Cambridge CXN100 – VorstellungZunächst mal eine Einordnung, womit wir es beim CXN100 zu tun haben und für welche Zwecke er gedacht ist. Es handelt sich um einen Streaming-Player mit eingebautem DAC und einer (zuschaltbaren) Vorverstärkerfunktion im typischen HiFi-Rasterformat von 43 cm Breite. Für folgende Anwendungsarten kommt der CXN100 in Frage:
- Anschluss an einen Stereo-Endverstärker und Passivlautsprecher
- Anschluss an einen Stereo-Vollverstärker und Passivlautsprecher
- Anschluss an Aktivlautsprecher (digital oder analog)
Als Verstärker-Spielpartner eignen sich natürlich die Cambridge-eigenen Geräte der
CX-Serie am besten, aber der CXN100 kann selbstverständlich auch mit allen anderen genannten Komponenten genutzt werden.
Damit bedient er ein ähnliches Anwendungsspektrum, wie sein direkter und sehr ähnlich aussehender Vorgänger CXN (V2), wurde demgegenüber aber deutlich modernisiert. Hier eine schnelle Übersicht:
- Der CXN100 ist der Nachfolger des Cambridge Audio CXN V2
- er hat ein neues StreamMagic Gen4-Modul für Streaming-Funktionen, einschließlich MQA-Kompatibilität
- DAC-Chip: ESS ES9028Q2M SABRE32 Reference
- Musikdienste: Spotify Connect, TIDAL Connect, Qobuz und Deezer
- hochauflösendes Internetradio mit MPEG-DASH-Unterstützung
- Anschlussmöglichkeiten über LAN, USB (Audio und Media), Coax-Digital, Toslink
- analoge Ausgänge: Stereo Cinch, XLR (symmetrisch)
- drahtlose Verbindung via Chromecast, AirPlay 2 und Bluetooth
- kompatibel mit Google Home, Apple AirPlay und Roon Multiroom-Systemen (Roon Ready)
- Control-Schnittstelle für andere Cambridge-Komponenten
- ca. 5“ großes Farbdisplay (ohne Touch)
- Steuertasten am Gerät
- StreamMagic App für Musiksteuerung und Konfiguration (letzteres auch per Web-Interface)
- IR-Fernbedienung optional für rund 30 Euro (IR-Geber ist bei Verstärkern der CX-Serie von Cambridge im Lieferumfang enthalten. Wer ein solches Gerät besitzt, hat diese also nicht doppelt rumliegen.)
Zu den Besonderheiten gehört außerdem, dass Cambridge Audio mehr als die meisten Anderen auf umweltbewusste Details Wert legt. So besteht die Verpackung inklusive Polsterung nur aus Pappe und die Folie, in der das Gerät und die Zubehöre stecken, ist kompostierbar. Allein bei der Fertigung kommen auch die Briten nicht um die „Werkbank der Welt“ herum. Die Montage erfolgt in China. Sonst wäre der Preis nicht realisierbar.
Im Vergleich zum Vorgänger sind die sichtbaren Unterschiede gering. An der Front fehlt jetzt die USB-A-Buchse. An der Rückseite gibt es aber auch weiterhin einen USB-Media-Port. Für die schnelle Zuspielung zwischendurch werden heute nur noch selten USB-Sticks genutzt, sondern eher Bluetooth. Darum ist der Verzicht auf die vordere USB-Buchse (auch aus optischen Gründen) meiner Meinung nach die richtige Entscheidung.
Mit lediglich einem Power-Button, sechs unauffällig implementierten Steuertasten seitlich des Displays und dem großen Lautstärkeregler ist die Front schön aufgeräumt.
Rückseite: Alles was zähltHier fällt zunächst auf dass es keine analogen Quellenanschlüsse gibt. Der CXN100 konzentriert sich voll auf digitale Musikquellen. Dafür gibt es USB-Audio, S/PDIF Coax oder Toslink zum Anschluss externer Geräte. Das Digitalsignal kann bei Bedarf auch digital und unter Umgehung des internen DAC per Coax oder Toslink ausgegeben werden. Für die Drahtlos-Kommunikation (WLAN und Bluetooth) liegen dem Gerät zwei sehr kleine Stummelantennen bei, die an die entsprechenden Buchsen geschraubt werden. Wer kein Bluetooth nutzt und die Netzwerkverbindung per LAN-Kabel herstellt, kann die im Karton lassen.
