B&W Px7 S2 – Klang und FazitDer Px7 S2 soll eine ganz neue Abstimmung erhalten haben. Hinter den Kulissen wird gemunkelt, dass dafür ein neuer Entwickler zuständig gewesen sein soll. Der scheint ganze arbeitet geleistet zu haben, denn obwohl der B&W-typisch warme und dynamische Klang voll erhalten geblieben ist, kann sich der neue 7er von seinem Vorgänger klar absetzen.
Hörtest per BluetoothSchon mit abgeschaltetem NC überzeugt der Px7 S2 mit einer frischen und transparenten Spielweise, ohne irgendwelche Frequenzbereiche zu sehr zu betonen. Der Bass wirkt knackig-direkt und ehrlich.
Das Klangbild ändert sich ziemlich eindeutig, wenn das Noise Cancelling zugeschaltet wird. Es hört sich an, als würde ein Nachbrenner gezündet. Vor allem Bässe werden bei aktiviertem NC deutlich betont, was sich auch nicht abschalten lässt. Nicht nur B&W, auch andere Hersteller verstärken die „Loudness“-Korrektur bei eingeschaltetem NC. Der Grund dafür ist, dass NC meist in lauten Umgebungen genutzt wird und da ist nicht nur eine Geräuschunterdrückung hilfreich, sondern auch eine Verstärkung besonders der tiefen Frequenzen, weil die sonst von Außengeräuschen überlagert werden könnten.
Bei Stücken mit kräftigem Bass, wie beispielsweise Trentemøllers „Chameleon“ oder auch „Resurgam“ von Fink (Album „Resurgam") kann das schon mal zu viel des Guten sein, wirkt allerdings im erstem Moment extrem zupackend. Aber es geht damit auch ein wenig Neutralität und Ehrlichkeit verloren. Was hier fehlt, ist eine stufenlose Anpassungsmöglichkeit, wie es etwa der
Technics EAH-A800 bietet.
Hörtest im KabelmodusÜber das mitgelieferte Adapterkabel von 3,5 mm Klinke auf USB-C kann der Px7 S2 auch an herkömmlichen (analogen) Kopfhörerbuchsen angeschlossen werden. Aber wichtig zu wissen: Es handelt sich hierbei um keinen echten Passivmodus. Das bedeutet, der Kopfhörer muss eingeschaltet sein. Ist der Akku komplett leer, kann mit dem Px7 S2 keine Musik gehört werden.
Zweite Konsequenz daraus: Das analoge Signal über die Klinkenleitung wird im Px7 S2 erst mal digitalisiert, durch die DSPs geschickt und dann wieder analog gewandelt. Dadurch sind auch bei dieser Verbindungsart sämtliche DSP- bzw. NC-Modi verfügbar, einschließlich deren unterschiedlicher Klangabstimmungen, wie oben beschrieben. Der Klang wirkt über diesen Adapter irgendwie nüchtern und verflacht, was vermutlich der doppelten Wandlung geschuldet ist, und dem Umstand, dass mehrere analoge Ausgangsstufen durchlaufen werden, nämlich die des externen DAC/Kopfhörerverstärkers und anschließend noch mal die A/D/A-Wandlung des Kopfhörers.
Hörtest mit USB-C-KabelWird der Px7 S2 mittels des beiliegenden USB-C-auf-USB-C-Kabels an einen Mac oder auch an ein iPad angeschlossen, erfolgt die Übertragung auf der digitalen Ebene, ohne zusätzliche Wandlung. Der Kopfhörer wird vom Quellengerät wie ein externer DAC behandelt. Auf diese Weise kann der Px7 S2 sogar in
Roon als Endgerät genutzt werden.
Auch in diesem Fall muss der Px7 S2 eingeschaltet sein. Wie gesagt: Kein Passivmodus! Interessanterweise wird eine eventuell aktive Bluetooth-Verbindung hierbei nicht getrennt. Auch wenn ich Musik per USB-C-Kabel über Roon höre, zeigt mein iPhone an, dass es mit dem B&W verbunden ist. Und natürlich bleiben auch in diesem Fall die NC-Features und Transparenzmodus verfügbar.
