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Test Cambridge Audio Melomania P100 – Ein Bluetooth Over-Ear, bei dem alles passt

Cambridge Audio P100: Praxis, Klang und Fazit

Die klangliche Beurteilung des P100 nehme ich natürlich nur mit linearer DSP-Kurve vor. Und als Vergleichsmaßstab habe ich den Technics EAH-A800 herangezogen. Der ist mit einem Listenpreis von 299 Euro minimal teurer, online aber inzwischen ungefähr zum UVP des P100 (oder leicht darunter) zu haben. Auch sonst ist der Technics in vielerlei Hinsicht – auch rein formal – ein guter Vergleichskandidat. Er bietet einen ähnlich guten Tragekomfort (mit etwas geringerem Anpressdruck) und ähnlich gute passive Geräuschisolierung.

Die Bedienung gestaltet sich beim Melomania P100 deutlich komfortabler, als mit den etwas fitzeligen Tasten am Technics. Der hat auch keinen so schönen On/Off-Schalter wie der Cambridge, sondern eine Taste, die mehrere Sekunden gedrückt gehalten werden muss. Oder sogar sieben Sekunden lang, um den Pairing-Modus zu aktivieren. Auch die App des Technics ist nicht so klar und übersichtlich, wie die des Briten.


Im Betrieb und ohne ANC ist auch der Technics nahezu rauschfrei. Hier geben sich die beiden Kontrahenten nichts. Mit eingeschaltetem ANC hingegen rauscht der Technics deutlich mehr. Dafür kann man beim Japaner die Wirkung des ANC stufenlos regeln. Beim P100 geht nur an oder aus. Ein weiterer Pluspunkt des Technics ist, dass er einen echten Passivmodus bietet, womit der Kopfhörer im ausgeschalteten Zustand und auch mit komplett leerem Akku funktioniert. Die modernere Bluetooth-Ausstattung mit aptX Lossless bietet wiederum der Cambridge P100. Insgesamt merkt man dem P100 seine modernere technische Plattform an. Das äußert sich in Kleinigkeiten, wie schnellerer Kopplung nach dem Anschalten, schnellerer Reaktion bei Bedienung, oder auch an den besseren Sprachhinweisen. Auf die (noch) bessere Akkuausdauer des Cambridge hatte ich weiter oben schon hingewiesen.

Bleibt nur noch das Klangduell. Erst mal der P100 für sich. Schon die ersten Töne machen deutlich: dies ist kein Studiokopfhörer, der zu absoluter Neutralität verpflichtet ist. Muss er ja auch nicht sein. Der Cambridge wirkt äußerst farbstark und liefert stets ein sattes Tieftonfundament. Die Bassbetonung ist unüberhörbar, aber nicht übertrieben fett. Dem P100 gelingt es stets, die Konturen zu wahren und das Gesamtgeschehen nicht unecht aufzudicken. Für einen BT-Kopfhörer, der in den meisten Fällen wohl unterwegs genutzt wird, ist eine gewisse Bassbetonung auch sinnvoll, damit das Fundament der Musik nicht im (nicht völlig ausblendbaren) Trubel der Umwelt untergeht.

Wem das dennoch zu viel des Guten ist, der kann natürlich via EQ den Bassbereich abschwächen. Brillenträger kommen ganz automatisch an eine etwas reduzierte Basswiedergabe. Die Bügel lüften nämlich die Abdichtung der Ohrpolster etwas an, was zu einer leichten Abschwächung des Bassbereiches führt. (Wobei das natürlich auch ein wenig auf die Form der Brillenbügel ankommt.)

Ganz ehrlich? Ich mag die Bassabstimmung des P100 sehr! Auch wenn die Briten damit schon einen gewissen Massengeschmack speziell unter jugendlicheren Käufern bedienen, ist seine Tieftonperformance stets sauber und schließt vor allem nahtlos an die angenehm natürlichen Mitten an, die ihrerseits vollmundig und körperhaft auftreten. Auch an den Höhen gibt es nichts auszusetzen. Klar, ein Transparenzwunder mit dem Feingefühl drahtgebundener High-End-Kopfhörer ist der P100 nicht. Aber preisklassenbezogen und rein für Bluetooth-Verhältnisse betrachtet ist das Gehörte sensationell gut.


Es ist letztendlich aber die Stimmigkeit über alle Frequenzbereiche, die den Cambridge Over-Ear überaus sympathisch macht. Einfach aufsetzen und genießen. Hier versucht keiner Erbsen zu zählen, sondern man erfreut sich einfach der wunderbaren Klangfarben.

Und im Vergleich zum Technics? Der Cambridge gewinnt dieses Duell klar. Zwar sind beide auf ihre Weise äußerst transparent und dynamisch, doch beim schnellen Wechsel zwischen den beiden Hörern – was dank der automatischen Bluetooth-Umschaltung beim Wechsel ohne langwierige Neuverbindung geht – stand mein Favorit schnell fest. Die Unterschiede fallen vor allem in zwei Bereichen auf. Da wären zunächst die Klangfarben. Das ist ein wenig mit der Farbtemperatur bei Fotos vergleichbar. Der Japaner wirkt etwas kühler, was ich akustisch als leicht nasal empfinde, was sich – verständlicherweise – vor allem bei Stimmen bemerkbar macht. Im direkten Vergleich zum Briten fällt das besonders auf. Der P100 agiert näher an den natürlichen Farben der Welt und wirkt insgesamt stimmiger.

