Test: Apple Magic Trackpad 2 – Wisch oder weg?
Selbstversuch: Vom langjährigen Mausnutzer zum Trackpad-Fan?KompaktBezeichnung | | Magic Trackpad 2 |
Eine der wichtigsten Revolutionen in der Bedienung von Computern war ganz klar die Erfindung der Maus als Zeige- und Eingabegerät. Ihre Geschichte ist gut dokumentiert für jedermann im Netz zu finden, weshalb ich sie hier nicht nochmal runterbeten muss. Klar ist, dass die Maus fast schon ein Relikt aus der Heim- und Personal-Computersteinzeit ist.
Ich oute mich jetzt mal als alten Knochen und gebe zu, dass ich bereits in den frühen Achtzigerjahren, mit dem Erscheinen des Apple Lisa, erste Erfahrungen mit den Tischnagern gemacht habe, als ich nach der Schule immer wieder in ein Kaufhaus gegangen bin und dort in der Computerabteilung mit diesem irre modernen Teil rumgespielt habe. – Leisten konnte ich mir Lisa natürlich nicht. – Seitdem ist die Maus für mich aber neben der Tastatur das wichtigste Eingabegerät überhaupt.
Die bislang einzig ernstzunehmende Konkurrenz für die Maus entstand aus der Notwendigkeit heraus, für Mobilcomputer eine weniger platzraubende Alternative zu finden. Der sogenannte Trackpoint von IBM, manchmal auch etwas anzüglich Brustwarze genannt, war so ein Versuch, konnte sich aber nie wirklich durchsetzen. Stattdessen hat sich das berührungsempfindliche Track- oder Touchpad zur bis dato besten Alternative gemausert (Wortspielalarm!), konnte die Maus aber auch nicht von Thron stoßen.
Kombinierte Aktionen, wie gleichzeitiges Klicken und Ziehen, sind mit der Maus komfortabler zu bewerkstelligen. Bei Pads wie dem Magic Trackpad 2 muss man für diese simple Sache unterscheiden zwischen einem Klick-und-Ziehen, wobei das Objekt sofort losgelassen wird, sobald man den Finger einmal abhebt um nachzugreifen, oder einem Doppel-Tap-und-Ziehen, wobei man kurz Zeit hat, um nachzufassen und den Mauszeiger weiter zu bewegen. Die Unterscheidung ist bei einer Maus schlicht nicht notwendig. Man kann, wenn nötig, die Maus anheben und die Taste dabei gedrückt halten.
Zudem bieten normale Trackpads in der Regel nicht mehr als zwei Klickfunktionen (Linksklick und Rechtsklick), was ihre Vielseitigkeit gegenüber Mehrtastenmäusen einschränkt. Nicht selten sieht man deswegen Nutzer von Laptops, wie sie ihr Touchpad beidhändig bedienen: Eine Hand zum Klicken, die andere zum Positionieren.
Natürlich sieht das mit moderneren Trackpads wie dem hier besprochenen Magic Trackpad 2 schon deutlich besser aus, aber die Lernkurve ist steiler und der Komfort erreicht nicht in allen Punkten den einer guten Maus.
Mit dem Siegeszug Touch- und Multitouch-fähiger iDevices wie dem iPhone und iPad hat sich inzwischen eine große Masse an Usern an die Bedienung mit berührungsempfindlicher Eingabefläche gewöhnt. Wobei es hier aber den riesigen Unterschied gibt, dass bei iDevices kein Mauszeiger positioniert werden muss. Dennoch hat Apple im Jahr 2010 mit seinem ersten Magic Trackpad damit begonnen, Multitouch-Funktionen auch in OS X zu etablieren. Durch die Nutzung mehrerer Finger gleichzeitig und kombiniert mit Gesten, wie man sie von iDevices kennt, lassen sich seitdem auch am Notebook oder Desktop bestimmte Funktionen analog zu den iDevices ausführen. Dazu gehört unter anderem das Zoomen durch das sogenannte Pinching (Spreizen zweier Finger) oder diverse Wischgesten mit mehr als einem Finger, wodurch sich beispielsweise Tabs im Browser wechseln lassen oder die Mitteilungszentrale eingeblendet wird.
Mit dem kürzlich vorgestellten Magic Trackpad 2 sind nun zwei weitere Besonderheiten hinzugekommen, welche die Computerbedienung per Trackpad vereinfachen bzw. komfortabler machen sollen: Erstens wurde die berührungsempfindliche Oberfläche gegenüber dem Vorgänger um 29\% vergrößert, was die Notwendigkeit des Nachfassens beim Positionieren des Mauszeigers verringert und Mehr-Finger-Gesten erleichtert, und zweitens ist Force Touch hinzugekommen, welches Eingabebefehle mit verschiedenen Druckstufen ermöglicht. – Ein Feature, das bislang keine Maus vorzuweisen hat.
Rein funktional hat das Trackpad damit zu Mäusen mit multiplen Tasten und Rädchen aufgeschlossen und sollte – zumindest theoretisch – ebenso vielseitig und komfortabel sein. Nur eben auf gänzlich andere Weise. Technisch gesehen hat das Trackpad gegenüber Mäusen zudem einige nicht unwesentliche Vorteile. Beispielsweise besitzt es (fast) keine beweglichen und dem Verschleiß ausgesetzten Teile wie Räder oder die Gleitflächen. Zudem ist es nicht von der Art des Untergrunds abhängig.
Die Frage ist nur, ob ein langjähriger Mausnutzer wie ich sich mit dieser komplett anderen Art des Zeigens und Klickens auf Dauer für die stationäre Nutzung anfreunden kann. Lassen sich damit zum Beispiel Freistellungen in Photoshop genauso gut und präzise vornehmen? Kann das Apple Magic Trackpad 2 mich vielleicht sogar komplett von meiner Abhängigkeit von den Tischnagern befreien? Oder wird es letztenendes irgendwo in einer Ecke oder Schublade versauern. – Hier mein erster Erfahrungsbericht nach einigen Tagen mit dem Magic Trackpad 2 ohne abschließendes Urteil. Zu einem späteren Zeitpunkt ziehe ich dann noch mal kurz Bilanz.