Grafiksoftware von Grund auf für moderne Betriebssystemarchitekturen und nach neuesten codetechnischen Möglichkeiten zu entwickeln.