Mit direkter USB-Verbindung zum Mac (und via Roon) klingt der Px7 S2 etwas gefälliger als per Bluetooth. Vor allem feine Details und delikate Ausschwingvorgänge wirken ein Stück natürlicher. Der Unterschied ist nicht riesig, aber selbst Nuancen können manchmal den Unterschied zwischen
„Mehh“ und
„Wow!“ ausmachen.
Vergleich zu Passivkopfhörer mit DACNach dem überragenden Abschneiden des passiven Magnetostaten HiFiMan HE400se in Verbindung mit dem Mini-DAC qudelix 5K (siehe
Testbericht) lag ein direkter Vergleich auf der Hand. Nicht zuletzt, weil das Gespann mit einem Preis von 238 Euro auch noch deutlich günstiger als der B&W ist.
Doch wie sich zeigte, handelt es sich hier um zwei sehr unterschiedliche Welten. Das HiFiMan/qudelix-Duo bietet für meinen Geschmack die weitaus natürlichere, lebensechtere und schlicht musikalischere Darbietung, liefert dabei aber nicht immer den "Punch" des B&W. Als anspruchsvoller Audiophiler und Freund einer möglichst unverfälschten Wiedergabe gefällt mit die Lösung mit dem HiFiMan viel besser. Der B&W ist, wie beispielsweise auch die AirPods Max, eher „Computational Audio“. Alles wirkt sehr frisch, farbenfroh und kräftig, aber auch nicht immer einwandfrei „echt“. Das ist eher „Konservenfutter“ – aber nichts desto trotz auf seine Weise auch sehr überzeugend. Auf lange Sicht würde ich persönlich den passiven Magnetostaten bevorzugen, auch wenn der nicht ganz so transportabel ist und auch keinerlei Features wie Noise Cancelling bietet und als offener Hörer mehr Außenschall durchlässt. Aber das ist eine Frage der persönlichen Präferenzen.
Fazit: The Sound of DSPDer neue
B&W Px7 S2 überzeugt. Mehr noch als sein Vorgänger gefällt das Gesamtkonzept mit einem stimmigen Design, optimierter Bedienung und noch besserem Klang. Und es gibt jetzt auch eine einheitliche App für die B&W-Formation-Serie und die Kopfhörer.
Was bei Hörern wie dem B&W ohne Passivmodus immer im Hinterkopf bleiben sollte, ist die Tatsache, dass man eigentlich nie mit einem puren, unverfälschten Klang rechnen kann, sondern immer nur vom Entwickler vorgegebene DSP-Abstimmungen hört. Puristen greifen – unter Verzicht auf einige Komfortfeatures und Funktionen – lieber zu guten passiven Hörern mit separatem DAC/Kopfhörerverstärker.
Für seine Spezies ist der B&W Px7 S2 aber eine echte Zierde. Es ist vor allem seine gelungene Praxistauglichkeit kombiniert mit dem satten und lebendigen Klang, die den Px7 S2 zu einer klaren Empfehlung in seiner Preisklasse macht.
Es soll aber noch besser kommen. B&W hat mit der Ankündigung des Px7 S2 (
Amazon) ein Flaggschiff-Modell namens Px8 angekündigt, das noch im Laufe dieses Jahres kommen soll. Der Hersteller verspricht für den Px8 nicht weniger als ein kompromissloses Wireless-Modell der Referenzklasse, das neue Maßstäbe in puncto Premium-Design, Luxusmaterialien und Audio-Performance setzen soll. Und das zu einem Preis, der den des AirPods Max nicht übersteigt. – 599 Euro. … Fortsetzung folgt.
Plus/Minus B&W Px7 S2+ brillant, dynamischer Klang
+ effizientes Noise Cancelling mit geringem Grundrauschen
+ gute Sprachverständlichkeit bei Telefonie
+ komfortabler und sicherer Sitz
+ praxistaugliches Case
+ hohe Verarbeitungsqualität
– „Loudness“ bei aktivem NC nicht abschaltbar/regelbar
– kein echter Passivmodus