Test Cambridge Audio DacMagic 200M: Vielseitiger Musikhelfer für Desktop oder Wohnzimmer
Wer seinen Bildschirm-Arbeitsplatz um eine brauchbar klingende Musiklösung erweitern will, greift oft zu Aktivlautsprechern mit Digitaleingang. Einfach ein USB-Kabel anschließen und losdudeln. Um die Musikverwaltung und Steuerung kümmert sich in so einam Fall natürlich der Mac. Das ist ein gangbarer und, je nach Bedarf und Anspruch, äußerst praktischer Weg zum Musikgenuss vor dem Display. Aber vollaktive Lautsprecher mit Digitaleingang schränken die Möglichkeit ein, mit wachsenden Klangansprüchen die Wiedergabekette schrittweise aufzurüsten. Soll es etwas besseres sein, muss irgendwann das komplette Aktivlautsprechersystem getauscht werden. Praktischer und flexibler sind kleine DACs wie der Cambridge Audio DacMagic 200M. Sie stellen eine Ausgangsbasis für zukünftige Erweiterungen dar.
Was kann der DacMagic 200M?Geräte wie diese erfüllen meist vier wichtige Grundaufgaben:
1. Das Digitalsignal vom Computer wird extern von einem hochwertigen Wandler und Ausgangsstufe verarbeitet. Quasi wie eine Breakaway Box zur Aufrüstung der Grafikfähigkeiten, nur für den Ton.
2. Sie erlauben den Anschluss von Aktivlautsprechern oder Endstufen mit nachgeschalteten Passivlautsprechern. Insbesondere Letzteres eröffnet ein riesiges Angebot zur Wahl der Lautsprecher passend für den persönlichen Bedarf und Anspruch.
3. Vielseitige Anschlussmöglichkeiten für kabelgebundene Kopfhörer mit erheblich größerem Klangpotential, als bei Direktanschluss an den Mac oder über Bluetooth.
4. Kompakte Maße ermöglichen die Nutzung am Desktop, mit komfortablem Zugang zu den Anschlüssen und einem haptisch angenehmen Lautstärkeregler
Der DacMagic 200M bietet zudem symmetrische und unsymmetrische Ausgänge für nachgeschaltete Komponenten und kann auch von Bluetooth-Quellen mit Musik gefüttert werden.
KompaktBezeichnung | | DacMagic 200M |
Art | | DAC/KHV/Vorverstärker |
Per Klinkenanschluss erlaubt der 200M echte HiRes-Wiedergabe vom Computer via USB. Genau hier liegen die größten Stärken des DacMagic, denn er beherrscht so ziemlich alle derzeit relevanten HiRes-Möglichkeiten. Dazu zählt PCM-Verarbeitung bis 32 Bit und 768 kHz, DSD bis 512x und auch das gute, aber nicht ganz unumstrittene und praktisch nur über Tidal in größerem Umfang verfügbare MQA unterstützt der kleine Cambridge im vollen Umfang. Voraussetzung für maximale Auflösung ist die Verbindung per USB, denn S/PDIF (TosLink und Coax) erlaubt maximal 192 kHz – und Bluetooth ist sowieso stark komprimiert. Verarbeitet wird all dies im DacMagic 200M von zwei ESS ES9028Q2M DAC-Chips in einer Doppelmono-Konfiguration. Diese Wandler und auch die Schaltungsart sind in dieser Preisklasse eher selten anzutreffen.
Viele DAC-Hersteller haben sich für meinen Geschmack etwas zu sehr auf die Vermarktung besonders hoher Samplingraten eingeschossen. Das ist etwas, das sich gut in den technischen Daten macht und als absolute Zahl eine gewisse qualitative Abstufung vorgaukelt. Grundsätzlich ist es auch völlig ok, dass versucht wird, die Grenzen der digitalen Signalverarbeitung mit allen Mitteln auszuloten. So kann beispielsweise mit massiv upgesampelten Abtastraten das klangkritische Analogfilter hinter dem DAC entsprechend einfacher ausfallen oder gar komplett wegfallen. Doch wie beim Upscaling von Bildern ist der Nutzen begrenzt und führt nicht zwangsläufig zu besseren Ergebnissen. Soll lediglich heißen: Machen Sie Ihre Kaufentscheidung nicht von den höchsten Samplingraten im Datenblatt abhängig.
Das Thema ist tatsächlich sehr komplex und wird leider allzu oft mit wenig haltbaren Pauschalaussagen über die Grundlagen der Digitaltechnik oder dem Zitieren der Nyquist-Frequenz falsch interpretiert und als Nonsens abgetan. So einfach ist das aber nicht. An dieser Stelle nur so viel: Nach meiner Erfahrung kann ein DAC mit „nur“ 192 kHz durchaus besser klingen. Es hängt von vielen Faktoren ab, die über den DAC-Chip hinaus gehen. Zum Beispiel die optimale Anpassung der Schaltung an den jeweiligen DAC-Chip, die Abschirmung oder Unterdrückung von HF-Störungen oder die Taktgenauigkeit, sowie insbesondere die Qualität der analogen Ausgangsstufe.
In Letzterer setzt Cambridge unter anderem auf hochwertige Wima-Kondensatoren. Die im DacMagic 200M eingesetzte CPU soll gegenüber dem Vorgängermodell mit 1.000 MIPS nicht nur deutlich flotter geworden sein, sondern auch für einen optimierten USB-Betrieb mit weniger Jitter sorgen. Ein Blick ins Innere war mir leider verwehrt, weil das Gehäuse so trickreich verschraubt ist, dass ich es nicht ohne Gefahr das Testmuster zu beschädigen öffnen konnte. Bedauerlicherweise konnte auch Cambridge keine Innenaufnahmen vom 200M zur Verfügung stellen. Dass im Inneren irgend ein Schmu mit minderwertigen Bauteilen betrieben wird, halte ich angesichts der Reputation von Cambridge Audio und vieler bekannter Schaltungen des Herstellers aber für ausgeschlossen.