AirPods Max – 3D-Sound, Adaptive EQ und Head TrackingEines der herausragendsten Alleinstellungsmerkmale der Max ist, was Apple „Computational Audio“ nennt. Computational Audio soll ähnliches bei der Musikwiedergabe vollbringen, wie bei den Foto-Features der iDevices die Computational Photography. Wobei aber klar differenziert werden muss. Computational Audio ist letztlich nur ein hochtrabender Begriff für digitale Signalbearbeitung zur automatischen und adaptivem klanglichen Anpassung an bestimmte Begebenheiten – oder ganz stark vereinfacht: die sehr moderne Form eines Equalizers. Apple spricht hier von „Adaptive EQ“.
Zitat Apple:
Der Adaptive EQ passt den Klang an die individuelle Passform und Versiegelung an, die durch die Ohrpolster entstehen. Nach innen gerichtete Mikrofone messen, was du hörst, und optimieren die Frequenzen deiner Musik. So bekommst du immer ein intensives Hörerlebnis, das jede Note originalgetreu wiedergibt.
Von Adaptive EQ bekommt der Nutzer in der Praxis kaum etwas mit – was gut ist. Schließlich soll sich der Klang nicht ständig merklich ändern. Um es zu testen, habe ich beispielsweise mal einen Finger zwischen Ohr und Polster gesteckt, oder eine Mütze aufgesetzt, auf der die Hörer teilweise aufliegen. Schwer zu sagen, inwieweit es dem adaptiven EQ zuzuschreiben ist, aber tatsächlich leidet der Klang in solchen Situationen nicht so sehr, wie mit anderen geschlossenen Over-Ears, wenn diese nicht richtig sitzen.
Sehr genial ist auch der 3D-Sound und das Head Tracking. Leider funktioniert das derzeit ausschließlich im Zusammenspiel mit einigen iDevices (iPhone 7 oder neuer) und nur mit iOS 14 oder neuer. Nicht mit dem Apple TV, nicht mit dem Mac und erst recht nicht mit irgendwelchen TV-Geräten. Also: Großer Sound, kleines Bild. – Sehr schade. Noch bedauerlicher: Es funktioniert offenbar nur mit TV+. Mit Netflix und Amazon Prime habe ich keine Inhalte gefunden, in denen 3D-Sound aktiv ist.
„3D-Sound“ wurde offenbar auch sehr bewusst als Name gewählt, denn mit Surround-Sound, bei dem man Geräusche aus unterschiedlichsten Richtungen klar lokalisieren kann, ist das nicht zu verwechseln. Ich habe es auf TV+ mit einigen Serien und Spielfilmen ausprobiert. Die Klangbühne wirkt mit aktivem 3D-Sound beeindruckend groß und lebhaft natürlich. So weit schon mal klasse. Noch besser wird es durch das Head Tracking, bei dem der „Center Kanal“, stets dort ertönt, wo der Bildschirm ist, egal in welche Richtung man blickt. Die Anpassung geschieht praktisch verzögerungsfrei und so exakt, dass man manchmal glatt vergisst, einen Kopfhörer zu tragen. Ein tolles Feature, das es verdient hätte auch mit größeren Bildschirmen zu funktionieren.
Noise Cancelling und TransparenzmodusAus dem Stand in die Spitzenklasse. So lässt sich Apples Lösung zur aktiven Geräuschkompensation beschreiben. Nun, mit den In-Ears hat Apple ja schon Erfahrung auf diesem Gebiet gesammelt. Teilweise ist es wirklich erstaunlich, wie sich Umweltlärm mit den Max schlagartig „ausschalten“ lässt. Das funktioniert technisch bedingt auch hier nicht bis in höchste Frequenzen, aber meiner Einschätzung nach in einem größeren Frequenzbereich, als die meisten konkurrierenden NC-Lösungen.
Umschaltung zwischen Noise Cancelling und Transparenz (optional: "Aus" für beide Funktionen) erfolgt über die vordere Taste.
Kein Licht ohne Schatten. Die hohe Effizienz des NC geht manchmal mit einem gewissen Druckgefühl auf den Ohren einher. Während der Musikwiedergabe merkt man das weniger, aber in Musikpausen, oder wenn gar keine Musik spielt, umso mehr. Ein Effekt, den ich auch von anderen Hörern mit NC kenne. Wie auch einen weiteren unschönen Nebeneffekt: Tieffrequente Rumpelgeräusche. Außerdem lassen mich die Max im NC- wie im Transparenzmodus meinen eigenen Herzschlag deutlich vernehmen. Schalte ich die Funktionen aus, ist sowohl das Rumpeln als auch das Herztrommeln weg. Eine Abschwächung der Funktionen per Menü wäre eventuell hilfreich. Hoffentlich berücksichtigt Apple dies bei künftigen Updates.
Auch der Tranzparenzmodus ist verblüffend. Wird er aktiviert, scheint es fast, als hätte ich den Kopfhörer abgenommen. Sogar das räumliche Hören funktioniert damit bestens! Die Außenmikrofone nehmen Umgebungsgeräusche auf und die Elektronik gibt diese praktisch verzögerungsfrei über die Treiber wieder. Man hört also tatsächlich nicht die echte Welt, sondern eine künstliche akustische Nachbildung. Nach einigen Momenten fallen ein paar Dinge auf, mit der sich „die Matrix“ verrät. So werden einige Geräusche, wie etwa die eigenen Schritte, unnatürlich verstärkt. Ich höre das Knirschen unter den Schuhen deutlicher! Aber insgesamt ist das schon eine sehr beeindruckende Lösung. Wünschenswert fände ich eine Funktion wie bei Panasonic, bei dem sich der Transparenzmodus kurzzeitig durch Auflegen der Hand auf den rechten Hörer aktiviert und gleich wieder abschaltet, wenn die Hand weggenommen wird. Mangels entsprechendem Berührungssensor wird das beim Max aber nicht kommen. Immerhin klappt die Umschaltung der zwei Modi (drei inkl. „Aus“) über die Taste sehr flott.