Test: Apple Magic Trackpad 2 – Wisch oder weg?
Konfiguration und PraxisNun geht’s an die Konfiguration. Für mich stellt sich hier als erstes die Frage, ob ich gewisse Tastaturkommandos als Gesten einrichten kann. Von der Maus bin ich es beispielsweise gewohnt, per Tastendruck Fenster auszublenden (cmd-h), zu schließen (cmd-w) oder das Fenster ganz nach oben oder unten zu scrollen („Home“ / „End“). Kurze Antwort: Nein, nicht ohne Zusatzsoftware.
In den Systemeinstellungen > Trackpad lassen sich nur einige von Apple vorgegebene Aktionen konfigurieren. Etwa, ob sich Mission Control mit drei oder vier Fingern Abwärtsstreichen aufrufen lässt. – Nicht sehr flexibel, das Ganze. Für mehr Freiraum bei der Individualisierung bieten sich Apps wie das kostenlose
Better Touch Tool (kurz BTT) an. Für das Magic Trackpad 2 steht derzeit eine Version dieser Software im Alpha-Stadium zur Verfügung. Damit konnte ich meine meistgenutzten Mausklick-Aktionen schonmal per Touch nachbilden, allerdings mit gemischten Gefühlen bei der Usability. Momentan fehlt bei BTT leider auch noch die Möglichkeit, Pinch-Gesten mit Tastaturkommandos zu belegen.
Beispiel: Um ein Fenster auszublenden (cmd-h) nutze ich bei der Logitech MX Master die unter dem Daumen versteckte Taste. Hier braucht es nur eine leichte Veränderung des Daumenwinkels, um den gewünschten Klick auszulösen. Beim Trackpad habe ich bislang noch keine vergleichbar komfortable Geste gefunden. Derzeit ist es ein Klick (nicht Tap) mit drei Fingern. Hiermit und mit anderen Aktionen muss ich noch eine Weile experimentieren, um evtl. bessere Gesten zu finden.
Ok, wie sieht es mit Arbeiten aus, die hohe Präzision bei der Kontrolle des Mauszeigers erfordern? Für diesen Test eignet sich die Lasso-Funktion in Photoshop sehr gut, um damit ein Bildobjekt freizustellen. Das funktioniert soweit zufriedenstellend. In der Regel arbeite ich dabei mit dem polygonalen Lasso, womit man zwischendurch immer wieder absetzen kann. Allerdings zeigt sich hierbei ein grundsätzliches Manko, das zumindest ich bei dem Touchpad sehe:
Gelegentlich hat der Mensch schwitzige Fingerspitzen. Sind diese nicht absolut trocken, wird die Touchoberfläche des Pads „klebrig“. Der Reibungswiderstand erhöht sich und die Wischbewegungen fühlen sich zäh an. Ich erwische mich in solchen Situationen ständig dabei, wie ich meine Fingerspitzen am Shirt oder an der Hose versuche trocken zu reiben. Das hält aber meist nicht lange vor. Längeres Arbeiten am Trackpad wird allein dadurch unangenehm.
Es ist nicht so, dass mir das nicht schon früher aufgefallen wäre, schließlich habe ich auch schon etliche Jahre Erfahrungen mit Trackpads an Notebooks. Doch ich hatte gehofft, dass Apple vielleicht eine etwas andere Oberflächenstruktur für das Magic Trackpad 2 gefunden hat, die angenehmere Gleiteigenschaften bietet. Doch dem ist leider nicht so. Vielleicht muss ich mir an der Fingerspitze erst eine Hornhaut wachsen lassen. Komischerweise fällt mir dieses Problem bei den Touch-Displays der iDevices kaum auf. Hier aber stört es mich enorm.
Ein anderes, ergonomisches Manko sehe ich in dem Umstand, dass man beim Touchpad die Hand bzw. auch die Finger nicht auf dem Pad ruhen lassen kann. Rein technisch gesehen geht das schon: Legt man beispielsweise alle fünf Finger auf das Pad und bewegt dann nur den Zeigefinder, kann man den Mauszeiger einwandfrei bewegen. Nur kann man dann nicht per Tap ein Objekt auswählen oder eine Cursor-Position festlegen. Dazu muss man die anderen Finger wieder anheben. Das betrifft auch alle Gestensteuerungsfunktionen. Das bedeutet, die Hand ist permanent in einem angespannten Zustand, um die Finger in der Luft zu halten. Nur der Handballen liegt vor dem Pad auf der Arbeitsfläche auf. Das trifft in verschärftem Maße auch auf die Magic Mouse zu. Das Magic Trackpad ist dieser gegenüber leicht im Vorteil, weil es noch mal deutlich flacher ist und die Finger damit nicht so unnatürlich nach oben gekrümmt gehalten werden müssen. Bei der MX Master kann ich die Hand entspannt auf dem Mausrücken und die Finger auf den Tasten ruhen lassen. Es mag sein, dass hier auch eine gewisse Gewöhnung vonnöten ist, doch der direkte Vergleich mit der an die Handform angepassten Logitech-Maus lässt eigentlich nur den Schluss zu, dass ein Trackpad auf Dauer weniger gut für die Sehnen der Hand ist.
Zu den positiven Aspekten gehören vor allem Funktionen wie das Zoomen und Drehen von Bildern, das Scrollen oder die nach Bedarf angepassten Gesten mit mehreren Fingern, die mit einer normalen Maus nicht möglich sind und selbst auf der Magic Mouse wegen der kleinen Fläche und ihres instabilen Stands kaum brauchbar sind. Und natürlich die geringe benötigte Fläche neben der Tastatur.