Test Affinity Publisher (Beta): Der überzeugende Ausweg aus der Adobe-Abo-Falle – Bye-bye InDesign
Affinity Publisher: Vielseitig, schnell und intuitivInzwischen habe ich mir nahezu alle aktuell wichtigen ID-Vorlagen in AP neu angelegt. Eine direkte Importmöglichkeit von ID-Files wäre aber dennoch sehr wünschenswert. Nach über 15 Jahren Arbeit mit InDesign haben sich unzählige Dokumente im .indd-Format angesammelt und es kann immer wieder mal vorkommen, eine ältere davon zu benötigen.
Ein großes Plus von InDesign ist, das jeder es hat. Also zumindest ist im Bereich Publishing so gut wie jeder mit InDesign ausgestattet, auch wenn bei vielen womöglich nur eine ältere Version vorliegt. – Ein Umstand, der mit dem Wegfall der Unterstützung für 32-Bit-Apps bald wegfällt. Alles von CS6 und älter ist dann unbrauchbar. Adobe wird's freuen.
Mit ID ist es möglich Ordner („Pakete“) zu erzeugen, welche die Dokumentendatei nebst allen verknüpften Bildern und Fonts enthält, um diese zur Bearbeitung an andere weiter zu reichen. Und ggf. auch eine Kompatibilitätsdatei (.idml) um Dokumente, die mit neueren Versionen erstellt wurden, in älteren CC-Apps öffnen zu können. Theoretisch ist das mit AP noch einfacher, denn wenn sämtliche Layout-Elemente eingebettet werden, braucht damit auch nur eine Datei zu verschickt zu werden, anstatt einen Sammelordner anlegen zu müssen. Allerdings: Momentan hat niemand in der Publishing-Welt Affinity Publisher. Somit können eigene Werke im Prinzip nur „verzehrfertig“ als PDFs weitergegeben werden. Bis sich das ändert und sich eine (im Vergleich zu Adobe) nennenswerte Zahl an AP-Usern in der Welt findet, wird es noch dauern. Das bedeutet umgekehrt auch, wer nicht selbst Urheber ist, sondern bestehende Dateien bearbeiten soll, wird mit AP anfangs nicht viel reißen können, weil niemand Vorlagen in .afpub zur Verfügung stellen dürfte.
Einschränkungen gibt es derzeit auch noch beim Umgang mit Bildern/Fotos in AP-Layouts, was offenbar mit einer grundsätzlich anderen Herangehensweise an das Zusammenspiel mit anderem Affinity Apps zusammenhängt.
Ein Bespiel: Wird ein freigestelltes Foto zur Platzierung auf einem in AP erzeugten Hintergrund benötigt, könnte hierfür beispielsweise auf eine JPEG-Datei mit eingebettetem Freistellungspfad zurück greifen. Davon habe ich im Laufe der Jahre zig-tausende auf meinem Mac angesammelt und es kommen täglich neue dazu. Wird eine solche Datei im Dokument platziert, erscheint das Objekt mit einem weißen Hintergrund. Der Freistellungspfad wird nicht berücksichtigt und kann auch nicht wie in InDesign über ein entsprechendes Menü ausgewählt werden. Ohne Freistellung kann mit dem Bild nicht viel angefangen werden. Der zur Zeit einzige (mir bekannte) Weg, dies zu umgehen: Man öffnet das JPEG in Affinity Photo. Dort wird das Objekt bei vorhandenem Arbeitspfad freigestellt angezeigt. So kann es per Zwischenablage ohne Hintergrund in AP übertragen werden. Dabei wird sogar der Ursprung des Bildes identifiziert und es kann verlinkt statt eingebettet werden.
In einer späteren Version von AP sollen sogenannte „Personas“ implementiert werden, wie es sie schon in Affinity Photo gibt. Die Buttons dafür sind zwar schon vorhanden, derzeit aber noch inaktiv. Es wird eine „Designer Persona“ (Vektor) und eine „Photo Persona“ (Bitmap) hinzukommen, mit denen entsprechende Dateien direkt in Affinity Publisher bearbeitet werden können. Dann dürfte auch das Freistellungsproblem mit dem Umweg über Copy&Paste gelöst sein. – Hoffentlich.
Auch an anderen Stellen gibt es noch Aufholbedarf. So lassen sich beispielsweise Tabellen nicht optisch mit alternierenden Zeilenfarben formatieren und ich habe noch nicht herausgefunden, wie platzierte Bilder mit einem Maskierungspfad
frei an andere Objekte angepasst werden können. Und mit Sicherheit gibt es auch noch andere kleinere Einschränkungen, auf die ich bisher noch nicht gestoßen bin.
Mittlerweile habe ich in AP viele unterschiedliche Dokumente erstellt. Printanzeigen, Hefte, Plakate, Web-Banner, Diagramme, Flyer, Karten und mehr. Die Umgewöhnung von ID hält sich dabei in Grenzen. Vieles ist in der Bedienung sehr ähnlich, oder auf eigene Art gelöst, aber sehr intuitiv verständlich. Natürlich gibt es Dinge, die noch etwas Feintuning seitens der Programmierer benötigen. Im Großen und Ganzen aber ist AP aus meiner Sicht schon jetzt die mit Abstand beste Desktop-Publishing-Alternative zum Marktführer Adobe mit InDesign.
Fazit – Wir haben einen GewinnerSofern Affinity auch für den Publisher seine bisherige, sehr faire Preisgestaltung beibehält, sehe ich gute Chancen, dass viele von Adobe enttäuschte Nutzer sich auf den Umstieg zu AP einlassen werden. Auch wenn sich wegen der großen Verbreitung Adobes in einigen Fällen gewisse Hemmschuhe ergeben, die sich aber meiner Meinung nach alle umgehen lassen. Der Lohn dafür ist, mit einer wirklich modernen und schnellen Publishing-Software ohne Abo-Zwang arbeiten zu können, die der Konkurrenz beim Interface und in der Codebasis um Lichtjahre voraus ist. Der Funktionsumfang mag noch nicht ganz dem großen Vorbild entsprechen, ist aber schon sehr nahe dran.
Mit Affinity Publisher gibt es Rettung für alle InDesign CC Abo-Verweigerer. Mit den zusätzlichen Programmen Affinity Photo als Photoshop- und Affinity Designer als Illustrator-Ersatz hat Serif ein sehr brauchbares, leistungsstarkes und vor allem bezahlbares, professionelles Paket für Grafik und Design am Start. Affinity Publisher ist die vorläufige Krönung und wird hoffentlich bald in der fertigen Release-Version erscheinen. Dann fehlt eigentlich nur noch ein adäquater Ersatz für Adobe Lightroom. Zwar gibt es in diesem Bereich deutlich mehr Auswahl, aber eine rundum gelungene Alternative habe ich trotz ausgiebiger Suche noch nicht gefunden.
Affinity Publisher Beta
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