Das Innenleben des CXN100Hinter der dicken Alu-Front bzw. unter dem großen Deckel aus solidem, gebogenen Blech findet sich erst mal viel Luft. Netzteil, Hauptplatine und Ausgangssektion benötigen längst nicht das gesamte Innenvolumen, was auf eine hohe Integrationsdichte hindeutet.
Die Hauptarbeit übernimmt der unter einem großen Kühlkörper, etwa mittig auf der Hauptlatine sitzende „StreamMagic“-Prozessor. Der kümmert sich um sämtliche Streaming-Fragen und die Steuerung. Das Signal wird von ihm in Richtung des DAC-Chip geleitet, der auf dem folgenden Bild mit einem Pfeil gekennzeichnet ist. Die Wahl für diesen Chip anstatt beispielsweise für einen AKM oder einen Wolfson (der im Vorgänger genutzt wurde), fiel nicht etwa aufgrund seiner technischen Daten, sondern weil er sich in Hörtests mit diversen Prototypen durchgesetzt hat. Auch andere Bauteile wie Kondensatoren und Op-Amps wurden mit handgelöteten Prototypen ermittelt. – Technische Daten sind eben nicht alles.
Oberhalb des DAC-Chips ist die analoge Ausgangssektion zu sehen. Die ist klar in einen unsymmetrischen und symmetrischen Pfad unterteilt, wie anhand der Bauteile vor den Ausgangsbuchsen zu erkennen ist.
Es gibt noch eine erwähnenswerte (wenn auch unsichtbare) Besonderheit bei der Hardware zu erwähnen. Die Lautstärkeregelung des CXN100 erfolgt rein digital. Was die Meisten nicht wissen: Eine digitale Lautstärkeregelung ist in den allermeisten Fällen eine sehr schlechte Lösung. Der Grund ist, dass die Pegelabsenkung hierbei mit deutlichem Auflösungs- und Dynamikverlust erkauft wird, weil – vereinfacht ausgedrückt – Bits weggeschmissen werden. Je niedriger der Pegel, desto schlechter.
In einem Interview, das ich im Jahr 2017 mit Lothar Wiemann von T+A führte (siehe
hier), erklärte er das so: „[…] Ein Beispiel: bei Zimmerlautstärke ist der Lautstärkeregler um circa 40dB abgesenkt. Bei digitaler Regelung wird der D/A Wandler dann auch nur noch bis maximal -40dB ausgesteuert. Selbst bei einem hervorragenden D/A Wandler bleiben dann nur noch so um die 75 dB Signaldynamik am Analogausgang übrig. Das entspricht dann der Dynamik eines 12 Bit Wandlers! Im gleichen Maße wie die Dynamik verschlechtern sich zudem auch die Klirr- und Linearitätswerte.“
Inzwischen gibt es aber auch Lösungen, um die Verluste digitaler Regelungen zu vermeiden. Etwa bei Lumins „
Leedh Processing“. Auch Cambridge macht sich einen Trick zunutze. Das Signal wird zunächst auf eine viel höhere Wortbreite konvertiert, wodurch der rechnerische Dynamikumfang dramatisch steigt. Die durch Pegelabsenkung entstehenden Verluste sind damit verschmerzbar und sollen keine hörbaren Auswirkungen mehr haben.
Das lässt sich ohne einen direkten Vergleich mit einer hochwertigen analogen Regelung in ansonsten gleicher Schaltung kaum überprüfen, aber Fakt ist, dass der CXN100 in meinen Hörtests bei sehr geringen Pegeln keine merklichen Einbußen hatte. Der Pegel lässt sich übrigens in 100 Schritten regeln. Entweder über den großen, leichtgängigen Drehknopf, per App (auch auis Roon) oder mittel IR-Remote.