Test Cambridge Audio Melomania Touch: Günstige True Wireless In-Ears für Dauerhörer (UPDATE)
Melomania Touch – Praxis FortsetzungDarüber hinaus fällt in der App noch ein wesentlicher Punkt auf, der aus der Beschreibung der Melomania Touch leider nicht unmittelbar hervor geht. Einer, der fast schon ein wenig an Vortäuschung falscher Tatsachen grenzt. Nun, ganz so hart kann man es Cambridge Audio sicher nicht vorwerfen, aber nur ein Teil der Wahrheit in der Werbung zu sagen, ist auch nicht ganz die feine Art. Die Rede ist hier von der Möglichkeit, zwischen einem „High Performance“-Modus und einem „Low Power“-Modus umzuschalten. Die Crux dabei: Die ständig im Marketing hervorgehobene Akkuausdauer von neun Stunden der Earbuds plus 41 Stunden Akkureserve im Case ist nur im „Low Power“-Modus zu erreichen, der klangliche Einbußen mit sich bringt. Im „High Performance“-Modus verringert sich die Zeit auf sieben Stunden plus 33 Stunden Case-Reserve, also zusammen 40 Stunden. Immerhin zehn Stunden weniger.
Nun wollen wir die Kirche im Dorf lassen und dem Hersteller zugestehen, dass selbst die Ausdauer im „High Performance“-Modus noch beachtlich ist. Die Praxis hat außerdem gezeigt, dass die klanglichen Einbußen im „Low Power“-Modus fast schon vernachlässigbar gering sind.
Was viel lästiger ist: Die Umschaltung zwischen diesen beiden Modi ist nicht etwa durch umlegen eines Schalters in der App oder an den Hörern erledigt. Stattdessen müssen beide Ohrhörer dafür nacheinander eine Art Updateprozedur durchlaufen, die annähernd so lange wie ein Firmware-Update dauert. Die Musik darf dabei nicht spielen, sonst bleibt der Fortschrittskreis bei 1% stehen. Hier die zugehörigen Screenshots:
Aufgrund des umständlichen und recht lange dauernden Moduswechsels ist ein direkter A/B-Vergleich praktisch nicht möglich. Bei längeren Hörversuchen könnte man dem „Low Power“-Modus eine etwas geringere Dynamik und minimal schlechtere Auflösung nachsagen. Aber ganz ehrlich? Der Unterschied ist – die Gesamtperformance der Melomania Touch in Betracht gezogen – eher marginal. Wer stets maximale Akkuperformance benötigt, kann die Hörer bedenkenlos dauerhaft in dieser Betriebsart nutzen.
In der App können die Touchfunktionen per Schalter konfigurieren. Selten oder nicht benötigte Funktionen können abgeschaltet werden. Sehr ungewöhnlich: Die App ermöglicht sogar die deaktivierung nicht benötigter Bluetooth-Codecs. Für Apple iDevice-User betrifft das nur AAC. Doch warum sollte man das abschalten wollen? Die Abschaltung erfolgt zu dem nicht umgehend, sondern die Hörer müssen dazu einen Reset durchlaufen.
In der Praxis gefallen die Melomania Touch mit ihrem (zumindest in meinen Ohren) wirklich guten Tragekomfort, der mit den ebenfalls sehr guten 1MORE TWE (
Test) vergleichbar ist. Die Hörer sind sehr leicht. Nur knapp über 6 g bringt einer der Stöpsel auf die Waage. Die Bedienung per Touch ist, wie so oft bei Touch-Kontrollen, etwas gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber zuverlässig. Der Hersteller verspricht einen Spritzwasserschutz nach IPX4.
Über die Feiertage – und auch wegen des zwischengeschobenen
Tests der AirPods Max – lagen die Melomania Touch einige Zeit ungenutzt im Büro. Dabei fiel auf, dass die Hörer im Standby-Modus relativ viel Energie verbrauchen. Das könnte eine unschöne Überraschung bedeuten, wenn die Hörer nach längerer Pause benötigt werden und nicht an einem Ladegerät angeschlossen waren.
Der TransparenzmodusEin Feature, dass mich bei den AirPods Max sehr beeindruckt hat. Der Transparenzmodus nutzt außen liegende Mikrofone zur Erfassung der Umgebungsgeräusche und gibt diese über die Lautsprecher an die Ohren weiter. In den AirPods Max ist der Transparenzmodus zwar nicht anpassbar, funktioniert aber so gut, dass es auch gar keiner Justierung bedarf. Einmal aktiviert hört man seine Umgebung beinahe so, als hätte man gar keine geschlossenen Kopfhörer auf. – Mit kleinen Einschränkungen.
In den Melomania Touch lässt sich der Transparenzmodus stufenlos zwischen 0 und 100% Variieren. Ein-/Ausschalten geht auch an den Hörern, Justieren nur über die App.
Auffällig: Das Grundrauschen nimmt mit aktivierter Transparenz deutlich zu. Bei 50% (die Standardeinstellung) ist es deutlich vernehmlich, bei 100% eigentlich nicht mehr akzeptabel. Zwar kann bei aktivierter Transparenz die Umwelt deutlicher wahrgenommen werden, aber es wirkt
bei weitem nicht so natürlich, wie mit den AirPods Max (Die In-Ear AirPods kenne ich im Vergleich nicht.) und die eigene Stimme bleibt dumpf, als hielte man sich die Ohren zu. Räumliches Hören erlauben aber auch die Melomanias im Transparenzmodus.