Aeon2 – Klang und FazitUm das noch mal klarzustellen: Der Aeon2 hat einen hohen klanglichen Anspruch und ist nur bedingt mit den heute so typischen Mobilkopfhörern vom Schlage eines B&W PX7 vergleichbar. So ist der Aeon2 weder drahtlos nutzbar, noch bietet er eine aktive Geräuschkompensation. Als vollkommen passiver, analoger Kopfhörer ist er zur Unterdrückung von Außengeräuschen allein auf seine geschlossene Bauweise und gut isolierende Ohrpolster angewiesen. Vergleichbar sind eher Modelle wie der
Focal Elegia oder der (deutlich teurere)
Stellia.
Ich betone das deshalb so deutlich, um keine überzogen hohen Erwartungen an die Geräuschisolation zu wecken. Der Aeon2 ist kein Schallschutz-Kopfhörer. Setzt man ihn auf, werden Außengeräusche aber ordentlich reduziert. Und Außenstehende, zum Beispiel mitreisende in öffentlichen Verkehrsmitteln, werden nicht gestört.
Der Aeon2 verknüpft diese Eigenschaft mit dem selten erlebten Kunststück, seinen Träger nicht wie unter einer Glocke von der Außenwelt abzuschneiden. Ich kenne massenhaft geschlossene Kopfhörer, die einem das akustische Gefühl vermitteln, als würde man sich mit aller Kraft die Ohren zuhalten, sodass man das eigene Blut in den Adern pulsieren hört. Das nervt. Unter anderem deswegen bin ich stets ein Fürsprecher offener Kopfhörer gewesen.
Als einem der ganz wenigen seiner Art gelingt dem Aeon2 die Balance zwischen guter Außenschallisolation und akustisch neutralem Ambiente. Und er ist der erste mir bekannte Kopfhörer, dem das für weniger als 1.000 Euro in so überzeugender Weise gelingt.
Das alles wäre aber für die Katz, wenn die Musik ihren Zauber nicht entfalten könnte. Doch auch hier kann ich nur Gutes berichten. Der Aeon2 zeichnet sich durch eine sehr neutrale, aber nie lustlose Spielweise aus. Prachtvolle, verfärbungsfreie Mitten, feinste, glockenklare und nie spitze Höhen, gepaart mit einem äußerst sauberen, tiefreichenden und sonoren Bass ohne Gehäuseklang zeichnen den aus San Diego, Kalifornien stammenden Kopfhörer aus.
Überhaupt klingt der Aeon2 so gar nicht wie ein typischer geschlossener Kopfhörer. Würde er die Außengeräusche nicht spürbar ausblenden, könnte man ihn leicht mit seinem offen konstruierten Bruder verwechseln. Allerdings sollte man auch nicht auf die bei geschlossener Bauweise sonst übliche Bassbetonung hoffen. Der Bass ist sauber und reicht tief in den Frequenzkeller, aber wer Vollfettstufe mit Partybass erwartet, ist hier an der falschen Adresse.
Die räumliche Bühne ist natürlich auch bei diesem Kopfhörer von den grundsätzlichen Einschränkungen dieser Abhörmethode geprägt. Also das berüchtigte Im-Kopf-Gefühl wird man auch mit ihm nicht ganz los. Doch dank seiner hervorragend offenen, transparenten und nicht wie intravenös wirkenden Spielweise stört das kaum. Er spielt diesbezüglich auf dem Niveau deutlich kostspieligerer Kopfhörer. – Toll!
Das Preis-/Leistungsverhältnis des Aeon2 ist damit hervorragend. Wer den Kauf in Erwägung zieht, sollte lediglich einkalkulieren, dass ein so fähiger Kopfhörer auch wirklich adäquate Zuspieler braucht. Der im Test verwendete Burson Conductor 3X Performance wird dem vollauf gerecht. Doch auch mit dem sehr günstigen iFi ZEN DAC (ca. 130 Euro,
Amazon) wirft man keine „Perlen vor die Säue“. Da muss jeder seinen Sweet Spot finden. Gleiches gilt für die mobile Nutzung. Bitte sehen Sie davon ab, den Aeon2 per Klinke direkt an einem Smartphone oder nur mit einem billigen USB-auf-Klinke-Adapter zu betreiben. Die Einbußen in der Dynamik und Musikalität mit solchen Lösungen wären unverantwortliche Vergeudung von Potential.
Fazit: Der vielleicht beste geschlossene Kopfhörer unter 1.000 EuroDer Dan Clark Audio Aeon2 ist Vertreter einer neuen Generation von geschlossenen Kopfhörern, die ohne das lästige Isolationsgefühl auskommen. Bislang gibt es auf diesem Gebiet und in dieser Preisklasse nicht viele Gegner, die im auf diesem Gebiet das Wasser reichen können. Dazu ist er toll verarbeitet, leicht, sieht edel aus, trägt sich sehr komfortabel, ist für einen passiven, magnetostatischen Over-Ear vergleichsweise kompakt, mobiltauglich und – last but not least – bezahlbar.
Seine klangliche Neutralität verbunden mit der vielseitigen Nutzbarkeit macht den Aeon2 nicht nur für audiophile Gourmets interessant, die auch auf Reisen keine Klangkompromisse eingehen wollen. Musiker und Produzenten sollten sich diesen Kopfhörer ebenfalls unbedingt mal anhören. Ein Top-Studiokopfhörer!
Plus/Minus Dan Clark Audio Aeon2+ wunderbar frei atmender Klang für einen geschlossenen Kopfhörer
+ kein Isolationsgefühl
+ keine geschmäcklerische Bassbetonung
+ hoher Tragekomfort
+ angenehm leicht (321 g)
+ cleverer Faltmechanismus
+ gut isolierende Ohrpolster
+ solide Buchsen
+ wahlweise mit Klinke oder XLR4 bestellbar
– kein kurzes, flexibles Kabel für unterwegs im Lieferumfang