Test Bluetooth In-Ear Kopfhörer 1More Triple Driver BT: Echter High-End-Klang für 140 Euro?
1more Tripple Driver BT – Bedienung und TragekomfortFür die drahtlose Verbindungsaufnahme mit der Quelle steht Bluetooth 4.2 mit LDAC zur Verfügung. LDAC ist ein von Sony entwickelter Übertragungsstandard, der via Bluetooth eine Datenrate von 990 kbps ermöglicht, was annähernd CD-Qualität entspricht. Schön, wenn man ein entsprechendes Quellengerät hat, das ebenfalls LDAC unterstützt, aber mit Apples iDevices ist das nicht der Fall. Dafür bietet der Tripple Driver BT zusätzlich das von Apple favorisierte AAC, was in etwa Bluetooth aptX entspricht und kaum schlechter als LDAC klingen sollte. Ein direkter Vergleich der unterschiedlichen Codecs ist aber kaum möglich, daher muss man sich hier an den grundlegenden Möglichkeiten und Bandbreiten der jeweiligen Standards zur Einschätzung orientieren.
Die Steuerung (On/Off, Lautstärke, Pairing etc.) erfolgt über vergleichsweise großzügig dimensionierte und gut fühlbare Tasten am linken Endstück des Nackenbügels. Mit iOS kann die Lautstärke aber auch über die Tasten am iDevice reguliert werden (via Android nicht). Die Steuerelemente am Nackenbügel haben sich in der Praxis als sehr komfortabel und gut zugänglich erwiesen. Besser geht es kaum für In-Ears.
Sehr erfreulich ist auch der Tragekomfort der Ohrstücke. Klar, das ist bei In-Ears immer eine sehr individuelle Angelegenheit. 1more liefert aber zahlreiche Ear-Tips in unterschiedlichen Varianten und Größen mit, so dass sich für beinahe jedes Ohr etwas passendes finden sollte. Für meine Lauscher passten schon die vom Werk aufgesetzten Tips ideal. Unterstützt durch die leicht angewinkelte Form der Hörer sitzen diese bei mir auf anhieb sehr gut. Selbst vielfach teurere High-End In-Ears haben mir nicht besser gepasst.
Natürlich sind auch diese In-Ears geschlossen ausgelegt. Für mich als Freund vom Bügelkopfhörern offener Bauweise ist das noch immer eine gewisse Herausforderung, weil ich dieses stark isolierende, intra-aurale Ambiente als nicht so natürlich empfinde. Dennoch: Ich habe schon langen keine In-Ears mehr getragen, mit dem ich so gut klar komme.
Wandlertechnik, wie sonst nur in High-End In-EarsEine weitere Besonderheit der Tripple Driver BT geht schon aus ihrem Namen hervor. In den kleinen Treibergehäusen steckt nicht nur ein Schallwandler, wie bei den meisten Kopfhörern üblich, sondern pro Kanal drei Wandler für unterschiedliche Frequenzbereiche. Bei Lautsprechern die Regel, ist die Aufteilung des hörbaren Frequenzspektrums auf mehrere Schallwandler bei Kopfhörern eher die Ausnahme. Selbst Ultra-High-End Bügelkopfhörer arbeiten meist nur mit einem Wandler, der das gesamte Hörspektrum (und darüber hinaus) bedient.
Interessanterweise finden sich sogenannte Mehr-Wege-Schallwandler bei Kopfhörern eher unter den kleinen In-Ears und seltener in Bügelkopfhörern. Dafür gibt es verschiedene Gründe, die hier auszuführen den Rahmen sprengen würde. Interessant ist das insofern, weil ausgerechnet In-Ears am wenigsten Platz für multiple Schallwandler bieten. Schließlich soll man sich die Dinger ja noch irgendwie in den vorderen Gehörgang stecken können und die Hörer dabei möglichst leicht sein. Dafür kommt beim 1more die Balanced Armature Wandlertechnik (BA Driver) zum Einsatz, die ursprünglich aus der Hörgerätetechnik stammt. Dabei handelt es sich um winzige Module mit einer speziellen Spule-Magnet-Membran-Anordnung, wie sie in herkömmlichen Kopfhörern oder gar Lautsprechern nicht zu finden ist, weil sie nur vergleichsweise geringen Schalldruck erzeugen kann. Damit der Ausreicht, muss der Wandler schon direkt im Ohr zum Einsatz kommen.
BA-Wandler sind aber nicht für die Wiedergabe des gesamten hörbaren Frequenzbereichs von ca. 20 Hz bis 20.000 Hz geeignet, sondern eher für den Mittel- bis Hochtonbereich. Im Falle des Tripple Driver BT hat sich 1more für den Einsatz von zwei BA-Treibern für das Hochtonspektrum (bis 40 kHz) und einen dynamischen Schallwandler für die Mitten und Tiefen entschieden. Solche Mehr-Wege-Konstruktionen findet man sonst nur in deutlich teureren In-Ears.
Der Hersteller bringt in Kürze (voraussichtlich November) auch noch eine Dual-Driver-Variante mit aktiver Geräuschkompensation (ANC) heraus. Die Vorteile des hier getesteten Tripple-Driver demgegenüber liegen in einer höheren Belastbarkeit bei geringeren Verzerrungen. Zum Schutz vor Stößen und gegen Resonanzen sind die BA-Treiber im Inneren noch mit Silikon bedämpft.
Grundsätzlich bietet die Aufteilung des Frequenzspektrums auf mehrere Treiber u.a. den Vorteil, dass man die einzelnen Treiber für bestimmte Frequenzbereiche optimieren kann und diese somit weniger „Stress“ ausgesetzt sind. Es ist beispielsweise für eine große Membran schwieriger, hohe Frequenzen zu erzeugen, und umgekehrt können kleine schlecht tiefe Frequenzen erzeugen. Es gibt aber auch Nachteile bei der Aufteilung. Dafür ist nämlich in der Regel eine Frequenzweiche mit elektrischen Bauteilen notwendig, die eigene Probleme verursacht und die Vorteile im schlimmsten Fall komplett zunichte macht. Beim Tripple Driver BT von 1more erfolgt die Frequenzaufteilung aber nicht per Weichenschaltung, sondern durch den konstruktionsbedingten Roll-Off der Treiber. Der Übertragungsbereich der BA-Driver und des dynamischen Treibers überschneidet sich sich einfach in einem gewissen Umfang.