Test Canon EOS RP: Die ideale Kamera für den Vollformat-Einstieg? Rewind verrät die Vor- und Nachteile
Wie schon im
Test der Olympus E-M1X vor wenigen Wochen, möchte ich auch bei diesem Erfahrungsbericht das Augenmerk weniger auf technische Daten legen. Diese wurden schon in unzähligen YouTube-Videos runtergebetet. Stattdessen soll meine praktische Erfahrung mit der Canon EOS RP im Vordergrund stehen.
Die wichtigsten Daten der EOS RP:- 26,2 MP Vollformat
- Dual Pixel CMOS AF
- DIGIC 8 Prozessor
- Reihenaufnahmen max. 5 B/s, (4 B/s mit Servo-AF)
- AF mit Gesichts- und Augenerkennung
- 4.779 wählbare AF-Positionen
- ISO Empfindlichkeit 100 bis 40.000 (erweitert: ISO 50, 51.200, 102.400)
- OLED-Sucher mit 2,36 Millionen Bildpunkten
- klapp/schwenkbares 3" LC-Touch-Display
- Dual Sensing IS
- 4K Auflösung mit 25 B/s und Full HD mit 60 B/s
- Bluetooth- und WLAN
- mini HDMI und USB (aber nur 2.0!)
- Maße: 132,5 x 85,0 x 70,0 mm
- Gewicht: ca. 440 g (nur Gehäuse), 485 g (mit Karte und Akku)
- Optional mit Kit-Objektiv: RF 24-105 mm F 4 L IS USM
- Optionaler Erweiterungsgriff EG-E1
Viele Details zur EOS RP habe ich bereits bei der
Vorstellung in diesem Artikel erwähnt.
Dank eines etwas längeren Testzeitraums und besseren fotografischen Gelegenheiten, konnte ich der RP noch etwas genauer als der Olympus E-M1X auf den Zahn fühlen. Für den Test hatte ich dabei nur ein einziges Objektiv zur Verfügung, und zwar das RF 50mm f/1.2 L USM (€2.499). Ein wahrlich überragendes Objektiv. Buchstäblich und im übertragenen Sinne „eine Wucht“! Doch da beginnen schon die Probleme, die Canon momentan mit seiner derzeit günstigsten Vollformat DSLM hat: Es gibt fast keine für die Kamera angemessenen Objektive.
Mit der Einführung des RF-Mount für spiegellose Vollformatkameras haben die Japaner ihre Konzentration in Sachen Objektiventwicklung zunächst ganz klar auf High-End-Optiken gelegt. Zwar wird die EOS RP momentan fast immer mit einem EF-Mount-Adapter ausgeliefert, der den Anschluss beinahe aller EF-Objektive für Canon DSLRs erlaubt, wer jedoch mit der RP ganz neu in Canons Kamerawelt einsteigen will, möchte sicherlich keine Objektive anschaffen, die für ein ganz anderes System gedacht sind, um diese mit einem Adapter an der RP zu betreiben.
Das RF-Mount Objektivangebot sieht derzeit wie folgt aus:- RF 24-105mm f/4 L IS USM – €1.199
- RF 28-70mm f/2 L USM – €3.249
- RF 50mm f/1.2 L USM – €2.499
- RF 35mm f/1.8 Macro IS STM – €549
Im Laufe des Jahres sollen noch folgende Objektive hinzu kommen:
- RF 15-35mm f/2.8 L IS USM
- RF 24-70mm f/2.8 L IS USM
- RF 70-200mm f/2.8 L IS USM
- RF 24-240mm f/4-6.3 IS USM
- RF 85mm f/1.2 L USM
- RF 85mm f/1.2 L USM DS
Bis auf die beiden fett markierten Objektive handelt es sich ausnahmslos um sehr hochwertige und hochpreisige Optiken, die eher für die Mittelklasse DSLM EOS R (
Test) oder ein noch höher positioniertes, zukünftiges Modell angemessen sind. Für die EOS RP gibt es daher momentan mit dem RF 35mm f/1.8 Macro IS STM nur ein natives Objektiv. Erst später soll mit dem RF 24-240mm f/4-6.3 IS USM eine zweite Wahlmöglichkeit hinzukommen. Natürlich kann man auch die High-End-Modelle mit der RP koppeln, so wie ich es in diesem Test getan habe, aber das wird doch eher die Ausnahme bleiben. Nicht nur preislich, sondern auch „physisch“ sind die EOS RP und beispielsweise das 2.500 Euro teure RF 50mm f/1.2 L USM keine Idealkombination.
Wer es dennoch versuchen will, dem rate ich dringend, sich den optionalen Erweiterungsgriff EG-E1 (UVP 79 Euro,
Amazon) zuzulegen, um einen besseren Halt für die dann sehr kopflastige Kombination zu haben. Hier ein paar Beispiele, was eine solche Kombi in der Praxis bedeutet:
Die Olympus mit angesetztem 17 mm (KB 34 mm) f/1,2 Objektiv (in Vertretung des etwa gleich großen und schweren 25 mm f/1,2 als besserem Vergleichspartner) und die Canon mit dem RF 50 mm F1,2.
Die E-M1X wiegt ohne Objektiv rund 1 kg, die EOS RP ohne Objektiv (und ohne EG-E1) weniger als die Hälfte (rund 495 g; mit EG-E1 580 g).
So sieht es auf der Waage aus, wenn die besagten Objektive montiert sind. Die Werte sprechen für sich.
Kurz und knapp: Canon braucht
dringend kleinere und günstigere RF-Objektive zur Ergänzung der EOS RP. Der EF-Adapter ist und bleibt eine Krücke.