Zweitens: Der Bassbereich. Der Technics steht dem P100 in Sachen Tiefgang und Volumen kaum nach, aber er wirkt leicht „brummiger“, nicht so sauber konturiert und etwas trockener. Die Bassperformance des Cambridge ist in jeder Hinsicht natürlicher. Und wie gesagt, seine kräftig-voluminöse Abstimmung wirkt nie übertrieben.

Es ist durchaus möglich, dass anderen die tonale Abstimmung des Technics besser gefällt. Darum sollten sie den EAH-A800 nicht von vornherein aufgrund meiner Einschätzung ausschließen, sondern, wenn sich die Möglichkeit ergibt, selbst einmal vergleichen. Für mich ist der Cambridge aber der klare Gewinner. – Mit Abstand.


Fazit: 279 Euro? – Deal!
Solange Sie für diese Summe keine Luxusmaterialien mit Blattgold und sonstigem Chi-Chi erwarten, ist der Cambridge P100 eins der besten Angebote im gesamten Kopfhörermarkt seit langer, langer Zeit. Er klingt nicht nur besser als das Gros aller BT-Hörer bis ca. 500 Euro, sondern ist dazu unprätentiös in der Bedienung, trägt sich gut, ist vielseitig nutzbar und ein echter Ausdauer-Champion. Dazu kommt der Umweltaspekt. Wie viele Kopfhörer-Hersteller ermöglichen es schon ihren Kunden, einen gealterten Akku für nur 30 Euro selbst austauschen zu können?

Mangels echter Schwachpunkte kann das Urteil daher nur lauten: Uneingeschränkte, ganz dicke Kaufempfehlung!


Plus/Minus Cambridge Audio P100
+ warmer, vollmundiger Klang, etwas bassbetont
+ einfache, sehr angenehme Bedienung
+ rekordverdächtige Akkuausdauer bis 100 Std.
+ aptX Lossless Bluetooth
+ Bluetooth 5.3 Mehrpunkt-Verbindung
+ effektive Geräuschunterdrückung und Transparenzmodus
+ muss für Transport im Case nicht zusammengeklappt werden
+ gut gestaltete App
+ Ohrpolster und Akku vom Nutzer austauschbar

+/- Kabelmodus an Klinke möglich, aber nicht rein passiv
+/- leichte Klangbeeinflussung bei Brillenträgern; kann vorteilhaft wahrgenommen werden

– Case ziemlich groß und sperrig

Kommentare

jeti
jeti07.09.24 09:29
Danke für den tollen und ausführlichen Bericht.
In der Regel bin ich (nicht mehr) ein Träger/Freund von Bügelkopfhörern,
aber der Melomania P100 macht wieder Lust darauf.
Lediglich 3D-Audio dürfe er für meinen Geschmack bieten.
Unterm Stich ein tolles Gesamtpaket.
+1
gevaugeh07.09.24 10:49
Vielen Dank für den Test, eigentlich hat mich der schon komplett überzeugt. Besonders das Thema mit der Nachhaltigkeit und das Design finde ich großartig. Ich muss jetzt nur noch schauen, ob es für den P100 andere Ohrpolster gibt. Ich vertrage weder echtes noch künstliches Leder an den Ohren, und bevorzuge daher Stoffe oder stoffähnliche Materialien. Daher nutze ich z.B. am Rechner sehr gerne meine alten Philips Fidelio X2.
+2
Huba07.09.24 17:01
Schön, dass es gut klingende Audioprodukte auch zu kleinem Geld gibt. Danke für den Test!
0
mistamilla
mistamilla07.09.24 19:06
Danke für den Bericht. Die auswechselbaren Komponenten scheinen wirklich sinnvoll. Habe mal ein Exemplar in den Warenkorb gelegt (kostet allerdings in der CH um CHF 299).
Ich habe mir damals nach dem Rewind-Bericht den Panasonic HD10 gekauft und war begeistert ob der Qualität (Passform und Klang). Später trübte sich das positive Bild, da die Ohrpolster sich aufzulösen begannen (zum Glück gibt's passende chinesische Nachbauten dafür), sowie hängt nun inzwischen auch die Polsterung am Kopfbügel in Fetzen runter und die lässt sich leider nicht wechseln (oder ich habe nichts passendes gefunden). Zum Vergleich: der Kunststoff am uralten (>42 Jahre) AKG K240 Sextett ist immer noch tadellos.
ITZA GOOTZIE
0
Dunnikin07.09.24 19:07
Tasten am Kopfhörer — ich liebe es 😍 Das ist wirklich viel besser als das nervtötende Getatsche an den Hörmuscheln.

Sehr schön ist auch, daß sich Batterie und Ohrpolster leicht wechseln lassen. Ein wirklich sehr interessantes Gerät.

Derzeit bin ich mit einem Bose QC45 unterwegs, bei dem sich auch die Polster und das Kopfband schnell wechseln lassen, für die Batterie gibt es einen Wechselservice. Nach mehreren Jahren hat die Batterie noch nicht gelitten, Ohrpolster und Kopfband habe ich gewechselt.

Den Cambridge halte ich jedenfalls auf dem Schirm, das scheint ein recht sympathischer Kopfhörer zu sein.
+1
Huba07.09.24 19:25
Sehr gut gefällt mit dieser Teil in der FAQ:

Wired Mode (USB C – USB C)

Laptop: Instead of using Bluetooth, or the 3.5mm connection, you can use the supplied USB cable to connect for audio. The audio that comes through the USB cable bypasses the wireless circuitry, so high resolution 24Bit / 96kHz will be supported depending on the audio source.

Mobile: Instead of using Bluetooth, connect the supplied USB-C – USB-C cable from your mobile device to your P100. High resolution 24Bit / 96kHz will be supported depending on the audio source.
+1

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